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Pulsierendes Hafenleben rund um die Uhr

Zum Hafengeburtstag im Mai steht Hamburg Kopf. Aber auch so ist der Hafen die Lebensader der Stadt. Rund um die Uhr wird hier gearbeitet.

Von Hans Guenther Meurer | 09.05.2013
    - "Moin, moin!"
    - "Bist du das, Dietrich?"
    - "Richtig, hast du mich an der Stimme erkannt?"
    - "Nein."
    - "Yow, wer bist du denn?"
    - "Hier ist die Barkasse Hafenkapitän, bitte mal kommen! "

    Andreas Brummermann hat seinen Traum gefunden. Jahrelang ist er zur See gefahren, bis er bei der Hamburger Hafenbehörde festgemacht hat. Und weil das ziemlich bieder klingt und kein Seebär damit was anfangen kann, heißt die Hafenverwaltung "Hamburg Port Authority" – klingt ja wirklich besser im Tor zur Welt:

    "Der Hamburger Hafen ist etwas, was es in dieser Form in einer Großstadt weltweit nur einmal gibt, von den bedeutenden großen Häfen. Nämlich ein Welthafen mitten in einer Stadt, sie können hier am Strand sitzen, einen Wein, ein Bier trinken und in 200 Meter Entfernung fährt ein 400 Meter großes Containerschiff, die größten, die wir weltweit haben, vorbei. Das gibt es in keinem vergleichbaren Hafen."

    Rund 160.000 Menschen arbeiten im beziehungsweise rund um den Hamburger Hafen. Auf einer Fläche von 87 Quadratkilometern, einem Zehntel der städtischen Gesamtfläche. Stillstand ist hier ein Fremdwort. Das Herz der Stadt pulsiert rund um die Uhr. Eine gewaltige logistische und administrative Herausforderung. Das Team des Hafenkapitäns ist dafür verantwortlich, dass der gesamte Schiffsverkehr sicher und geregelt abläuft.

    "Denn wir haben im Hamburger Hafen eine vergleichbar geringe Wasserfläche zum Manövrieren aller Schiffe, die wir hier haben. Das geht bis dahin, dass wir die Aufsichtsbehörde über die Hafenlotsen sind. Die Hafenlotsen organisieren ihre tägliche Arbeit selber. Und nur ein Seeschiff, das einen von uns genehmigten Liegeplatz im Hafen nachweisen kann, darf die Elbe aufkommen und den Hamburger Hafen anlaufen."

    Damit auch künftig die größten Pötte der Weltmeere in Hamburg vor Anker gehen können, gibt es "Odin", den Eimerkettenbagger. Eines der wichtigsten schwimmenden Geräte des Hamburger Hafens, wenn es nach Stefan Albrecht von der Hamburg Port Authority geht. Er koordiniert den Einsatz des Kolosses im Hafenbecken, wo Odin dafür sorgt, dass das Wasser tief genug ist für die mehr als 300 Meter großen Containerriesen.

    "Die werden ja immer länger und der Tiefgang immer größer. Die möchten ja gerne voll beladen nach Hamburg kommen, mit einem großen Tiefgang. Und deswegen muss hier auch genügend Wasser sein, damit sie auch drehen können."

    57 gewaltige Eimer mit je einer Tonne Inhalt an einem Förderband schaufeln Kleie und Mergel, Sand und Steine aus dem braunen Hafenwasser. Reinhold Beier ist der Baggerführer:

    -"Hier haben wir im Moment eine Tiefe vor dem Baggern von 13,50 Metern und nach dem Baggern haben wir 15,20 Meter."
    - "Und wie groß ist das Areal, das sie hier jetzt ausbaggern?"
    - "Das ganze Gelände ist etwa 300 Meter breit und 580 Meter lang."

    Herr Beier lebt seinen Kindheitstraum. Weniger, wenn er seinem Odin dabei zuguckt, wie er langweiligen braunen Schlamm in seinen Eimern nach oben befördert. Manchmal stößt er auf echte Herausforderungen. Große Steine, die nicht in seine Eimer passen.

    "Oh, die haben so sechs, acht, zehn, 15 Tonnen, wiegen die und noch größer. Die verbuddeln wir einfach, dann buddeln wir ein bisschen tiefer an der Stelle. Und dann kriegt der mit der Kette einen kleinen Schubs - und der kommt auch nicht wieder."

