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Qualität, Quote und Kommerz im Kinderfernsehen

Folgt man der Empfehlung des Hirnforschers Manfred Spitzer, sollten Kinder gar nicht fernsehen. Wir müllen unseren Nachwuchs mit Bildern zu, anstatt ihn mit dem wirklichen Leben zu konfrontieren. Doch trotz aller Warnungen: Kinder sitzen mehr denn je vor der Glotze, 11- bis 13-Jährige im Schnitt täglich 100 Minuten.

Von Stephan Beuting | 18.07.2009
    "Es besteht ein Zusammenhang zwischen TV-Konsum und schlechter Schulleistung."

    "Im Umgang mit dem Fernsehen ist höchste Vorsicht geboten. Es kann das Kind in seiner Bewusstseinsbildung hemmen."

    "Für die kindliche Psyche ist Fernsehen Gift. Es bleibt nur ein Gegenmittel: Abschalten!"

    Es leidet unter einem wahrhaft schlechten Image, das Fernsehen - und gerade die Jugend scheint in hohem Maße gefährdet. Durch das Gerät an sich, und durch das Programm sowieso.

    Angesichts dieser düsteren Qualifizierungen scheint der Begriff "Kinderfernsehen" paradox. Doch, einige dieser Vorbehalte sind älteren Semesters und inzwischen ausgeräumt, oder werden heute zumindest weniger scharf vorgetragen.

    Für Kinder zwischen drei und 13 senden in Deutschland drei frei empfangbare Vollkanäle.

    Zwei Private: Aus Berlin Nickelodeon und der Kölner Sender SuperRTL
    Und Ki.Ka, aus Erfurt. Öffentlich-Rechtlich.
    Alles in allem sind es 420 Stunden Kinderprogramm, pro Woche:

    Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig, Tabaluga tivi, Sendung mit der Maus, LazyTown, SpongeBob Schwammkopf, Disney's Hannah, Montana, Jimmy Neutron, Avatar, True Jackson, Bob der Baumeister, Auweia!, Marvi Hämmer, Jibber Jabber, Benjamin: bärenstark!

    Erfolgreiche Sendungen laufen in der Wiederholungsdauerschleife. Manches ist pädagogisch wertvoll. Anderes fasziniert Kinder obwohl kaum ein Erwachsener nachvollziehen kann, was der Nachwuchs daran eigentlich findet.
    "Also ich glaube dieser Mann mit der Abflussnase da, will die Abflussrohre erobern, damit sie ihm gehören und dazu wendet er Waffen an und will dieses Baby holen. Glaub ich."

    Caspers: "Bei Qualität im Kinderfernsehen ist es so, wie im zwischenmenschlichen Verhalten. Mein Vater hat immer gesagt: es ist egal was du machst, pass einfach auf, dass es nicht komplette Scheiße ist. Und beim Fernsehen ist es genauso: Pass einfach auf, dass es nicht komplette Scheiße ist.2''"

    Auf der Couchkante sitzt Fabian, neun Jahre. Im Sekundentakt zappt er durch die 32 empfangbaren Kanäle.

    ""Hab auf diesem Kanal Nick gekuckt, und das war Sponge Bob Schwammkopf."

    Daneben sein Bruder Joschua,

    "Ich gucke gerne Gallileo auf Pro Sieben."

    und Joschuas Freund Juan, jeweils elf.

    "Ich bin der Juan und guck gerne Kinderkrimis."

    Grüner Rasen mit Stadion ist zu sehen, ein aufgezeichnetes Fußballspiel auf Eurosport, Fabian soll noch mal zurück. Nach etwa zehn durchgezappten Kanälen das erste mal, dass sich die Jungs programmeinig sind.

    Nach der Definition von Gert K. Müntefering, dem Erfinder der Maus, fällt das damit unter Kinderfernsehen. Kurz:

    "Kinderfernsehen ist, wenn Kinder fernsehen."

    Im Kinderfernsehen lebt ein Traum aus der TV-Frühzeit weiter. Die Vorstellung, das Fernsehen habe die Kraft, aus unserer Welt eine bessere zu machen. Kinderfernsehen, so die Forderung von Pädagogen, soll die Entwicklung der Kinder im Sinne der geltenden Wertvorstellungen positiv beeinflussen.

