Max Fey, Regiestudent an der Münchner Film- und Fernsehhochschule, hat sich eigentlich noch nie Gedanken gemacht über den Bolognaprozess. Im vergangenen Jahr war er Stipendiat der Kirch-Stiftung, bekam kostenlos ein Atelier in München gestellt, dazu ein Handgeld von 800 Euro.
Der 30-Jährige wollte von Anfang an Regie studieren, Filme drehen und das möglichst erfolgreich:
"Ehrlich gesagt, ist das schwierig für mich zu sagen. Ich habe mich damit noch gar nicht so auseinandergesetzt. Für mich war klar, das ich Diplom studiere. Aber ich finde grundsätzlich die Internationalisierung gut. Man fragt sich ja sowieso bei diesen Regiestudiengängen, Diplomregisseur, inwiefern ist das eine Qualifikation, die einem weiter hilft. Ich glaub in der Branche möchte niemand sehen, ob man ein Diplom hat. Das ist mein Gefühl."
Dieses Gefühl teilen die meisten seiner Kommilitonen. Sie wollen vor allem eine gründliche Ausbildung in Handwerk und Theorie und das an einer berühmten Filmschule. Roman Kälin und Florian Wittmann aus Niederbayern studieren in Ludwigsburg an der Filmakademie Animation im Diplomstudiengang. Dort entwickelte eine Studentenklasse die visuellen Effekte für den Film "Independence Day" von Roland Emmerich. Ob Master oder Diplom über der Ausbildung stand, war bei der Entscheidung für Ludwigsburg zweitrangig, so Roman Kälin, gebürtiger Schweizer:
"Das ist schon cool. Die Schule hat einen Namen, die kennt man, vor allem das AI, das Animationsinstitut. Dadurch entstehen viele Kontakte. Ich glaub nicht, ob Diplom oder Master da eine Rolle spielt. Das ist ziemlich wurscht."
"Also ich finde es eigentlich, wie es an der Filmakademie ist, schon ganz gut. Ich bin froh, dass sie die Umstellung zumindest noch nicht gleich am Anfang mitmachen."
Sagt sein Kommilitone Florian Wittmann. In Ludwigsburg wie auch in München, im übrigen auch an den Filmschulen von Rio de Janeiro, Zagreb, Kopenhagen, Helsinki, Budapest und Jerusalem dauert das Studium in Regie und Film acht Semester. In Ludwigsburg sind das zum Beispiel ein zweijähriges Grundstudium und ein zweijähriges Projektstudium. Diese Bachelor und Master zu nennen, wäre formal zwar möglich. Aber da Abschlussfilme in Deutschland überwiegend gemeinsam mit Partnern aus der Filmwirtschaft - mit der Unterstützung von Fernsehsendern und/oder dem FilmFernsehFonds Bayern - realisiert werden, käme das Zweistufensystem schon aus finanziellen Gründen nicht infrage, sagt die Vizepräsidentin der Münchner Filmhochschule Michaela Krützen. Denn keiner ihrer Partner würde Geld in einen halbausgebildeten Bachelor-Regisseur investieren. Der Studiendekan und Leiter des Regiestudienganges Andreas Gruber ergänzt:
"Wir betreiben absolute Highend-Ausbildung. Wir wollen die fertigen und
hoffnungsvollen Regisseure hier rausschicken und keine Absolventen, die rausgehen und dann zehn Jahre Regieassistenten sind, sondern wirklich Regie machen."
Dass seine Diplomabsolventen das gesamte Studium an einer Hochschule absolvieren, würde ihre internationale Vernetzung aber nicht verhindern, betont Gruber. Im Gegenteil. Mehrere Urlaubssemester an ausländischen Partneruniversitäten, die zwar nicht angerechnet werden, aber Kontakte schaffen, sind keine Seltenheit. Grubers US-Kollege Jed Kaleko, Professor für Set- und Produktionsdesign der Florida State University begeistert sich in München beim Filmschulfest weniger für die Ausbildungsformate als über die Qualität der Filme. Ein Master- und Bachelorsystem in Europa wäre zwar wünschenswert, so Kalekos Meinung. Eine erfolgreiche Aufnahme an den wichtigen US-amerikanischen Filmschulen hängt ausschließlich von den Bewerbungsfilmen und Dreherfahrungen ab:
"Wir nehmen sehr viele ausländische Studierende mit den unterschiedlichsten Lebensläufen auf. Wir schauen uns ihre Vorgeschichte an und die Leistungen, die sie an einer anderen Hochschule erbracht haben. Danach entscheiden wir, ob der/diejenige in unser Masterprogramm passt. Natürlich wäre es hilfreich, wenn ein BA- oder BFA-Abschluss vorliegen würde. Aber wir können natürlich auch mithilfe anderer Bescheinigungen entscheiden, ob wir jemanden aufnehmen oder nicht."
Es herrscht Uneinigkeit unter Europas Filmhochschulen, ob und wie weit man den Bolognaprozess mitgehen soll. Während die Universitäten in Osteuropa die Bachelor- und Masterausbildung als Chance für eine Erneuerung sehen, kämpfen die etablierten in München und Ludwigsburg um den Status Quo.
Einzig die Filmhochschule Potsdam-Babelsberg versucht den Spagat. Sie hat als erste deutsche Filmhochschule innerhalb von drei Jahren fünf Studiengänge umgestellt. Prompt konnte der Studiengang Schauspiel 2009 mit 20 Prozent Zuwachs deutlich mehr Bewerber anziehen als im
Vorjahr.
