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Qualifikation über Grenzen

35 deutsche Unternehmen, die in Russland aktiv sind, fördern die Ausbildung russischer Studierender mit jährlich 60 Stipendium in einem Gesamtvolumen von fast anderthalb Millionen Mark. Am Freitag lud der Russland-Fonds die Teilnehmer erstmals zu einem gemeinsamen Karriere-Tag ins Moskauer DaimlerChrysler-Haus ein. Die russischen Studenten können zwei Semester lang an einer deutschen Hochschule ihrer Wahl eine Zusatzqualifikation erhalten. Bedingung ist, dass sich die Studierenden auch mindestens ein Firmenpraktikum für die Semesterferien organisieren. Genau das bereitet meist die größten Schwierigkeiten, weiß Benedikt Brisch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst: "Sie treten da wirklich in einen Wettbewerb mit den deutschen Studenten." Rund 400 Studenten bewerben sich im Schnitt um eines der Stipendien. Igor Jegorow, der in Moskau Außenwirtschaft studiert, hatte bei seinen Bewerbungen den Vorteil, bereits gut Deutsch zu sprechen: Er lebte mit seinen Eltern neun Jahre lang hier. Im Stipendium hebt er vor allem die Arbeit der Tutoren hervor, die die Stipendiaten betreuen: "Es gibt verschiedene Professoren, die zum Bespiel ihr Thema auf eigene Weise unterrichten. Das kennen wir in Russland weniger. Aber in Deutschland kann ein Professor diese Meinung haben, ein anderer eine andere. Deswegen braucht man jemanden, der sich auskennt."

    Julia Ridsewskaja ging mit ihrem Stipendium an die RWTH Aachen. Dass sie dort auch Prüfungen ablegen musste, obwohl sie ja keinen Abschluss anstrebte, leuchtete ihr nicht ganz ein. Dafür lobt sie das Praktikum: "Ich habe ein Programm fürs Controlling gelernt und damit gearbeitet, Soll-Ist-Vergleiche gemacht. Ich habe Bauingenieurwesen studiert, deswegen war das für mich wirklich die Stelle, wo ich in Zukunft arbeiten möchte."

    Sieben Millionen Mark ließen sich die deutschen Unternehmen diese Zusatzausbildung von 280 russischen Studierenden bislang kosten. Mittel- und langfristig werde sich dieses Engagement auszeichnen, ist Beate Raibold von der Moskauer DaimlerChrysler-Niederlassung überzeugt: "Natürlich rechnen wir damit, dass viele in entscheidenden Positionen sein werden, wo sie als Multiplikatoren etwas für die deutsch-russischen Beziehungen bewirken können. Der Russland-Fonds ist ganz bewusst ins Leben gerufen worden, damit wir einen Fundus von jungen Leuten haben, auf die wir zurückgreifen können und die Verständnis für beide Kulturen haben."

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