    "Also gutes Kinderfernsehen greift zum einen die Themen und Möglichkeiten von Kindern auf, also zum einen die Dinge, wie sie die Welt sehen, vor allem auch an den Dingen wo sie gerade auch an ihrer Identität arbeiten und das auf eine Weise, dass sie das verstehen, dass es sie fordert aber nicht überfordert und vor allem nicht traumatisiert oder sie einfach in gewisser Weise desillusioniert oder desorientiert."

    sagt Maya Götz, Medienwissenschaftlerin und Expertin für Kinderfernsehen. Was gutes von schlechtem Kinderprogramm unterscheidet, dass müsse immer wieder neu verhandelt werden.

    "Qualität heißt auch immer, dass es vor allen Dingen darum geht Kindern etwas Gutes zu tun, diese Welt für Kinder für Kinder erklärbar zu machen und sie zum aktiven Teil dieser Gesellschaft zu machen ohne, dass ich sie überfordere, aber, auch ohne dass ich sie unterfordere oder nur noch als Konsumenten begreife."

    Diese Unterforderung, geschehe vor allem bei den Privaten Kanälen, die sich durch Werbung und Lizenzeinnahmen finanzieren und ständig auf der Suche nach innovativen Vermarktungskonzepten sind.

    Jetzt kommt die Werbung.

    "Der Ki.Ka hat 74 Prozent Fiction Anteil, bei SuperRTL und Nick sind das aber über 90 Prozent."

    Also: Ki.Ka gut und Nick und SuperRTL böse? Diese Sichtweise unterstützt eine aktuelle Studie. Auftraggeber sind die öffentlich-rechtlichen Träger des Kinderkanals in Form der ARD-ZDF-Medienkommission.

    Gerline Schumacher: "Also der Ki.Ka hat bei weitem das breiteste Programmspartenprofil."

    Und auch was die Punkte "Vielfalt" und "Informationsangebot" angeht, sei Ki.Ka spitze, sagt Gerlinde Schumacher von der ZDF-Medienforschung.

    "Also wir haben zum Beispiel das Reizniveau von Sendungen analysieren lassen, also im Hinblick auf Lautstärke und Schnittfrequenz und da kann man dann sehen, dass Ki.Ka ein niedrigeres Reizniveau hat als SuperRTL und Nick."

    In der Gunst der Eltern steht in Sachen Mediensozialisation und Medienkompetenz Ki.Ka hoch im Kurs, lässt man die Kinder mit der Fernbedienung abstimmen so ist Fiction und Unterhaltung angesagt.

    "Für die Programmstrukturebene haben wir sicherlich gute Resultate vorgelegt, aber man muss sicher auch noch mal schauen, wie sieht es zum Beispiel mit fictionalen Sendungen aus, bei Animationsprogrammen, da sind sicher noch Kriterien wichtig die wir hier nicht erfasst haben in ästhetischer Hinsicht, in dramaturgischer Hinsicht."

    Die Frage, was gutes Programm für Kinder ist, sei damit nicht erschöpfend beantwortet, gesteht Gerlinde Schumacher ein. Mit der aktuellen Studie stehe man allenfalls am Anfang.

    Gezeigt hat die Untersuchung vor allem, was viele schon vorher ahnten: Zwischen den Kindersendern gibt es eine Aufgabenteilung.

    "Wir wollen unterhalten, so."

    Sagt der Programmdirektor von Super RTL, Carsten Göttel.

    "Und ich glaube, dass das gar nicht geht Kinder zu unterhalten, wenn man in gewisser Art und Weise pädagogisch ist."

    Zumindest die Quoten scheinen das zu bestätigen: Super RTL hat mit diesem Konzept 2008 mehr als 20 Prozent Marktanteile in der Zielgruppe erreicht, mehr als alle anderen.

    "Kinderprogramme sollten unterhalten und informieren."

    "Aber jetzt von jedem Kinderprogramm zu verlangen, dass es pädagogisch ist, das ist quatsch, Kinder wollen auch einfach mal unterhalten werden, unlogisch sein, die gucken sich manchmal auch einfach nur Quatsch an. Und der ist nicht pädagogisch, aber das wollen die doch auch."

    "Also, hören wir uns einfach mal ein Beispiel an."

    "Jetzt ist der Luftballon geplatzt, ich find's jetzt ein bisschen unlogisch, (lachen), idiotisch!"

    "Also ein Typ, ein Schwamm, der eigentlich immer ne Unterhose und ne Krawatte anhat, das ist schon richtig schrill. Also SpongeBob ist eine Zeichentrickserie, die in den vereinigten Staaten produziert wird, es ist eine sehr fantasievolle Welt, die wurde im Prinzip erdacht und erfunden von einem Ozeanograph , der praktisch sein ganzes Wissen und seine eigene Fantasie ob dieser Welt unter dem Meeresspiegel dort umgesetzt hat. Also SpongeBob ist eines der interessantesten, neuzeitlichen Charakters im Markt."