Potsdams Filmhochschulpräsident Dieter Wiedemann ist überzeugt, dass das an den neuen Abschlüssen liegen könnte.
Infos zum Filmschulfest:
filmschoolfest-munich.de
Der 30-Jährige wollte von Anfang an Regie studieren, Filme drehen und das möglichst erfolgreich:
"Ehrlich gesagt, ist das schwierig für mich zu sagen. Ich habe mich damit noch gar nicht so auseinandergesetzt. Für mich war klar, das ich Diplom studiere. Aber ich finde grundsätzlich die Internationalisierung gut. Man fragt sich ja sowieso bei diesen Regiestudiengängen, Diplomregisseur, inwiefern ist das eine Qualifikation, die einem weiter hilft. Ich glaub in der Branche möchte niemand sehen, ob man ein Diplom hat. Das ist mein Gefühl."
Dieses Gefühl teilen die meisten seiner Kommilitonen. Sie wollen vor allem eine gründliche Ausbildung in Handwerk und Theorie und das an einer berühmten Filmschule. Roman Kälin und Florian Wittmann aus Niederbayern studieren in Ludwigsburg an der Filmakademie Animation im Diplomstudiengang. Dort entwickelte eine Studentenklasse die visuellen Effekte für den Film "Independence Day" von Roland Emmerich. Ob Master oder Diplom über der Ausbildung stand, war bei der Entscheidung für Ludwigsburg zweitrangig, so Roman Kälin, gebürtiger Schweizer:
"Das ist schon cool. Die Schule hat einen Namen, die kennt man, vor allem das AI, das Animationsinstitut. Dadurch entstehen viele Kontakte. Ich glaub nicht, ob Diplom oder Master da eine Rolle spielt. Das ist ziemlich wurscht."
"Also ich finde es eigentlich, wie es an der Filmakademie ist, schon ganz gut. Ich bin froh, dass sie die Umstellung zumindest noch nicht gleich am Anfang mitmachen."
Sagt sein Kommilitone Florian Wittmann. In Ludwigsburg wie auch in München, im übrigen auch an den Filmschulen von Rio de Janeiro, Zagreb, Kopenhagen, Helsinki, Budapest und Jerusalem dauert das Studium in Regie und Film acht Semester. In Ludwigsburg sind das zum Beispiel ein zweijähriges Grundstudium und ein zweijähriges Projektstudium. Diese Bachelor und Master zu nennen, wäre formal zwar möglich. Aber da Abschlussfilme in Deutschland überwiegend gemeinsam mit Partnern aus der Filmwirtschaft - mit der Unterstützung von Fernsehsendern und/oder dem FilmFernsehFonds Bayern - realisiert werden, käme das Zweistufensystem schon aus finanziellen Gründen nicht infrage, sagt die Vizepräsidentin der Münchner Filmhochschule Michaela Krützen. Denn keiner ihrer Partner würde Geld in einen halbausgebildeten Bachelor-Regisseur investieren. Der Studiendekan und Leiter des Regiestudienganges Andreas Gruber ergänzt:
"Wir betreiben absolute Highend-Ausbildung. Wir wollen die fertigen und
hoffnungsvollen Regisseure hier rausschicken und keine Absolventen, die rausgehen und dann zehn Jahre Regieassistenten sind, sondern wirklich Regie machen."
Dass seine Diplomabsolventen das gesamte Studium an einer Hochschule absolvieren, würde ihre internationale Vernetzung aber nicht verhindern, betont Gruber. Im Gegenteil. Mehrere Urlaubssemester an ausländischen Partneruniversitäten, die zwar nicht angerechnet werden, aber Kontakte schaffen, sind keine Seltenheit. Grubers US-Kollege Jed Kaleko, Professor für Set- und Produktionsdesign der Florida State University begeistert sich in München beim Filmschulfest weniger für die Ausbildungsformate als über die Qualität der Filme. Ein Master- und Bachelorsystem in Europa wäre zwar wünschenswert, so Kalekos Meinung. Eine erfolgreiche Aufnahme an den wichtigen US-amerikanischen Filmschulen hängt ausschließlich von den Bewerbungsfilmen und Dreherfahrungen ab:
"Wir nehmen sehr viele ausländische Studierende mit den unterschiedlichsten Lebensläufen auf. Wir schauen uns ihre Vorgeschichte an und die Leistungen, die sie an einer anderen Hochschule erbracht haben. Danach entscheiden wir, ob der/diejenige in unser Masterprogramm passt. Natürlich wäre es hilfreich, wenn ein BA- oder BFA-Abschluss vorliegen würde. Aber wir können natürlich auch mithilfe anderer Bescheinigungen entscheiden, ob wir jemanden aufnehmen oder nicht."
Es herrscht Uneinigkeit unter Europas Filmhochschulen, ob und wie weit man den Bolognaprozess mitgehen soll. Während die Universitäten in Osteuropa die Bachelor- und Masterausbildung als Chance für eine Erneuerung sehen, kämpfen die etablierten in München und Ludwigsburg um den Status Quo.
Einzig die Filmhochschule Potsdam-Babelsberg versucht den Spagat. Sie hat als erste deutsche Filmhochschule innerhalb von drei Jahren fünf Studiengänge umgestellt. Prompt konnte der Studiengang Schauspiel 2009 mit 20 Prozent Zuwachs deutlich mehr Bewerber anziehen als im
Vorjahr.
Potsdams Filmhochschulpräsident Dieter Wiedemann ist überzeugt, dass das an den neuen Abschlüssen liegen könnte.
Infos zum Filmschulfest:
filmschoolfest-munich.de