    Der Eimerkettenbagger "Odin" ist also ein echtes hanseatisches Buddelschiff.

    Hafengeburtstag bedeutet Großkampftag für die kleinen und großen Hafenrundfahrer. Auch wenn es ein bisschen aufdringlich erscheint, was die Herren da anbieten: Wer Hamburg von seiner schönsten Seite erleben will, muss einfach durch den Hafen geschippert sein. Und dabei kommt er auch am Museumshafen vorbei, in Övelgönne, wo der Elbstrand beginnt mit seinen alten Kapitänshäusern und romantischen Spazierwegen. Sanft schaukeln die schwimmenden Zeitzeugen in den Elbwellen. Circa 30 Jollen und Segler, Schlepper und Bagger, Eisbrecher und ein Feuerschiff, die liebevoll gehegt und gepflegt werden von Freiwilligen und Ehrenamtlichen, wie Björn Nicolaisen.

    "Die jüngsten Schiffe, die wir jetzt im Museumshafen haben, stammen aus der Nachkriegszeit, 50er-, 60er-Jahre. Und es geht natürlich darum, ein Stück Schiffstechnologie zu bewahren. Das droht sonst, zu verschwinden. Und so sehen wir unsere Aufgabe auch darin, immer weiter zu gucken, also auch Schiffe, die drohen, ganz zu verschwinden, ein, zwei Exemplare für Hamburg zu erhalten."

    Die Claus D ist ein solches Einzelstück, das inzwischen ordentlich in die Jahre gekommen ist. Der dampfgetriebene Schlepper wird 100 Jahre alt und hielt noch bis in die 70er-Jahre den Hamburger Hafen ordentlich unter Dampf.

    "Wenn man sich ein modernes Schiff anschaut und dort in einen Maschinenraum geht, dann ist da ein fürchterlicher Lärm, sind da Generatoren."

    Sagt Piet Schmidtke, der zusieht, dass Claus D in besten Händen ist.

    - "Und hier, auf Claus D ist das alles ruhig. Saugend, schnaubend, schmatzend läuft die Dampfmaschine, fast vibrationslos und geräuscharm. Also, das ist einfach ein großer Genuss."
    - "Können wir den Motor mal anwerfen?"#
    - ""Das geht nicht ganz so einfach, wir müssen also den Dampfkessel anheizen."

    Und das dauert. Ein paar Meter entfernt liegt ein anderes Prachtstück des Museumshafens, das Feuerschiff Elbe 3. Kapitän Gerd Peters ist an Bord, sag' mal, wo sind denn hier die Löschvorrichtungen?

    "Nee, das ist das auch nicht, das wird meistens auch falsch interpretiert. Denn die Seeleute waren früher ein bisschen faul ab und zu. Anstatt Leuchtfeuerschiff wurde das auf Feuerschiff verkürzt. Wir sind ein schwimmender Leuchtturm."

    Bis 1977 lag es still und beharrlich in der Elbe und diente auch als Wetterstation.

    "Dies ist ja ein ganz altes Schiff, diese ist das älteste noch fahrende Leuchtfeuerschiff der Welt. Wir sind dieses Jahr 125 Jahre alt. Und wenn man vorne in den Mast guckt, da sind drei große, runde Lampen. Und die bestreiten zusammen 360 Grad, einmal rundum."

    Seeleuten aus aller Welt hat die Elbe 3, der schwimmende Leuchtturm, den Weg in den Hamburger Hafen gewiesen. Manche von ihnen sind hier gestrandet.

    "Hier wohnen meistens Gäste. Ich mach nur einmal im Jahr Rundgang zu Weihnachten, weil ich da die Weihnachtsgeschenke verteile. Auch niemand da."
    Karla Sneider ist die gute Seele der Seemannsmission Altona, die Mutter der Kompanie. Für Seeleute aus aller Welt ist das Seemannsheim Anlaufstation während der Durchreise. Einige sind allerdings Dauergäste, krank, zu alt, ohne Ausbildung.

    "Also passen sie auf. Bei uns im vierten Stock wohnen ganz viele. Also das sind Dauerbewohner. Der eine, der wartet, bis er, glaube ich, die Rente bekommt. Also das sind unsere Dauerbewohner, die wohnen im vierten Stock. Die fahre nicht mehr, die haben Hartz 4 oder warten auf die Rente."

