Guinea-Bissau
Putschisten ernennen Übergangspräsidenten

Im westafrikanischen Guinea-Bissau haben die Putschisten einen Militärmachthaber eingesetzt. Wie das staatliche Fernsehen meldete, soll General Horta N’tam für die Dauer eines Jahres als Übergangspräsident agieren.

    Dinis N'Tchama, Sprecher des Militärs, verliest eine Erklärung. Hinter ihm stehen bewaffnete Soldaten.
    In dem westafrikanischen Küstenstaat Guinea-Bissau hat das Militär die Macht übernommen. (Uncredited/TGB Guinea-Bissau /AP/dpa)
    Eine Gruppe von Offizieren hatte gestern verkündet, dass sie die Macht übernommen habe. Zur Begründung erklärten sie, das Militär habe einen Plan zur Wahlmanipulierung und Destabilisierung des Landes aufgedeckt, in den Politiker sowie ein Drogenbaron verwickelt seien. Über die tatsächlichen Machtverhältnisse und Hintergründe des Staatsstreichs ist allerdings vieles unklar. Das Militär kündigte im staatlichen Fernsehen eine einjährige Übergangsphase an, nannte aber keine Einzelheiten.

    Opposition ruft zu Protesten auf

    Nur wenige Stunden nachdem die Opposition zu Protesten gegen den Putsch und zur Veröffentlichung der Wahlergebnisse aufgerufen hatte, erließen die Militärbehörden ein Versammlungsverbot, wie die Nachrichtenagentur ap berichtet.
    Nach der Präsidentschaftswahl am Sonntag hatten sich sowohl Staatschef Embalo als auch sein Herausforderer Dias jeweils zum Sieger erklärt. Ergebnisse wurden allerdings nicht veröffentlicht. Dias beschuldigte den scheidenden Präsidenten Embalo, einen Staatsstreich "organisiert" zu haben. Dias versteckt sich nach eigenen Angaben im Land und ist in Sicherheit. Der wichtigste Oppositionspolitiker Guinea-Bissaus, Pereira, der von den Wahlen ausgeschlossen worden war und anschließend Dias unterstützte, wurde gestern nach der Machtübernahme durch das Militär festgenommen.
    Die Militärbehörden gaben an, dass Embalo und andere Personen des öffentlichen Lebens, die während des Staatsstreichs festgenommen wurden, bei guter Gesundheit seien und in Haft bleiben würden. Sie machten keine Angaben dazu, wie viele Personen insgesamt festgenommen wurden.

    Politische Instabilität und Armut

    Guinea-Bissau leidet unter chronischer politischer Instabilität. Seit der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal im Jahr 1974 gab es in dem Land schon mehrere Staatsstreiche und zahlreiche Putschversuche. Guinea-Bissau zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Das Land mit 2,2 Millionen Einwohnern gilt als Drehscheibe für den Drogenhandel zwischen Lateinamerika und Europa.
    Diese Nachricht wurde am 27.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.