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Qual der Wahl

Immer mehr Menschen decken sich mit kostenloser Software aus dem Netz ein. Nicht nur komplette Büropakete kann man sich für null Euro herunterladen, sondern auch komplexe Datenbankensysteme oder einfache Adresskarteien. Vor allem für Spezialanwendungen gibt es Software-Lösungen, die von irgendwem auf der Welt ersonnen wurden und nun frei benutzt werden dürfen.

Heinz Schmitz im Gespräch mit Manfred Kloiber |
    Manfred Kloiber: Wie findet man für sich die passende Anwendung und wie kann man sie sicher testen? Heinz Schmitz hat sich mit dieser Frage beschäftigt. Herr Schmitz – die Vielfalt an Kostenlos-Software ist ja fast schon erdrückend, oder?

    Heinz Schmitz: Es ist wirklich eine große Menge, die angeboten wird. Die größte Quelle ist wahrscheinlich Sourceforge, da werden immerhin 319.789 Projekte betreut. Es gibt zwar einen strukturierten Suchbaum, etwa nach Themen oder nach Programmen, aber das ist relativ schwierig. Große, bekannte Programme wie Open Office, das ist ein Problem, die haben eigene Web-Seiten, oder MySQL oder auch die Mozilla mit Firefox und Thunderbird oder das Grafikprogramm Gimp oder Audacity, ganz bekannte Programme, die unterhalten natürlich eigene Seiten und die sind auch frei, die kann man so herunterladen.

    Kloiber: Das sind auch Projekte, wo viele tausend Programmierer mitarbeiten, wo's einfach darum geht, dass man eine Community bildet und eben halt an diesem schönen Projekt arbeitet und dies dann auch der Allgemeinheit zur Verfügung stellt?

    Schmitz: Und das ist mittlerweile auch eine Qualitätskontrolle, wenn vielen Softwarepaketen wird heute schon vorgeworfen, vor allen Dingen Sicherheitspaketen, wenn die nicht Opensource sind, dass sie eventuell eine Bedrohung darstellen könnten. Das ist auch eine Sache, die bei der freien Software ist, bei der Opensource weniger, aber so bei der freien Software, man weiß ja nicht, wer der Autor ist, wer dahinter steckt, es könnten ja auch Virenautoren sein. Gerade bei der Menge, die jetzt aus denen östlichen Ländern kommt, die aus China kommt, da ist in Gefahr von Viren und Trojanern. Eine Anmerkung noch: Opensource heißt nicht unbedingt kostenfrei, also kostenfreie Programme müssen nicht immer in Quellcode vorliegen, und Programme, die in Quellcode vorliegen, müssen nicht unbedingt kostenfrei sein, sie können auch lizenziert sein.

    Kloiber: Wie gehe ich denn jetzt vor, wenn ich zum Beispiel eine Adress-Verwaltung suche, was würden Sie da machen, um ein vernünftiges Programm zu finden, was kostenlos ist?

    Schmitz: Das erste, was man machen kann, ist, in Sourceforge nachzusehen, ob es da etwas gibt, und dann in entsprechenden Foren nachzusehen. Wobei man in Foren sehr sehr vorsichtig sein muss, wenn die Bewertungen, die abgegeben werden, könnten ja auch von den Autoren selber sein. Und wenn einer einen Virus da reinbaut, wer wird zu sehen, dass er gute Bewertungen bekommt. Das zweite ist zum Beispiel eine Opensource-DVD, die in vier Versionen angeboten wird. Da gibt es Basic für jedermann, Profi für Programmierer oder Business für so Sachen wie Adressverwaltung, oder Power für Spieler. Da sind 410 Programme drauf, die auch von Usern bewertet wurden. Also da kann man auch sehen, ob denn auch andere meinen, das Programm wäre etwas wert. Dann gibt es den Opensource-Katalog, da gibt es 350 Programme eher für Business-Anwender, also auch für Adress-Programme oder für Enterprise-Programme oder Officeprogramme. Die werden Kategorie sieht uns die werden auch nach Nützlichkeit und Qualität bewertet. So hat man einen festen Leitfaden. Dann gibt es noch eine Plattform, auf der Projekte vorgestellt werden. Die werden redaktionell bewertet und werden auch von Usern bewertet, wobei Userforen etwas gefährlicher sind, weil auch Schadautoren immer sehen werden, dass sie gute Kritiken kriegen. Und es gibt natürlich das Opensource Jahrbuch der technischen Universität Berlin, wo weniger Programme vorgestellt werden, sondern da beschäftigen sich die Autoren mit Trends, mit dem, was kommt, was im Moment aktuell ist und wo die Szene hin läuft.

    Kloiber: In einem Unternehmen, wenn zum Beispiel ein IT-Experte ein Programm austesten würde, dann wird er das wahrscheinlich nicht auf den Computern machen, die gerade im Betrieb laufen, sondern der hat da wahrscheinlich irgend einen Computer, den er dafür frei räumen kann und auf dem er das Programm einfach einmal installiert. Wie kann das denn ein User zuhause sicher machen, dass er ein Programm erst einmal ausprobiert, ohne dass er sich jetzt gleich seinen ganzen Computer zum Beispiel infiziert?

    Schmitz: Das ist relativ einfach zu realisieren, man installiert sich eine virtuelle Maschine, installiert auf dieser Maschine ein normales Betriebssystem, hat damit eine saubere Umgebung und darauf kann man dann die Software installieren und sehen, ob die sich wirklich sauber verhält und sie das macht, was man will, ob sie keine Schädlinge mit sich bringt oder sich sauber installiert. Und wenn einem das nicht gefällt, schmeißt man einfach die gesamte virtuelle Maschine weg. Die hat man ja vorher gespeichert im Rohzustand, braucht sie also nur wieder zu holen und kann das nächste Programm installieren. Das kostet allerdings Zeit, durch die ganzen Programme, die angeboten werden, durchzukommen.

    Kloiber: Und diese virtuelle Maschine, gibt es die auch kostenlos?

    Schmitz: Virtuelle Maschinen gibt es natürlich auch kostenlos, die Hypervisor kriegt man kostenlos, die Betriebssysteme muss man natürlich lizenzieren beziehungsweise Linux, da ist das ja kein Problem, das ist ja ein freies Betriebssystem - auch Opensource übrigens.