    Wenn sie unter deutscher Flagge gefahren sind, Wie Antonio Silvia von den Kapverdischen Inseln. Ein kaputtes Knie macht ihm zu schaffen, ein paar Monate noch, dann ist seine Rente durch.

    "Natürlich muss man zufrieden sein, so. Also das sind nette Leute, also wie Frau Sneider. Hier hat man nix zu meckern."

    Mehr als ein Jahr lebt er schon im Seemannsheim. Jetzt ruft die Heimat.

    "Ja klar, ich weiß nur nicht ganz genau. Ich muss nach Hause."

    So schnell wie möglich weg aus Hamburg, aus dem Hafen.

    Endlich im Hafen angekommen sind schon all jene, die ihr neues Zuhause in der Hafencity bezogen haben, Europas größtem innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekt. Langsam entsteht hier eine neue, hochmoderne und zukunftsweisende Stadt in der Stadt, auf einer Fläche von mehr als einer Million Quadratmetern, mit Arbeitsplätzen für mehr als 40.000 Menschen.

    Mittendrin: die Elbphilharmonie, Hamburgs Dauerstreitthema. Man mag sie oder man mag sie nicht. Einig sind sich die Hanseaten nur darin, dass sie irgendwann fertig werden möge. Diesen Prozess hat das Ökumenische Forum Hafencity längst hinter sich. Man könnte auch "Kirche" dazu sagen, aber im futuristischen Ambiente der Hafencity klingt dieses Wort fast anachronistisch. Man ist angekommen, so wie Pastorin Antje Heider-Rottwilm in einem Haus mitten in der Hafencity, das so gar nicht nach Kirche aussieht:

    "Das haben die Architekten geschafft, indem sie eine Ziegelfassade entwickelt haben, in die hinein eine Delle gedrückt ist. Und diese Delle wie eine Einladung klingt: Kommt doch rein! Und diese Delle hat in sich ein Kreuz aus grünem lasierten Ziegel und zeigt: Hier ist ein geistlicher Ort."

    Der Kirchentag wirft seine Schatten. In der kleinen Kapelle haben sich Menschen getroffen, um die eigens für den Kirchentag komponierten Lieder einzustudieren. Welch' angenehm ruhiger Ort, während draußen das neustädtische Leben am und im Hafen tobt.

    "Als der Masterplan für die Hafencity veröffentlicht wurde, da hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gesagt: Da müssen wir präsent sein in der Hafencity. Da wird es Menschen geben, die leben dort, 14.000 immerhin. Da wird es Menschen geben, die da arbeiten. Da wird es Menschen geben, die als Touristen da sind. Da wollen wir einen geistlichen Ort schaffen. Die Kirchen sind gemeinsam präsent: 19 Kirchen verschiedenster Konfessionen haben einen gemeinsamen Ort in der Hafencity auf Augenhöhe, alle sind hier gastgebende."

    Lutherische und katholische Kirche, die orthodoxen Kirchen, Mennonisten, Baptisten – um nur einige zu nennen.

    "Das ist in Deutschland einmalig, indem wir die Themen diskutieren, die uns am Herzen liegen. Sowohl die Entwicklung hier im Stadtteil, menschliche Stadtentwicklung, als auch das, was zum Spektrum Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung gehört."
    40 Menschen unterschiedlichster Konfessionen wohnen hier in 26 Mietwohnungen unter einem Dach, praktizieren ein ökumenisches Wohnprojekt. Mit einem Café, wo fast selbstredend nur fair gehandelte Produkte verkauft werden. Und einer eigenen Kapelle, wo sich mittlerweile die Stimmen gefunden haben.

    Welche Wohngemeinschaft kann schon von sich behaupten, eine eigene Kapelle im Haus zu haben. Und sie wird auch fleißig von den Neubürgern rundherum genutzt, zum täglichen Viertelstundengebet.

    "Es kommen Menschen aus den umliegenden Büros, die sagen: Ich brauch das, mal einen Moment Unterbrechung, einmal eine Viertelstunde in der Kapelle. Und ich kann tatsächlich wieder gesegnet hier rausgehen."

