Vorstandsmitglied Professor Günther Stock:
Für uns ist Public Private Partnership etwas, um die großen Möglichkeiten, die die molekulare Medizin, anbietet, sei es methodisch, sei es von den Ergebnissen her, ins Haus, in die Hausforschung hinein zu holen, weil wir unmöglich das ganze Spektrum abstreichen können. Für die Menschen in der Universität, in den Akademieinstituten ist es insbesondere wichtig, um ihre Ideen ein Stück weit in Realisierung zu führen.
Nur, was ist eigentlich Public Private Partnership? Da gehen die Auffassungen auseinander. Für alle, die den Begriff großzügig auslegen, gehört schon der Forschungsauftrag dazu, der an eine staatliche Forschungseinrichtung vergebenen wird. Oder eine von der Wirtschaft gestiftete Professur, die sich mit irgend einem exotischen Wissensgebiet beschäftigt, mit dem sich das Unternehmen dann schmückt. Public Private Partnership im engeren Sinne meint aber etwas anderes: gemeinsam zu arbeiten, an Resultaten, die beiden Partnern später nutzten. Nicht nur zwischen Einzelpersonen, sondern in gemeinsamen Institutionen, etwa einer partnerschaftlich organisierten GmbH. So verstanden, steht Deutschland mit rund 50 Projekten erst am Anfang. Professor Gerhard Fettweis kommt von Vodafone und hat heute einen Lehrstuhl an der Technischen Universität Dresden inne. Der ist von seinem früheren Arbeitgeber gestiftet.
Eines der größten Defizite, die ich sehe, ist: jeder, der so was macht, baut seine Struktur auf, und muss sozusagen seine eigene Erfahrung selber erlernen. Und es wäre sehr schön, wenn wir vorgefertigte Strukturen schon hätten, wo ich sagen kann, hier gibt es zum Beispiel dieses Konstrukt, da sind auch die ganzen Verträge - und die ganzen wie-machst-du-das–Leitfäden - vorgefertigt und dann könnte man das so durchziehen.
Stiftungsprofessuren zum Beispiel florieren, seit der Stifterverband der Wissenschaft konkrete Vorschläge für die gesetzlichen Regelungen erarbeitet hat. Etwas wäre auch für Public Private Partnerships gut. Rechtlich einwandfreie Vertragsentwürfe, die den Wissenschaftlern schnell die Chancen und Risiken verschiedener Kooperationsformen zeigen. Wo arbeitsrechtliche Fragen geregelt werden, Verantwortlichkeiten für einzelne Aufgaben, oder die Verwertungsmöglichkeiten für das geistige Eigentum, Marken- und Patente.
Kritiker der Public Private Partnership wähnen die größte Gefahr jedoch aus einer anderen Richtung: sie fürchten um die Freiheit der akademischen Forschung bedroht. Stiftungsprofessor Fettweiss sieht das ganz anders: Trotz Haushaltssperren hat er dank seiner Partner schon so manches Projekt durchziehen können. Darüber hinaus kann er durch stetigen Geldtransfer immer mal wieder ein wenig bei Seite legen:
Man muss sich sozusagen einen Cache-Puffer auf den Konto halten im Forschungsetat, mit dem man dann Themen durchziehen kann, die weder die Deutsche Forschungsgemeinschaft für aktuell genug hält, weil sie sagen, nee, das ist zu verrückt, da gibst zu wenig Vorarbeiten, noch die öffentliche Hand einem Freiräume gibt. Wenn man sich dann also einen Puffer anbaut durch solche Industrieprojekte, kann man ganz verrückte Ideen durchziehen und angehen, die einem eigentlich die Freiheit erst ermöglichen, manche Themen aufzugreifen.
Aber Fettweis sieht noch einen weiteren Nutzen für die Studierenden. Der Nachwuchs bekommt von er Industrie ständig Rückmeldungen: wie realistisch sind meine Ideen, mit welchen Methoden komme am schnellsten zum Erfolg. Fähigkeiten, über die sich künftige Arbeitgeber freuen. Das sind oft die selben, mit denen die Studierenden schon zusammen gearbeitet haben - dank Public Private Partnership.