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Putzfee für Solaranlagen

Während die Pioniere der Sonnenenergie davon ausgingen, dass Solarmodule nie gereinigt werden müssen, wissen es die heutigen Betreiber besser: Im Laufe der Jahre lagern sich Staub, Sand und Pollen auf den Flächen ab. Ein Roboter namens Wallwaker soll bei der Reinigung helfen.

Von Ingo Wagner |
    Der kleine Roboter macht einen ganz schönen Lärm, dabei ist er nur so groß wie ein herkömmlicher Drucker für einen Computer. Langsam kriecht er auf acht Saugnäpfen wie eine Spinne an der Wand hoch. Entwickelt hat den kleinen Roboter der 23 Jahre alte Maschinenbaustudent Ridha Azaiz. Wallwalker, also Wandkletterer, nennt er ihn. Der Wallwalker soll einen ganz bestimmten Zweck erfüllen:

    "Ich habe früher das Phänomen beobachtet, dass Solaranlagen mehr und mehr verschmutzt werden. Also habe ich überlegt, wie kann man Solaranlagen automatisch reinigen? Dazu habe ich dann einen Roboter entwickelt, der auf geneigten glatten Solarmodulen sich fortbewegt, diese inspiziert und reinigt."

    Und das ist bei vielen Solaranlagen inzwischen auch dringend nötig. Während die Pioniere der Sonnenenergie noch davon ausgingen, dass die Solarmodule nie gereinigt werden müssten, wissen es die heutigen Betreiber inzwischen besser: Im Laufe der Jahre lagern sich nämlich Staub, Sand oder Pollen auf den rechteckigen, dunklen Flächen ab. Und zwar so hartnäckig, dass sie auch von Wind und Regen nicht beseitigt werden.

    Die Verschmutzung fällt je nach Standort und Belastungen durch die Umwelt unterschiedlich stark aus. Nach Angaben von Experten kann der dadurch verursachte Stromverlust bis zu neun Prozent betragen. Und eine wirklich effektive Reinigungsmethode gibt es bisher noch nicht:

    "Jetzt könnte man natürlich sagen, ich schicke da einen Menschen auf die Anlage, der mir das mal kurz reinigt. Jetzt ist es aber so, dass sie einen Menschen bezahlen müssen, der muss versichert werden, und es ist gefährlich, auf großen Anlagen mit Neigung zu arbeiten. Der Mensch hat ein Eigengewicht, das die Solaranlagen oft nicht aushalten."

    Da besteht bei dem kleinen Roboter keine Gefahr: Er wiegt gerade mal sechs Kilo.

    Bei der Reinigung einer Solaranlage wird der Wallwalker ganz oben auf dem dunklen Rechteck aufgesetzt. Dank seiner Saugnäpfe fällt er auch dann nicht herunter, wenn der Sonnenkollektor völlig senkrecht steht: Angetrieben von einem Elektromotor lösen sich jeweils vier der acht Saugnäpfe, bewegen sich ein Stück nach vorn und setzen sich dann wieder auf der Oberfläche fest. Der Rumpf des Roboters wird anschließend hinterhergezogen. So kriecht der Wallwalker langsam über die Anlage - und erfüllt seinen programmierten Auftrag:

    "Der Roboter reinigt die Solaranlage, indem er sich schlangenlinienförmig fortbewegt und so die ganze Fläche abdeckt. Gereinigt wird mit einer Bürste."

    Und das geht so: An der Frontseite des Wallwalkers befinden sich kleine Düsen, die demineralisiertes Wasser auf die Fläche vor ihm sprühen. Die rotierende Bürste am Rumpf des Roboters setzt auf und reinigt das Solarmodul. Und damit auch wirklich alles sauber ist, versprühen zwei Düsen am Heck der kleinen Maschine wieder etwas Wasser. Energie bekommt der Roboter dabei über ein Kabel, das ihn mit der Solaranlage verbindet.

    Inzwischen interessiert sich auch die Wirtschaft für den Wallwalker - und das nicht nur in Deutschland. Denn in den vergangenen Jahren sind weltweit zahlreiche Solarkraftwerke gebaut worden. Erneuerbare Energien liegen im Trend. Selbst ölreiche arabische Staaten setzen immer mehr auf Sonnenenergie. Doch gerade sie haben besonders mit Ablagerungen von Sand und Staub auf ihren Anlagen zu kämpfen. Kein Wunder, dass man sich auch in der arabischen Welt für den Wallwalker interessiert:

    "Den Roboter habe ich bereits auf Konferenzen in Singapur, München und Hannover vorgestellt, wobei ich auch ein enormes Interesse aus Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Königreich Bahrain habe, weil die eben auch starke Verschmutzungen haben."

    Inzwischen hat Ridha Azaiz den Wallwalker als Patent angemeldet. Und er hofft, bald sein eigenes Unternehmen gründen zu können. Vielleicht wird man dann den kleinen Roboter schon in einigen Jahren auf Solaranlagen in vielen Ländern der Welt sehen.