    Für Thomas Lorenzen wär es ein bisschen zu weit in die Hafencity. Ein kleiner Fahrstuhl hat uns komfortabel nach oben gehievt. Und sein Arbeitsplatz liegt hinter zwei eisernen Schranken im Containerterminal Tollerort der HHLA, der Hamburger Hafen und Logistik AG, einem von drei Containerterminals des Hafens. In 40 Metern Höhe macht der Blick die Runde:

    "Wir sehen vom Hafen die Terminals, Burchardkai, Eurokai, weiter links die Köhlbrandbrücke, dahinter Altenwerder, das neue Terminal. Dann sind wir Richtung Stadt, unseren Michel, die Werften, die Elbphilharmonie, ein Stück Riesenrad in der Hafencity kann man sehen, dahin. Der Rundumblick ist schon sehr schön."

    All das gibt's gratis dazu als Containerkranführer.

    - "Jetzt gehen auf meinen Arbeitsplatz, in die Katze rein."
    - "Warum heißt das Katze?"
    - "Das hat sich so eingebürgert, Kanzel sagen auch welche."

    Genaugenommen hängt die Katze, also das kleinere Führerhäuschen, direkt unter den gewaltigen Auslegearmen des Containerkrans. Rechts, links, vorne, alles aus Glas. Und auch der Boden ist aus dickem Panzerglas. Wer schwindelfrei ist, hat also gewisse Vorteile.

    "Hier unter uns ist der Spreder. Das ist das Lastaufnahmemittel, da kommt der Container unter und denn wird er aufs Schiff gestellt oder hier unten an den Kai."

    Bedient wird der Monsterkran mit Joysticks, die die Ladung senken und heben, den gesamten Kran nach rechts und links bewegen und die Kanzel samt Spreder am Ausleger über das Schiff bringen. Bis zu 50 Meter weit. Per Funk dirigiert vom Decksmann, der den Überblick über die Container hat. Rund neun Millionen Container wurden im vergangenen Jahr im Hamburger Hafen umgeschlagen. In Europa schafft nur Rotterdam noch mehr. Alles wird heutzutage in unserer globalisierten Welt in Containern verschifft und dann entweder per LKW oder mit der Bahn an seinen Bestimmungsort gebracht. Der Hamburger Hafen als Binnenhafen hat zwei entscheidende Vorteile, sagt Karl Olaf Petter von der HHLA:

    "Der eine ist, wir sind 130 Kilometer von der Elbmündung entfernt, das heißt 130 Kilometer im Binnenland. Es ist sowohl ökonomisch wie ökologisch sinnvoll, Güter mit dem Schiff zu transportieren. Die Schiffe, die hier reinkommen, haben die 130 Kilometer schon geschafft. Und dann kommt der zweite Standortvorteil: Wir haben hier in Hamburg den größten Eisenbahnhafen Europas, das heißt, die Güter werden hier zu einem Großteil, über 70 Prozent, per Eisenbahn weggebracht, das heißt die Kombination Schiff und Eisenbahn ist sowohl ökonomisch wie ökologisch absolut unschlagbar."

    Bis zu 30 Container kann Thomas Lorenzen in der Stunde verladen. Und jedes Mal muss er millimetergenau mit seinem Spreder den Stahlbehälter aufnehmen und ihn exakt irgendwo ablegen. Als Jungs haben wir das im Sandkasten gespielt und nachts davon geträumt, Containerkranführer zu werden.

    "Mehr geht nicht, hier oben zu sitzen, die Skyline zu sehen, die riesengroße Schiffe. Das ist eine Augenweide, da kann man stolz drauf sein."

    Die Schichten rund um den Hafengeburtstag sind besonders begehrt, vor allem die Nachtschicht am Abend des Feuerwerks. Dann werden die Containerkranführer zu echten Seh-Männern, denn einen besseren Platz zum Gucken gibt es in ganz Hamburg nicht.

    Bei der Wasserschutzpolizei liegen die Dinge anders, Hafengeburtstag bedeutet hier Großkampftage. Denn auch, wenn gefeiert wird, muss der Hafenbetrieb ja weitergehen. Und dazu gehört auch, dass fast 400 Meter lange Containerpötte sicher aus dem Hafen geleitet werden müssen.

    - "Herzlich willkommen an Bord, Herr Meurer. Wir freuen uns darauf, ihnen ein paar Aufgaben von der Wasserschutzpolizei zeigen zu können. Begleiten sie uns, wie wir das Großschiff aus dem Hafen begleiten."#
    - ""Danke, dann legen wir mal los."

