Auf einem Laufband reihen sich gebrauchte Druckerkartuschen, aus vielen fällt noch der farbige oder schwarze Staub heraus. Renée Seibt prüft jede einzelne Kartusche mit dem Blick der Expertin:
"Ich kontrolliere sie und schaue, ob irgendein Teil fehlt, weil ich die Kartusche im Voraus kenne. Jede Kartusche ist ja anders, da muss man bei jeder Kartusche auf etwas anderes achten."
Die verschiedenen Modelle kennt sie ganz genau, Hunderte gebrauchter Kartuschen für Laserdrucker hat die Elsässerin jeden Tag in ihren Händen, die schon ganz schwarz von der ganzen Druckerfarbe sind. Wenn irgendwo ein Plastikteil abgebrochen ist, muss die Kartusche aussortiert werden.
Ansonsten wird sie von der Firma K+U Printware wiederverwertet. Die Geschäftsidee ist einfach: alte Kartuschen einsammeln, das macht eine Tochterfirma, dann aufbereiten und günstig vertreiben. Das ist umweltfreundlich und auch noch profitabel, weil das Unternehmen die Computernutzer genau dort entlastet, wo sich der meiste Ärger aufstaut: bei den hohen Preisen, welche die Originalhersteller für ihre Druckerpatronen verlangen, was bei diesen zum Geschäftsmodell gehört, erklärt Firmenchef Michael Unmüßig:
"Der Markt fragt nach günstigen Druckern, und die Refinanzierung findet über die Druckverbrauchsmaterialien statt. dass die Hersteller da eine Quelle entdeckt haben, die durchaus zuträglich ist und uns Spielraum lässt, alternative Ideen, die sowohl umweltfreundlicher als auch günstiger sind, am Markt zu platzieren."
1990 hat der damals 20-Jährige das Unternehmen gegründet. Mit einem Kompagnon tüftelte Michael Unmüßig zunächst in einer Garage. Die hat inzwischen ausgedient. Produziert wird in einem alten Fabrikgebäude von BASF im südbadischen Ettenheim. Früher wurden hier Videokassetten hergestellt, heute jährlich mehr als 800.000 Tonerkartuschen, alles in aufwändiger Handarbeit.
Dazu muss auch der letzte Rest Alt-Toner aus den Kartuschen geholt werden, durch Schütteln, Absaugen und mit Druckluft. Wiederverwertet werden bei K+U jedoch nur die Gehäuse der gebrauchten Kartuschen. Alle beweglichen Teile wie Zahnräder für die Plastikgetriebe oder die Druckrolle sind dagegen grundsätzlich neu.
"Man kennt den Satz, Sand oder ein Korn im Getriebe, Toner besteht aus Eisenoxid, oder im Umgangssprachlichen aus Rost. Und wir arbeiten hier mit Plastikgetriebeteilen, das heißt, die mehrfache Verwendung führt dazu, dass es Abreibung, Abnutzung gibt, die dann unkontrollierbar für einen weiteren Zyklus sind."
Doch wäre es nicht umweltfreundlicher, auch die anderen Gebrauchsteile wiederzuverwenden? Die Frage lässt Michael Unmüßig nicht gelten. Sein Motto:
"Umweltfreundliche Produkte müssen die gleiche Qualität haben wie nicht umweltfreundliche Produkte."
Und dass dies bei K+U so ist, zeigen Urkunden an den Wänden der Firmenzentrale in Ettenheim: Qualitätszertifikate und Öko-Label hängen neben Auszeichnungen für K+U als besonders innovatives Unternehmen. Den Umsatz hat die Firma in den vergangenen 16 Jahren auf heute rund 25 Millionen Euro gesteigert, obwohl K+U mit seiner Eigenmarke freecolor gar nicht so sehr die Privatkunden anspricht, sondern Großabnehmer:
"Wir orientieren uns auf den Industriesektor. Wir sind also sehr selten in der Fläche, Media Markt und Saturn, sondern vielmehr in der Industrie zu finden. Wir beliefern derzeit 30 Prozent der Dax-Unternehmen mit Tonerkassetten., nicht direkt, über den Fachhandel. Wir sind im mittelständischen Umfeld sehr stark zu finden über unsere Händlerorganisation."
