Treffen in Moskau
Putin wirft Europa vor, Friedensbemühungen zu sabotieren

In Moskau hat ein Treffen von Kremlchef Putin mit dem US-Sondergesandten Witkoff begonnen. Zur US-Delegation gehört auch der Schwiegersohn von US-Präsident Trump, Kushner. Sie wollen den überarbeiteten US-Vorschlag zur Beendigung des Krieges in der Ukraine sprechen.

    Das Bild zeigt zwei Verhandlungs-Delegationen an einem großen und ovalen weißen Tisch. Sie sitzen sich an den langen Enden gegenüber und lächeln sich freundlich an.
    Russlands Staatschef Putin (3.v.r), sein außenpolitischer Berater Uschakow (4.v.r) und der Chef des Russischen Direktinvestitionsfonds, Dmitriev (r) im Gespräch mit dem US-Sonderbeauftragten Witkoff (2.v.l) und dem Schwiegersohn von US-Präsident Trump, Kushner (3.v.r), im Kreml (Alexander Kazakov/Sputnik, Kremlin Pool via AP/dpa-Bildfunk)
    Putin wies vor dem Treffen erneut die Forderungen der EU-Staaten für eine Friedenslösung zurück. Diese seien für sein Land nicht akzeptabel und behinderten den Trump angestoßenen Prozess, sagte der russische Präsident im Kreml. Zugleich fügte er hinzu, Moskau wolle keinen Krieg mit Europa. Aber wenn Europa Krieg wolle, sei man bereit. Die Europäer würden die Bemühungen der USA um ein Ende des Krieges in der Ukraine behindern und stünden "auf der Seite des Krieges", sagte Putin.
    Mit Blick auf die Gespräche in Moskau mahnte der ukrainische Präsident Selenskyj, sein Land nicht zu übergehen. Er sagte bei einem Besuch in der irischen Hauptstadt Dublin, es dürfe keine Spielchen hinter dem Rücken der Ukraine geben.
    Zugleich äußerte er sich besorgt, dass die USA das Interesse an den Friedensverhandlungen verlieren könnten.
    In Brüssel äußerte sich NATO-Generalsekretär Rutte optimistisch, dass die andauernden Bemühungen der USA den Frieden in Europa wieder herstellen könnten. Rutte will morgen mit den Außenministern der Mitgliedsstaaten über die Lage beraten.
    Vergangene Woche wurde ein Entwurf mit 28 Vorschlägen der USA bekannt, der den wichtigsten Forderungen Moskaus in Bezug auf die NATO, die Kontrolle über ein Fünftel der Ukraine und Beschränkungen für die ukrainische Armee nachgab. Europäische Staaten legten daraufhin einen Gegenvorschlag für den Frieden vor, der von Russland aber als "nicht konstruktiv" zurückgewiesen wurde.
    Die Politikwissenschaftlerin Gwendolyn Sasse zeigte sich mit Blick auf das Treffen skeptisch. Es gehe bei den Gesprächen zunehmend auch um wirtschaftliche Interessen, die Verhandlungen über ein Kriegsende seien ein Geschäftsmodell geworden, sagte sie im Deutschlandfunk. Von daher sei sie vorsichtig, von "wirklichen Friedensverhandlungen" zu sprechen. Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien und Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin.
    Auch die Tatsache, dass US-Außenminister Rubio an den Gesprächen in Moskau nicht teilnehme, sei "kein gutes Zeichen", betonte die Wissenschaftlerin. Er habe zuletzt das Thema Sicherheitsgarantien für die Ukraine stark gemacht.

    "Europa hat Chancen verpasst"

    Bei den Bemühungen um einen Friedensplan für die Ukraine hat Europa "viele Chancen verpasst", lautet die Überzeugung der Professorin. Man habe versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben, dabei aber die Themen ausgeklammert, die für die Ukraine am kritischsten seien: Sicherheitsgarantien und ob Kiew territoriale Zugeständnisse machen solle. Bevor diese Themen nicht auf dem Verhandlungstisch lägen - unter Beteiligung der Europäer und der Ukraine - könne man nicht von Fortschritt sprechen.
    Diese Nachricht wurde am 02.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.