Die europäischen PVC-Hersteller fahren schweres Geschütz auf. Die EU-Kommission, so ihr Vorwurf, betreibe das Spiel der traditionellen Verleumder der PVC-Industrie. Stein des Anstoßes ist für den europäischen Verband der PVC-Hersteller das Ende Juli in Brüssel vorgelegte Grünbuch, mit dem die EU-Kommission eine öffentliche Debatte über die Umweltverträglichkeit und damit indirekt auch über die Zukunft eines der am weitesten verbreiteten Kunststoffe eröffnete. Ziel ist es, Anfang nächsten Jahres Vorschläge zur Lösung für die zwei von der Kommission benannten Hauptprobleme unterbreiten zu können: Die Verwendung von umweltgefährdenden Zusatzstoffen bei der Produktion und die Entsorgung von PVC. Doch in dieser Beschränkung auf zwei Aspekte sehen die PVC-Hersteller gerade das Problem: Die EU-Kommission berücksichtige weder den gesamten Produktzyklus des umstrittenen Kunststoffes noch die bereits 1995 von den europäischen PVC-Herstellern eingegangene Selbstverpflichtung, in der beispielsweise Emissionsgrenzwerte für eine Anzahl von Stoffen festgelegt wurden. Gezielte Maßnahmen für diesen Kunststoff seien deshalb nicht nötig, da das Grünbuch kein einziges Problem aufzeige, das spezifisch durch die Verwendung von PVC aufgeworfen werde. Das sieht EU-Umweltkommissarin Margot Wallström ganz anders. Sie sorgt sich beispielsweise um die Entsorgung der 3,6 Mio. t PVC-Abfälle, die schon jetzt jährlich in den privaten Haushalten anfallen, wobei diese Menge bis zum Jahr 2020 um 80 % steigen wird. Das liegt vor allem daran, dass langlebige PVC-Produkte wie Fensterrahmen und andere auf dem Bau eingesetzte PVC-Produkte erst ab 2010 als Entsorgungsproblem auftreten werden. Doch gerade wegen dieser absehbaren Entwicklung müsse man sich bereits heute mit diesem Problem befassen, so die Umweltkommissarin. Denn vom Grundsatz, Abfälle möglichst zu vermeiden und ansonsten zunächst zu recyceln, bevor als letzte Möglichkeit die Verbrennung oder die Deponierung in Betracht gezogen wird, ist gerade die PVC-Branche meilenweit entfernt. Dort dominiert immer noch die Ex-und Hopp-Mentalität, was ein Blick in die Statistik belegt: Gerade einmal 3 %, also rund 100 000 t PVC-Abfälle, werden derzeit wiederwertet. Dagegen werden 600 000 t verbrannt und bis zu 2,9 Mio. t landen auf der Müllkippe. Das leitet über zu den möglichen Umweltschäden, welche durch die PVC-Zusatzstoffe drohen. Hierzu gehören insbesondere Blei- und Kadmiumverbindungen. Ohne den Zusatz dieser sogenannten Stabilisatoren würde sich das PVC durch Wärme- und Sonneneinstrahlung zersetzen. Hinzu kommen die sogenannten Weichmacher, mit denen das ansonsten spröde PVC geschmeidig gemacht wird. Diese und weitere vom Grünbuch schonungslos aufgelisteten Umweltprobleme beunruhigen die PVC-Hersteller zutiefst. Dabei hat sich die EU-Kommission noch längst nicht festgelegt, welche Maßnahmen sie Anfang nächsten Jahres vorschlagen könnte, um zu einer umweltverträglicheren Verwendung von PVC zu kommen.
Das Spektrum beginnt bei freiwilligen Selbstverpflichtungen der Hersteller und reicht bis zu einer neuen PVC-Richtlinie, also einer Eu-weit einheitlichen Regelung über die Beseitigung von PVC-Abfällen. Denkbar wäre auch, PVC durch umweltverträglichere Kunststoffe von Polypropylen oder Polyethylen zu ersetzen, was für die PVC-Hersteller ein weiteres Schreckenszenario darstellt. Aus ihrer Warte steht viel auf dem Spiel: Nach Angaben der Branche haben die Hersteller von PVC, Stabilisatoren und Weichmachern sowie die PVC-Verarbeiter Produzenten 530 000 Beschäftigten, die 1998 5,5 Mio. t des umstrittenen Kunststoffes herstellten und weiter verarbeiteten. Das entsprach einem Gesamtumsatz von 73 Mrd. €.
Das Spektrum beginnt bei freiwilligen Selbstverpflichtungen der Hersteller und reicht bis zu einer neuen PVC-Richtlinie, also einer Eu-weit einheitlichen Regelung über die Beseitigung von PVC-Abfällen. Denkbar wäre auch, PVC durch umweltverträglichere Kunststoffe von Polypropylen oder Polyethylen zu ersetzen, was für die PVC-Hersteller ein weiteres Schreckenszenario darstellt. Aus ihrer Warte steht viel auf dem Spiel: Nach Angaben der Branche haben die Hersteller von PVC, Stabilisatoren und Weichmachern sowie die PVC-Verarbeiter Produzenten 530 000 Beschäftigten, die 1998 5,5 Mio. t des umstrittenen Kunststoffes herstellten und weiter verarbeiteten. Das entsprach einem Gesamtumsatz von 73 Mrd. €.