Zu dem Gewinn seines Unternehmens will sich Unmüßig zwar nicht äußern, doch konnte die Zahl der Mitarbeiter seit 1990 kontinuierlich auf heute 150 erhöht werden. Rund ein Viertel kommt wie Renée Seibt über die Grenze aus dem nahen Elsass.
Bislang machen recycelte Kartuschen, ob vom Marktführer Pelikan oder von K+U, neun bis zehn Prozent des Marktes in Deutschland aus. Das Potenzial ist damit aber noch längst nicht erschöpft, meint Michael Unmüßig
"Wir haben einen Boom. Digitales Homeprinting, digitales Drucken ist im Trend. Das heißt wir haben die Wachstumsrichtung, dass generell die Nachfrage nach Tinten im allgemeinen steigt. Das zweite ist, dass wir 'Geiz ist geil' in Deutschland haben, das heißt einen ganz klaren Trend für günstige Alternativen, deshalb sehe ich ein enormes Wachstumspotenzial, das ich aber irgendwo bei 10 bis 15 Prozent des Marktes absehen würde."
Dass der Marktanteil nicht noch stärker wächst, hat mehrere Gründe: Zum einen werden bislang nur rund 15 Prozent der gebrauchten Kartuschen zurückgegeben. Zum anderen wachen die Originalhersteller natürlich sorgfältig über ihre Haupteinnahmequelle. So lange die Wiederaufbereiter nur eine Nische besetzen, haben HP und Co. natürlich keinen Grund, ihr Geschäftsmodell zu ändern, also die Drucker günstig und die Kartuschen teuer zu verkaufen. Und dazu gehört es auch, ständig neue Drucker und Kartuschen zu entwickeln.
Dafür, dass K+U dabei nicht den Anschluss verliert, ist Olaf Heinemann zuständig. Im Büro des gelernten Elektrotechnikers stehen ein Dutzend niegelnagelneue Drucker:
"Sobald ein Drucker auf den Markt kommt, versuchen wir schnellstmöglich den entsprechenden Drucker zu bekommen, um uns ein Bild zu machen von der Originalkassette, also vom Originaltoner und entsprechend dann Tests zu machen, wie die Kartusche dort läuft und dann unsere Kartusche einzusetzen, um einen Vergleich zu fahren."
Nach ein bis zwei Monaten bringt K+U dann das eigene Produkt auf den Markt. Doch Heinemann weiß auch, dass er bei der Entwicklung aufpassen muss:
"Der Originalhersteller lässt sich natürlich immer etwas neues einfallen, um uns ein bisschen die Sache zu erschweren. Was uns Probleme bereitet, ist die Chiptechnologie. Das heißt, wir müssen entsprechend Chips entwickeln, die die gleichen Eigenschaften haben wie die Originalchips, dürfen aber nicht Patente verletzen."
Die Vorsicht ist auch den Aussagen des Chefs zu entnehmen. Für Michael Unmüßig sind die großen Druckerhersteller Konkurrenten aber auch Rohstofflieferant. K+U kann es folglich nur gut gehen, wenn die Geschäfte der Originalhersteller auch gut laufen.
Dennoch ist er zuversichtlich, dass der Markt insgesamt noch wachsen wird, insbesondere international:
"Die Nachfrage gerade in China nach kompatiblen oder nach alternativen Tonerkassetten wächst, und wenn ich sehe, dass wir bereits heute über eine Million Euro mit unseren chinesischen Kunden erzielen, dann sehe ich die Chinesen auch als große Wachstumschance für uns selbst als neuen Absatzmarkt, der mit 1,3 Milliarden Druckern vielleicht mal größer sein wird als der gesamte europäische Markt."