    Und das seit immerhin zehn Jahren. Dank erfolgreichen Merchandisings ziert das Gelbe Gesicht DVD-Hüllen, Magazine, Stifteetuis, Mützen.

    Der quadratisch freundliche Schwamm scheint eine ideale Projektionsfläche zu bieten, inspiriert sogar zu lebenspraktisch-philosphischen Betrachtungen. Die haben ebenfalls rechteckiges Format, und im speziellen Fall 192 Seiten:

    "Das Gute und das Fiese. Besser leben mit SpongeBob Schwammkopf.

    "Auf der anderen Seite muss man ganz klar sagen: Es ist ästhetisch für Erwachsene wahrscheinlich weniger qualitätsvoll, man muss sich an die Ästhetik wirklich gewöhnen, an die herausquellenden Augen."

    Irritation bei Eltern - Erfolg bei Kindern - Kult bei Jugendlichen, trotz oder gerade wegen stilistischer und humoristischer Gratwanderungen. Maya Götz:

    "Also die Qualität bei SpongeBob, dass er eben diese Kinderperspektive so aufgreift und eben wirklich für Kinder attraktiv erzählt, außerdem ist es unheimlich lustig."

    Ralph Caspers, Moderator der Sendung Wissen macht Ah!.

    "Also ich hab nicht soviel SpongeBob gesehen aber ich find's total verdreht und das ist, was ich mag, was ich total mag."

    Götz: "SpongeBob ist begeistert und probiert es noch mal und noch mal und übertritt Regeln und noch mal und noch mal."

    "Es ist einfach diese ganz tief naive Herangehensweise an die Welt, das ist etwas für die Kinder hochgradig attraktives und was sonst im Kinderfernsehen auf diese Weise auch nicht erzählt wird."

    Hochgradig attraktiv sind auch die Einschaltquoten. Nachdem der Schwamm nun exklusiv bei Nick zu sehen ist, beschert er dem Sender ein Rekordergebnis nach dem anderen.

    Dabei war es anfangs so, dass keiner der deutschen Sender die Rechte erwerben wollte. Das war allen irgendwie zu fremdartig, erinnert sich Carsten Göttel:

    " Manchmal sind es aber genau die Serien, die dann hinterher einschlagen. Und da muss man mutig sein oder dumm, es einfach mal auszuprobieren. Je nachdem."

    "Noch ein Beispiel."

    Sponge Bob hat eine Schwester. Äußerlich ähneln sie sich nicht, aber was Vermarktungspotenzial und Kultstatus angeht, steht Disneys Hannah Montana dem Schwamm in nichts nach.

    "Also Hannah Montana ist momentan der Riesenhit. Gerade bei Mädchen und auch bei Jungen. Erreicht Marktanteile um 30 Prozent bei den Mädchen, was wirklich viel ist."

    "Hannah Montana ist im Prinzip ein relativ normales Mädchen, was auf eine Schule geht, was aber eine Parallelwelt hat. Abends zieht sie eine blonde Perücke auf und ist dann ein Rockstar."

    "Das offizielle Fanmagazin. Diesen Monat mit drei Extras. Schöne Sticker, ein Sammelalbum und das stylische Armband für den großen Auftritt. Hannah Montana - Be a star!"

    So etwas wie Hannah Montana, sagt Carsten Göttel, passiert höchstens einmal in fünf Jahren: Ein Quotencoup mit einer Fülle verschiedener Vermarktungsmodelle.

    "Ich vermute mal, dass so ein Thema wie Hannah Montana, so ein Musikthema, Alltag und wie ist es ein Star zu sein aus dem Erwachsenen Programm kommt, aus Pop Idol, aus DSDS, die Kinder gucken das, die lieben solche Eventshows und dann hat sich irgendjemand schlaues, ich weiß es nicht genau, überlegt, warum mach ich so was nicht für Kinder. Das war vor Zwanzig Jahren wahrscheinlich noch für kein Kind irgendwie wichtig darüber nachzudenken, wie ist es eigentlich Star zu sein, heute denken die da alle drüber nach."

    Das Vermarktungsmodell geht auf: Wirklichkeit und Soap sind eng ineinander verzahnt, die Popularität der Serie treibt die Plattenverkaufszahlen in die Höhe, und umgekehrt funktioniert es mit den Zuschauerzahlen.

