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Peter Scholl-Latour ist tot

Der Journalist und Autor Peter Scholl-Latour ist am Samstag im Alter von 90 Jahren in Rhöndorf am Rhein gestorben, wie die Ullstein-Buchverlage in Berlin mitteilten. Scholl-Latour wurde mit Auslandsreportagen für ARD und ZDF bekannt und schrieb Bestseller wie "Der Tod im Reisfeld".

16.08.2014
    Der Publizist Peter Scholl-Latour, Portrait, schwarz-weiß
    Der Publizist Peter Scholl-Latour starb am 16. August 2014. (dpa/picture alliance/Tim Brakemeier)
    Als Nahost- und Asien-Experte von ARD und ZDF berichtete Peter Scholl-Latour jahrzehntelang aus Krisenherden und von Schlachtfeldern. Mit seinen Büchern erreichte er ein Millionenpublikum. Der Kenner des Orients erregte auch Widerspruch: durch seine Kritik an Krieg führenden Westmächten, aber auch durch sein Islambild. So wurde ihm etwa vorgeworfen, Ängste gegenüber dem Islam zu schüren oder nicht wissenschaftlich fundiert zu argumentieren. Das nahm er aber gelassen. Meist behielt er doch Recht mit seinen Vorhersagen, sagt Barbara Winkens im Nachruf auf Scholl-Latour.
    Eigene Kriegserfahrung
    Scholl-Latour wurde am 9. März 1924 in Bochum geboren; als Sohn einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters besaß er die doppelte Staatsangehörigkeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog er nach Frankreich, meldete sich freiwillig zu den Fallschirmjägern und diente bis 1947 im Indochinakrieg. In der Reihe "Zeitzeugen im Gespräch" im Deutschlandfunk sagte er 2011:
    "Ich habe den asymmetrischen Krieg, von dem man heute redet, praktisch vorweggenommen. Man hat mir später nichts vormachen können bei Partisanenkriegen und so weiter, weil ich es selbst erlebt habe und selbst meine Erfahrungen dort gesammelt habe."
    Historische Methode
    Ab 1948 studierte Scholl-Latour in Mainz, Paris und Beirut Philologie, Politikwissenschaft und Arabistik. Schon während des Studiums arbeitete er als Reisejournalist, bereiste Amerika, Afrika, den Vorderen Orient und große Teile Südost- und Ostasiens. Nach jahrzehntelangem Wirken als Journalist bei ARD, ZDF und dem "Stern" verlegte er sich 1988 ganz auf die Publizistik und auf Fernsehdokumentationen. Eines seiner bekanntesten Bücher mit Millionenauflage wurde "Der Tod im Reisfeld", in dem er die Grundzüge des 30-jährigen Krieges in Indochina beschrieb. Auch der Islam und der Nahe Osten waren häufig behandelte Themen von Scholl-Latour. Letztlich beleuchtete er fast alle wesentlichen Konfliktfelder der Welt. Dabei bedient er sich journalistisch der historischen Methode: Er zeichnete die Entwicklungsgeschichten der von ihm analysierten Konflikte nach und trug so zum besseren Verständnis ihrer Ursachen bei.
    (nin/dk)