"Ich kontrolliere sie und schaue, ob irgendein Teil fehlt, weil ich die Kartusche im Voraus kenne. Jede Kartusche ist ja anders, da muss man bei jeder Kartusche auf etwas anderes achten."
Die verschiedenen Modelle kennt sie ganz genau, Hunderte gebrauchter Kartuschen für Laserdrucker hat die Elsässerin jeden Tag in ihren Händen, die schon ganz schwarz von der ganzen Druckerfarbe sind. Wenn irgendwo ein Plastikteil abgebrochen ist, muss die Kartusche aussortiert werden.
Ansonsten wird sie von der Firma K+U Printware wiederverwertet. Die Geschäftsidee ist einfach: alte Kartuschen einsammeln, das macht eine Tochterfirma, dann aufbereiten und günstig vertreiben. Das ist umweltfreundlich und auch noch profitabel, weil das Unternehmen die Computernutzer genau dort entlastet, wo sich der meiste Ärger aufstaut: bei den hohen Preisen, welche die Originalhersteller für ihre Druckerpatronen verlangen, was bei diesen zum Geschäftsmodell gehört, erklärt Firmenchef Michael Unmüßig:
"Der Markt fragt nach günstigen Druckern, und die Refinanzierung findet über die Druckverbrauchsmaterialien statt. dass die Hersteller da eine Quelle entdeckt haben, die durchaus zuträglich ist und uns Spielraum lässt, alternative Ideen, die sowohl umweltfreundlicher als auch günstiger sind, am Markt zu platzieren."
1990 hat der damals 20-Jährige das Unternehmen gegründet. Mit einem Kompagnon tüftelte Michael Unmüßig zunächst in einer Garage. Die hat inzwischen ausgedient. Produziert wird in einem alten Fabrikgebäude von BASF im südbadischen Ettenheim. Früher wurden hier Videokassetten hergestellt, heute jährlich mehr als 800.000 Tonerkartuschen, alles in aufwändiger Handarbeit.
Dazu muss auch der letzte Rest Alt-Toner aus den Kartuschen geholt werden, durch Schütteln, Absaugen und mit Druckluft. Wiederverwertet werden bei K+U jedoch nur die Gehäuse der gebrauchten Kartuschen. Alle beweglichen Teile wie Zahnräder für die Plastikgetriebe oder die Druckrolle sind dagegen grundsätzlich neu.
"Man kennt den Satz, Sand oder ein Korn im Getriebe, Toner besteht aus Eisenoxid, oder im Umgangssprachlichen aus Rost. Und wir arbeiten hier mit Plastikgetriebeteilen, das heißt, die mehrfache Verwendung führt dazu, dass es Abreibung, Abnutzung gibt, die dann unkontrollierbar für einen weiteren Zyklus sind."
Doch wäre es nicht umweltfreundlicher, auch die anderen Gebrauchsteile wiederzuverwenden? Die Frage lässt Michael Unmüßig nicht gelten. Sein Motto:
"Umweltfreundliche Produkte müssen die gleiche Qualität haben wie nicht umweltfreundliche Produkte."
Und dass dies bei K+U so ist, zeigen Urkunden an den Wänden der Firmenzentrale in Ettenheim: Qualitätszertifikate und Öko-Label hängen neben Auszeichnungen für K+U als besonders innovatives Unternehmen. Den Umsatz hat die Firma in den vergangenen 16 Jahren auf heute rund 25 Millionen Euro gesteigert, obwohl K+U mit seiner Eigenmarke freecolor gar nicht so sehr die Privatkunden anspricht, sondern Großabnehmer:
"Wir orientieren uns auf den Industriesektor. Wir sind also sehr selten in der Fläche, Media Markt und Saturn, sondern vielmehr in der Industrie zu finden. Wir beliefern derzeit 30 Prozent der Dax-Unternehmen mit Tonerkassetten., nicht direkt, über den Fachhandel. Wir sind im mittelständischen Umfeld sehr stark zu finden über unsere Händlerorganisation."