    Nachfolger sind schon in Sicht: auch die Boy-Band Jonas-Brothers wird bei Disney ähnlich vermarktet: sie hatten einen Gastauftritt bei Hannah-Montana, darauf folgten Serie und der Kinofilm Camp Rock.

    Müller-Haupt: "Vielfach ist es ja so, dass solche Programme hergestellt werden und haben schon ein perfektes Merchandising Konzept im Hintergrund."

    Göttel: "Also warum nicht eigene Talents aufbauen? Warum nicht selber CDs verkaufen. Machen wir ja zum Teil auch schon. Wir kreieren ja eigene Bands."

    Eine dieser Kreationen heißt "Cherona", vier Bandmitglieder, die sich jeweils bei einem großen Casting durchgesetzt haben und nun mit Popsongs, Privatleben und Produktionen fürs TV Erfolg generieren sollen. Die Clips laufen auf Viva und MTV. Tassen, T-Shirts und Fan-Community werden auf der Internetseite gebündelt, das Star-Tagebuch auf Super RTL gibt intime Einblicke in die Privatsphäre der werdenden Popstars.

    Götz: "Damit wird richtig Geld verdient, und da steht eine riesige Industrie dahinter."

    Sagt Maya Götz. Doch nicht immer sind die Gewinnmargen so hoch wie bei der Disney-Produktion Hannah-Montana und die Konkurrenzsituation auf dem Deutschen Markt habe sich verschärft, sagt SuperRTL-Programmdirektor Carsten Göttel:

    "Dadurch, dass wir alle bestimmte Marktanteilsziele haben, inklusive Kinderkanal, wird die Geduld, bestimmte Formate sehr lange on Air zu lassen, die nicht gut funktionieren, geringer."

    Der Kostendruck nimmt zu, verschärft durch die Krise auf dem Werbemarkt. Ein Trend, den Medienwissenschaftlerin Maya Götz schon seit längerem beobachtet, zeichnet sich nun deutlicher ab.

    "Je weniger Finanzen dem Kinderfernsehen zur Verfügung stehen, desto mehr ist die Tendenz da, sich auf die Dinge zu berufen, die schon mal funktioniert haben. Es gibt dann eben mal den 10. Bob den Baumeister, das Format wird noch mal nachgemacht und noch mal und noch mal. Das heißt wir haben eine Vereinheitlichung von Dingen, die auch weltweit funktionieren und dadurch sich eben auch refinanzieren und wir haben wenig, was in der eigenen Kultur wirklich da ist, die Kultur widerspiegelt, die Vielfältigkeit von Kultur und ein Stück weit ist es eben so, dass eben so, dass wenig Mut für Neues, für Grenzwertiges,für Dinge die vielleicht nicht so hohe Quoten erreichen, zurückgegangen ist."

    Göttel: "Früher war es wahrscheinlich einfacher, Formate, die ein bisschen schräger, eckiger sind geduldiger on air zu lassen um die Kinder an Formate zu gewöhnen die Geduld hat abgenommen und wird weiter abnehmen."
    Immer dasselbe.

    Kinderfernsehen als ewig-aufgewärmtes Programm ehemals erfolgreicher Konzepte? Dass es so weit nicht kommt, dafür nennt Carsten Göttel einen einfachen Grund.

    "Man muss sich dazu zwingen, neben den ganzen Butter- und Brotprogrammen, sag ich jetzt mal ein bisschen abfälliger, also den Programmen, bei denen man sich sicher ist, dass sie funktionieren werden, immer irgend etwas zu machen, was unsicher ist. Und da muss jeder Sender abwägen wie er das macht. Aber die Gefahr der Uniformität ist auf jeden Fall da, ja."

    Am Besten noch ein Beispiel.

    "Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von 'Wissen macht Ah!'"

    "Wir kennen uns ja auch schon seit zwölf Jahren, wir sind schon wie ein altes Ehepaar."

    Alt, zumindest für das schnelllebige TV-Geschäft. Schon neun Jahre hält der "Bund fürs Kinderfernsehen", zwischen Ralph Capsers und Shary Reeves. So lange moderieren beide die Sendung 'Wissen macht Ah!'. Die wird in der Branche, immer noch als "mutig" und innovativ bezeichnet und beschert ihren Machern überdurchschnittlich gute Quoten.

    Ein Programm, dass auch Carsten Göttel gerne bei sich sehen würde, aber,

    "Was wir leider aus finanziellen Gründen so intensiv wie die Kollegen vom Kinderkanal nicht machen können und da habe ich große Achtung vor. Hätte auch gerne soviel Geld, so eine Sendung hinzukriegen, also schon für uns ein Prototyp, ein ganz tolles Programm, gibt's nichts dran auszusetzen."

