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Quelle-Erbin kämpft um Milliardenvermögen

Mit der Insolvenz der KarstadtQuelle AG verlor Madeleine Schickedanz ihr Vermögen. Vor dem Landgericht Köln hat jetzt der Prozess um die Schadenersatzklage der Quelle-Erbin gegen die Bank Sal. Oppenheim begonnen. Doch der Versuch, die Milliarden zurückzuholen, scheint wenig aussichtsreich.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 18.12.2012
    Madeleine Schickedanz war einmal eine der vermögendsten Frauen der Republik – bis die Quelle-Erbin 2009 fast ihr gesamtes Milliarden-Vermögen verlor, ausgelöst durch die Pleite von Arcandor, der einstigen Karstadt-Quelle AG. Sie müsse jetzt von 600 Euro im Monat leben, behauptete Schickedanz damals gegenüber der Boulevard-Presse. Nun will sich die Ex-Milliardärin in einem Zivilverfahren, das heute vor dem Landgericht Köln begann, ihr Geld zurückholen, und zwar von der Kölner Privatbank Salomon Oppenheim, die mittlerweile zur Deutsche Bank gehört, und vom Immobilienunternehmer Josef Esch. Ihnen wirft Schickedanz vor, sie beim Kauf der Arcandor-Aktien, die teils kreditfinanziert waren, falsch beraten und damit ihre Pflichten als Vermögensverwalter verletzt zu haben. Der Streitwert liegt bei 1,9 Milliarden Euro. Anwalt Stefan Homann ist einer der Anklagevertreter:

    "Das Gericht hat aufgezeigt, wo die Reise hingeht und jetzt haben wir drei Monate Frist, um auf die Erwiderung der Beklagten unsererseits zu erwidern. Dann wird das Gericht sehen, was es damit machen wird. Die einzelnen Hinweise müssen wir jetzt abarbeiten und werden wir in der Replik entsprechend bewerten können."

    Noch während des Verfahrens hatte der Anwalt geklagt, seine Mandantin müsse nun die ganze Zeche zahlen für die Verfehlungen bei Salomon Oppenheim. Doch die Klägerseite hatte heute keinen leichten Stand, denn der Vorsitzende Richter Stefan Singbartl ließ deutliche Zweifel an der Argumentation der Schickedanz-Vertreter erkennen. Ob Frau Schickedanz mit ihrem Bildungsstand denn nicht wisse, was es bedeute, Aktien – in diesem Fall die von Arcandor – auf Kredit zu kaufen? Ein Bankhaus mache solche Geschäfte ja schließlich nicht aus Altruismus. Die Klägerin, so betonte das Gericht, trage die volle Beweislast für die Anschuldigungen. Entsprechend gelassen reagierte Carsten van de Sande, einer der zahlreich erschienenen Anwälte von Salomon Oppenheim:

    "In dieser vorläufigen Einschätzung hat die Kammer Zweifel an dem bisherigen Vortrag von Frau Schickedanz geäußert und hat die vom Bankhaus Sal. Oppenheim vertretene Auffassung in wesentlichen Punkten bestätigt. Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass die von Frau Schickedanz erhobene Klage unbegründet ist und weisen die Vorwürfe, die Frau Schickedanz erhebt zurück. Alles weitere wird der Verlauf des Verfahrens zeigen."

    Die Beklagten haben auf die Vorwürfe bereits mit Gegenklagen reagiert, hier liegt der Streitwert bei 470 Millionen Euro. Ein Ausweg für die wenig aussichtsreiche Klage von Madeleine Schickedanz könnte nun in einem Ausgleich mit Verzicht auf die eigenen Extrempositionen liegen. Die Kammer am Landgericht will bis zum 4. Juni 2013 über ihr weiteres Vorgehen entscheiden.