    Der Auftrag für WSP 022 lautet nüchtern "Großschiffbegleitung". Routine für die Kollegen um Polizeiobermeister Réné Bösel. Containerfrachter von mehr als 300 Metern Länge steuern regelmäßig den Hamburger Hafen an. Und ihre Ladung wird von Männern wie Thomas Lorenzen in ihren Containerkranführerkanzeln gelöscht, also an Land gebracht. Um dann wieder beladen zu werden. Solche stählernen Riesen wie die APL Temasek, 368 Meter lang und 51 Meter breit und über der Kommandobrücke genauso hoch. Sie ist fertig zum Auslaufen, Kurs weite Welt.

    "Eine Information der Wasserschutzpolizei 22: Für das Auslaufen des Großschiffes APL Temasek vom Liegeplatz CTA Nachsee erfolgt in Kürze die Sperrung des Köhlbrands für die aufkommende Schifffahrt sowie die Sperrung der Norderelbe für die durchgehende Schifffahrt."
    Das ist in etwa so, als wolle ein voll beladener LKW mit Anhänger den Tante-Emma-Laden beliefern – über die alte Dorfstraße mit zwei 90-Grad-Kurven. Nur möglich, wenn alles rundherum gesperrt ist, die Aufgabe des Wasserschutzpolizeibootes WSP 022.

    Aber hier im Hafen geht es sozusagen dreidimensional zu, denn oben lauert die Köhlbrandbrücke, eines der Wahrzeichen der Stadt.
    Seit 1974 überspannt sie diesen Seitenarm der Elbe, und damals hätte niemand für möglich gehalten, dass es heute um Zentimeter geht, wenn Ozeanriesen wie die APL Temasek unter ihr durchfahren müssen.

    "Es wird manchmal ziemlich eng, aber bisher hat es immer geklappt."
    Bis zu 53 Meter Durchfahrtshöhe erlaubt die Brücke, je nach Tidenstand. Und 50 Meter hohe Schiffe sind in der Kategorie der APL Temasek üblich. Auch dieses Mal wird der Lotse dafür sorgen, dass zwischen Schiffsbrücke und Köhlbrandbrückenunterseite noch mindestens eine Handbreit Luft vorhanden sein wird.

    - "Geht ein Großschiff raus?"
    - "Ja, richtig, immer schön Obacht halten."
    -" Wir gucken uns das in Ruhe an."

    Währenddessen muss Réné Bösel noch unwissende Hafenkapitäne informieren, obwohl sie ja eigentlich den Funk abhören müssten. Oder per mündlicher Dienstanweisung zur Ordnung rufen, wie die Besatzung dieses Schleppers in einem Seitenarm.

    "Das Großschiff APL hat jetzt eben abgelegt, wir haben versucht, euch drei- bis viermal über Funk zu erreichen, ihr dürft jetzt nicht rausfahren, ok?"
    Und weil es im Hamburger Hafen ziemlich eng ist, pocht jeder auf seinen Platz und macht auch vor der Staatsgewalt nicht Halt:

    - "Die WS 22 hört, wer hat gerufen?"
    - "Die MS Groningen, da haben sie sich ja n sehr guten Platz ausgesucht, wir wollen im Köhlbrand drehen. Ich muss hier weiterfahren, also sie könnten ja auch mal ein bisschen Platz lassen."
    - "Ja, dann gehen wir zu Seite."

    Auch von dort aus ist gut zu beobachten, wie sich dieser gewaltige stählerne Riese mit 14.000 Containern an Bord langsam aus dem Köhlbrand in die Elbe schiebt und seinen Weg Richtung Nordsee finden wird.

    "Eine Information der Wasserschutz 22, ab sofort sind die Sperrungen im Köhlbrand und auf der Norderelbe aufgehoben."

    Spricht es und in Windeseile füllt sich die schmale Elbe, Hamburgs dörfliche Wasserstraße, wieder mit allem, was schwimmen kann.
    Elbphilharmonie bei Sonnenaufgang
    Die Elbphilharmonie wartet auf ihre Fertigstellung. (dpa / Christian Charisius)
    Die "HafenCity" in Hamburg
    Die "HafenCity" in Hamburg (Frauke Ladleif)