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Quantensprung auf der Mattscheibe

Jahrzehnte nach der Einführung des Farbfernsehens dräut dem Medium Nummer Eins wieder eine entscheidende Fortentwicklung. Denn mit ersten Programmangeboten und zahlreichen Geräten lockt die bunte Welt des High Definition TV.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Wolfram Koch |
    Manfred Kloiber: Wolfram Koch, was ist HDTV genau?

    Wolfram Koch: "HDTV ist die neue Fernsehnorm, die uns ein viel, viel besseres Fernsehen und ein wirklich plastisches Filmerleben bringen soll. Wie im Kino ist der Fernseher dann sehr breit: 16 zu 9 im Format. Und das Besondere ist die hohe Auflösung: 1920 Bildpunkte in der Breite stehen 1080 Zeilen gegenüber. Und das ist gleichzeitig die höchste HDTV-Auflösung. Man hat sich hier noch ein bisschen an den alten Fernsehstandard gehalten, die Bilder werden noch "interlaced" gesendet, das heißt im Halbbildverfahren. Es gibt noch ein etwas kleineres HDTV-Format, das bildet 1280 mal 720 Bildpunkte ab - und diesmal im Vollbild. Wenn man das vergleicht mit dem normalen Pal-Bild, also die große HDTV-Auflösung, dann hat man im Prinzip viermal so viel Fernsehen, wenn man das mal ein bisschen platt ausdrückt. Man hat also ein richtig scharfes, hoch auflösendes Bild. "

    Kloiber: Wie sehen denn die HDTV-Bilder tatsächlich aus? Sind sie wirklich so viel besser, dass man das merkt als Zuschauer?

    Koch: "Vergleicht man die Bilder von HDTV mit Pal, so fällt die höhere Schärfe, die durch die vielen Bildpunkte kommt, sofort auf. Selbst kleine Details wie zum Beispiel Gefieder von einer Ente, das Fell einer Raubkatze, Rindenstrukturen oder Laub. Da sieht man sofort, es ist viel mehr zu sehen. Man sieht feinste Details. Haare werden wirklich Stück für Stück abgebildet. Bei Pal im Vergleich würden die in einer Unschärfe verschwinden. Man kennt das, dass dann so ein Pal-Bild gerade im Hintergrund so ein bisschen matschig wird. Und durch das extrem große Format kann man sich wirklich im Bild umsehen. Das hat natürlich auch Folgen für die Kameraleute, die müssen dann entsprechend HDTV-mäßig drehen. Neu ist die Idee, dass man so ein superbrillantes Bild haben möchte, natürlich nicht. Schon 1992 hat die ARD diverse Produktionen damit gemacht. Auch heute werden moderne Dokumentationen, Spielfilme in "High Definition" oder gar auf Film gedreht. Damals hat das mit dem HDTV gar nicht geklappt, weil das Problem war, es gibt gar nicht die Monitore für Zuhause, die man sich dahin stellen konnte. Heute ist das ganz anders: Die Läden stehen wirklich voll mit Plasma-Displays, LC-Panels. Und die sind heutzutage für die Wiedergabe von HDTV-Signalen bestens geeignet. Und auch die Software, die Sender, gibt es schon. Da gibt es zum Beispiel den belgischen Satellitenkanal "EURO1080" oder demnächst auch Bezahlfernsehen."

    Kloiber: Sie haben es gerade angesprochen, dass es entsprechende Empfangsgeräte gibt, aber worauf muss man achten, wenn man wirklich HDTV in bester Qualität gucken will?

    Koch: "Da gibt es ein neues Logo, das heißt "HD ready". Das schreibt vor, dass der Fernseher eine bestimmte Breite hat, also 16-zu-9-Format. Er muss eine Auflösung mindestens haben von 1280 mal 720 Bildpunkten. Ganz wichtig: HDCP - High Definition Copy Protection, also einen Kopierschutz. Das ist eine Vorgabe von Hollywood, damit wirklich jeder Film geschützt ist und ich mir nicht solche hoch auflösenden Filme digital kopieren kann. Und des Weiteren die HDMI-Schnittstelle: Das ist ein kleiner Anschluss, mit dem ich zum Beispiel Laufwerke, Festplattenrekorder, digitale Satellitenreceiver genau an dieses Display anschließen kann. Das ist im Prinzip die Vorgabe der Industrie. Wer heute einmal hineinschnuppern möchte in das "High Definition": Da gibt es ein Format, das läuft auf jedem Computer, das heißt WMV-High-Definition. Da kann man sich schon einmal ein Bild machen."