    "Da geht ja auch oft was schief und wir machen einfach im besten Fall ne Nummer draus und es ist total chaotisch aber trotzdem haben wir noch Spaß dabei, selbst, wenn nichts vernünftiges dabei rumkommt. Irgendwie kann man vielleicht doch was draus lernen, dass man auch mal auf die Nase fallen kann. Und dass das auch eine Bewegung nach vorne ist. Und dass das allemal besser ist, als auf der Stelle stehen zu bleiben."

    Markenzeichen der Sendung: Die ungekünstelte Art der Moderatoren und der erprobte doppelbödige Witz.

    "Heute geht es bei uns sportlich zu. Und dazu haben wir uns in unsere besten Anzüge geschmissen. Also Trainingsanzüge. Um euch die wunderbare Welt des Sports näherzubringen."

    Götz: "Wissen macht Ah! ist im Prinzip die ältere Maus. Also nimmt bestimmte Prinzipien aus der Maus auf. Diese Sachgeschichten, die eben Phänomenen aus dem Alltag nachgehen und diese sehr verständlich und sehr begreiflich erklären. Der Humor in Wissen mach Ah! ist sehr speziell. Es ist ein eher ironischer Humor. Das ist zum einen etwas sehr interessantes für die Älteren, gerade auch für die älteren Jungen."

    Capsers/Reeves: "Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, der trägt sie an der falschen Stelle./Hört, hört!/Und außerdem pieksen die Blätter am Hintern ganz schön."

    Anders als bei den Privaten herrscht beim Erfurter Sender kein alles beherrschender Kostendruck. Doch auch hier muss die Quote stimmen. Die Zuschauerakzeptanz legitimiert den Einsatz von Personal und Gebühren. "Wissen macht Ah!"-Redakteurin Ulrike Müller-Haupt:

    "Natürlich ist das unheimlich traurig, wenn das, was man produziert, nicht akzeptiert wird. Insofern kuckt man natürlich sowieso jeden Tag. wie viel haben denn gesehen, wie hoch ist der Marktanteil und wenn wir über 30 Prozent der Kinder abends um halb acht erreichen, dann ist das natürlich traumhaft."

    Das Konzept trägt, so gut, dass die Sendung auch ins Ausland exportiert wird. Wissen macht Ah! gibt es in Russisch und auch Hochchinesisch und das hört sich dann so an.

    Die Erklär-Filme werden übernommen und in die jeweilige Landessprache übersetzt und auch die Moderatoren richten sich erkennbar am Original aus.

    "Also ich überleg jetzt nicht, was jetzt Kinder sehen wollen, oder ob das jetzt Programm ist, das originär nur für Kinder ist, ob das jetzt mehr ist, oder auch noch für die restliche Familie. Es ist tatsächlich etwas, was ich gerne gucken würde und wie ich gerne Fernsehen machen würde. Ich meine, mach ich ja, oder: wie ich Fernsehen am liebsten sehen würde.

    Wenn Kinder es kucken, wenn die Macher dahinter stehen können, wenn auch die Eltern begeistert sind, dann ist es gutes Kinderfernsehen. "

    Und was soll das jetzt sein, Qualität im Kinderfernsehen?

    "Also Qualität ist einfach eine Frage von Perspektive, es ist zunächst die Frage, wer fragt nach Qualität, für wen hat eine Sendung Qualität. Und dann ist zum Beispiel, für Kinder kann sie eine ganz andere Qualität haben als für Erwachsene, für Erzieher und die Gesellschaft und so weiter."

    Nach zwei Stunden mit SpongeBob, Wickie, Abflussnasen und Teenie Rockstars sitzt Fabian verschlafen in der Couchecke und reibt sich die Augen. Auch Juan sieht geschafft aus.

    "Nach dem Fernsehgucken ist man meistens müde."

    Unabhängig davon, ob es gute Kinderfernsehen war?

    "Da kuckt man die ganze Zeit auf den Bildschirm rauf und naja, wenn man dann so einen Film guckt, dann muss man auch mal aufstehen und sich die Beine vertreten."

    Gutes Kinderfernsehen, sagt Ralf Caspers, erkenne man daran, dass es sich selbst die Zuschauer abspenstig macht und dafür sorgt.

    "Das es Kinder animiert rauszugehen und viele andere Sachen zu machen."