
Grund sind laut einer Untersuchung die steigenden Wassertemperaturen. Damit gehören Quallen im Gegensatz zu vielen anderen Meeresbewohnern zu den Gewinnern des Klimawandels.
Forscher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts hatten in einem Computermodell acht arktische Quallenarten steigenden Wassertemperaturen ausgesetzt. Das Ergebnis: Bis auf eine Ausnahme dürften alle untersuchten Spezies ihren Lebensraum deutlich in Richtung Arktis ausdehnen. Die Studie wurde im Fachmagazin "Limnology and Oceanography" veröffentlicht.
"Feuerqualle" breitet sich besonders aus
Besonders stark breitet sich den Ergebnissen zufolge die als Feuerqualle bekannte Gelbe Haarqualle, die in der Ostsee vorkommt, Richtung Norden aus. "Sie kann ihren Lebensraum sogar fast verdreifachen", sagte AWI-Meeresbiologin Charlotte Havermans. Lediglich eine untersuchte Art (Sminthea arctica) verzeichne einen Rückgang um 15 Prozent, da sie sich bei hohen Temperaturen in kältere Tiefen zurückzieht.
Quallen profitieren den Angaben zufolge auch von Nährstoffeinträgen und Überfischung. Übe der Klimawandel Stress auf Meeresbewohner aus, könnten sich Nesseltiere, zu denen Quallen zählen, oft gegen Nahrungskonkurrenten wie Fische durchsetzen, sagte Erstautor Dmitrii Pantiukhin. In Spitzbergen habe die Kronenqualle bereits einen ganzen Fjord übernommen, betonte Havermans.
Drohende "Verquallung" der Ozeane
"Viele Quallen ernähren sich von Fischlarven und Eiern und verzögern oder verhindern so eine Erholung von unter Druck geratenen Fischpopulationen, die zudem meist auch noch durch den Menschen stark bewirtschaftet werden", sagte Pantiukhin. Die Wissenschaft spreche bereits von einer drohenden globalen "Verquallung" der Ozeane. Das zeige sich auch daran, dass in den letzten 15 Jahren Menschen am Mittelmeer häufiger von Quallenstichen betroffen seien, sagte Havermans.
Unklar sei noch, wie sich der Vormarsch der Nesseltiere Richtung Norden auf die arktischen Fischbestände auswirke. «Vieles spricht dafür, dass wichtige arktische Fischspezies wie der Polardorsch, dessen Larven und Eier häufig von Quallen gefressen werden, noch stärker unter Druck geraten", sagte Havermans.
Diese Nachricht wurde am 16.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.