Samstag, 18. Mai 2024

Nordkoreas Machthaber zu Besuch in Russland
Putin und Kim Jong Un kündigen engere Zusammenarbeit an

Russlands Präsident Putin hat mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un die Möglichkeit einer militärischen Zusammenarbeit erörtert. Nach einem Treffen am russischen Weltraumbahnhof Wostotschny sagte Putin, es existierten aufgrund internationaler Sanktionen zwar gewisse Einschränkungen. Doch es gebe im Rahmen der bestehenden Regeln durchaus Möglichkeiten für eine Kooperation.

14.09.2023
    Russland: Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un treffen sich am Weltraumbahnhof Wostotschny. Mehrere Personen stehen um sie herum.
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un trifft in Russland Präsident Putin. (IMAGO/SNA/Artem Geodakyan)
    Putin betonte, Moskau werde Nordkorea helfen, Satelliten zu bauen. Kim wiederum sicherte dem russischen Staatschef die uneingeschränkte Solidarität im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu. Beide Politiker hatten sich demonstrativ die Hände geschüttelt. Kim, der sein Land, ebenso wie seine Vorgänger, Vater Kim Jong Il und Großvater Kim Il Sung, mit massiven Methoden unterdrückt, bedankte sich für die Einladung.

    Kim: "Russland führt heiligen Krieg, um seine Souveränität zu verteidigen"

    Laut den russischen Staatsmedien sagte Kim, die Beziehungen zu Russland hätten für sein Land Priorität. Russland führe einen "heiligen Krieg", um seine Souveränität und seine Sicherheit zu verteidigen. Nordkorea werde Putin und seine Entscheidungen immer unterstützen. Zusammen werde man den Imperialismus bekämpfen. An den Gesprächen nahm auch der russische Verteidigungsminister Schoigu teil.
    Im Vorfeld wurde bereits vor allem von westlicher Seite vermutet, dass Russland für seinen Krieg gegen die Ukraine nordkoreanische Waffen kaufen will. Kim wiederum solle an Technologien für Satelliten und U-Boote sowie Nahrungsmitteln für sein verarmtes Land interessiert sein, hatte es weiter geheißen.

    Nordkoreaexpertin Suh über das Treffen

    Das bestätigte auch die Nordkoreaexpertin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Elisabeth Suh. [Audio] Im Deutschlandfunk sagte sie, Nordkorea habe riesige Produktionskapazitäten für Artillerie-Munition und Panzerabwehrraketen. Diese seien sowjetischen Ursprungs und daher mit der russischen Waffentechnik kompatibel. Auf der anderen Seite könnte Russland Nahrungsmittel und Luxusgüter liefern. Die nordkoreanische Führung wolle der eigenen Bevölkerung zeigen, dass das Land nicht isoliert und als Großmacht anerkannt sei, sagte Suh.
    Zudem könnten Russland und Nordkorea gemeinsam mit China versuchen, einen Gegenpol zu den USA, Japan und Südkorea aufzubauen, nachdem diese drei Länder in diesem Sommer eine enge Zusammenarbeit vereinbart hätten.

    Mit gepanzertem Zug angereist

    Kim war gestern in Russland angekommen. Er reiste mit seinem gepanzerten Zug ein. Das totalitär-sozialistische Nordkorea hat nur wenige Partner weltweit, Machthaber Kim verlässt sein Land praktisch nie. Der Privatzug gleicht einer Festung auf Schienen: Die dunkelgrünen Waggons sollen nach Informationen des südkoreanischen Ministeriums für Wiedervereinigung in Seoul Sprengstoffanschlägen standhalten, die Fenster sind kugelsicher. Der Zug sei mit Angriffswaffen und einem Hubschrauber für die Flucht im Notfall ausgestattet, teilte das Ministerium mit. Um die Bahnfahrt noch sicherer zu machen, wurde bei früheren Reisen Wachpersonal entlang der Gleise stationiert. Die Panzerung und die Ausstattung machen das Gespann schwerfällig und erlauben eine Geschwindigkeit von nur maximal 60 Kilometer pro Stunde. Daher dauerte die Anreise mehrere Tage.
    Kims Vater Kim Jong Il hatte Flugangst und fuhr 2001 selbst die 20.000 Kilometer von Pjöngjang nach Moskau und wieder zurück mit dem Zug - in 24 Tagen. Die Waggons, die Kim Jong Il und sein Vater, Staatsgründer Kim Il Sung, benutzten, sind heute im Kumsusan-Palast in Pjöngjang ausgestellt - unter einem Dach mit den einbalsamierten Leichnamen der verstorbenen Führer.

    Kim geht es offenbar um maximale Sicherheit

    Kim geht es beim Bahnfahren offenbar um maximale Sicherheit, im Gegensatz zu seinem Vater scheint er keine Angst vor dem Fliegen zu haben: Für zwei Reisen nach China und eine nach Singapur nahm er das Flugzeug, 2014 zeigte ihn das Staatsfernsehen sogar selbst im Cockpit am Steuer. Sein Privatflugzeug "Chammae-1", eine Iljuschin-62 aus sowjetischer Produktion, flog 2018 zwar nach Singapur - Kim war jedoch nicht an Bord. Der nordkoreanische Machthaber nahm lieber eine Maschine der Air China, die als angeblicher Linienflug Richtung Peking startete, nach Informationen des Beobachtungsdienstes Flightradar24 aber mitten auf der Strecke die Flugnummer änderte und gen Süden nach Singapur abbog.
    Diese Nachricht wurde am 13.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.