Zu dem Gewinn seines Unternehmens will sich Unmüßig zwar nicht äußern, doch konnte die Zahl der Mitarbeiter seit 1990 kontinuierlich auf heute 150 erhöht werden. Rund ein Viertel kommt wie Renée Seibt über die Grenze aus dem nahen Elsass.
Bislang machen recycelte Kartuschen, ob vom Marktführer Pelikan oder von K+U, neun bis zehn Prozent des Marktes in Deutschland aus. Das Potenzial ist damit aber noch längst nicht erschöpft, meint Michael Unmüßig
"Wir haben einen Boom. Digitales Homeprinting, digitales Drucken ist im Trend. Das heißt wir haben die Wachstumsrichtung, dass generell die Nachfrage nach Tinten im allgemeinen steigt. Das zweite ist, dass wir 'Geiz ist geil' in Deutschland haben, das heißt einen ganz klaren Trend für günstige Alternativen, deshalb sehe ich ein enormes Wachstumspotenzial, das ich aber irgendwo bei 10 bis 15 Prozent des Marktes absehen würde."
Dass der Marktanteil nicht noch stärker wächst, hat mehrere Gründe: Zum einen werden bislang nur rund 15 Prozent der gebrauchten Kartuschen zurückgegeben. Zum anderen wachen die Originalhersteller natürlich sorgfältig über ihre Haupteinnahmequelle. So lange die Wiederaufbereiter nur eine Nische besetzen, haben HP und Co. natürlich keinen Grund, ihr Geschäftsmodell zu ändern, also die Drucker günstig und die Kartuschen teuer zu verkaufen. Und dazu gehört es auch, ständig neue Drucker und Kartuschen zu entwickeln.
Dafür, dass K+U dabei nicht den Anschluss verliert, ist Olaf Heinemann zuständig. Im Büro des gelernten Elektrotechnikers stehen ein Dutzend niegelnagelneue Drucker:
"Sobald ein Drucker auf den Markt kommt, versuchen wir schnellstmöglich den entsprechenden Drucker zu bekommen, um uns ein Bild zu machen von der Originalkassette, also vom Originaltoner und entsprechend dann Tests zu machen, wie die Kartusche dort läuft und dann unsere Kartusche einzusetzen, um einen Vergleich zu fahren."
Nach ein bis zwei Monaten bringt K+U dann das eigene Produkt auf den Markt. Doch Heinemann weiß auch, dass er bei der Entwicklung aufpassen muss:
"Der Originalhersteller lässt sich natürlich immer etwas neues einfallen, um uns ein bisschen die Sache zu erschweren. Was uns Probleme bereitet, ist die Chiptechnologie. Das heißt, wir müssen entsprechend Chips entwickeln, die die gleichen Eigenschaften haben wie die Originalchips, dürfen aber nicht Patente verletzen."
Die Vorsicht ist auch den Aussagen des Chefs zu entnehmen. Für Michael Unmüßig sind die großen Druckerhersteller Konkurrenten aber auch Rohstofflieferant. K+U kann es folglich nur gut gehen, wenn die Geschäfte der Originalhersteller auch gut laufen.
Dennoch ist er zuversichtlich, dass der Markt insgesamt noch wachsen wird, insbesondere international:
"Die Nachfrage gerade in China nach kompatiblen oder nach alternativen Tonerkassetten wächst, und wenn ich sehe, dass wir bereits heute über eine Million Euro mit unseren chinesischen Kunden erzielen, dann sehe ich die Chinesen auch als große Wachstumschance für uns selbst als neuen Absatzmarkt, der mit 1,3 Milliarden Druckern vielleicht mal größer sein wird als der gesamte europäische Markt."