
Das Erste Deutsche Fernsehen ist tatsächlich noch immer in der Lage, auf dem Unterhaltungssektor weltweit ganz unglaublich neue Maßstäbe zu setzen.
"Es ist das mit Abstand größte TV-Experiment des Jahres. Wir versuchen nämlich heute etwas, was es noch nie gab. Wir versuchen das Fernsehen tatsächlich mit der mobilen Welt, mit dem Smartphone zu verbinden. Eine Revolution ist das!"
Aber Hallo, und was für eine! Das Smartphone als Nabelschnur zur Glotze. Irgendwie, haben sich die Macher vom "Quizduell" wohl gedacht, muss man dem umworbenen jungen Publikum in der Phase des after-work-chill-outs vor der TV-Primetime ja was bieten. Heraus kam: Fernsehen-Gucken und zeitgleich irgendwo auf dem Sofa auf dem Smartphone auf einer App herumdrücken und Quizfragen beantworten. Das ist wahrlich tele-visionär und: total revolutionär. Vor allem im tiefen Quotenloch des Vorabendprogramms. Da ging schließlich schon die Plauderstunde mit Thomas Gottschalk komplett in die Hosen und bei piefigen Regional-Krimis schalten nicht mal mehr die Landeier ein. Nun sollte man annehmen, dass für diese interaktive Quiz-Revolution mit Jörg Pilawa hochkompetente IT-Experten sämtliche Tücken des Internets im Vorfeld aufgespürt und Server-Strecken sorgsam asphaltiert hätten. Doch was entfuhr Moderator Pilawa, als er die ersten Daten hochfahren lassen wollte:
"Das fängt ja gut an, hier."
Nämlich überhaupt nicht gut. Das App-Heer der potenziellen Mitspieler blieb schon vor der Daten-Autobahn auf der Strecke. Auch in den nächsten Sendungen.
"Willkommen beim Fernsehen der 70er- und 80er-Jahre"
Aber keine Bange: Die NSA hatte diesmal nicht ihre Finger im Spiel. Auch nicht der anfangs vermutete Hacker, der im Alleingang gleich 15.000 Server platt gemacht haben soll. Eingefangen habe man sich ganz simpel einen "Denial of Service Situations". Über eine Bandbreitenverteilung mit beliebig vielen SSH-Sitzungen, die Ping-Befehle ausführten, sei es dann zum Zusammenbruch gekommen. Eigentlich klar verständlich, oder? Aber warum? Nur weil das Fernsehen viel, viel mehr als die Antworten wissen wollte.
"Und zwar haben wir versucht, ihre gegebenen Antworten, die sie beim Quiz-Duell eingegeben hatten, auch zu verknüpfen. Und zwar verknüpfen mit anderen Daten. Wir wollten zum Beispiel wissen: Sind die Leute schlauer in Sachsen als in Hamburg. Sind die Frauen möglicherweise viel cleverer als die Männer."
Um es kurz zu machen: Selbst schuld! Was geht das überhaupt das Fernsehen an. Gott sei Dank existierte ein Plan B, der zum Zuge kam.
"Herzlich willkommen beim Fernsehen der 70er- und 80er-Jahre. Wir spielen Quiz unplugged."
Also mit Menschen vor der Kamera und altertümlichen Wahl-Tastaturen. Und das war wider Erwarten mit einem schlagfertigen Moderator doch richtig prima Fernsehunterhaltung. Hintersinnig könnte man jetzt vermuten, dass das app-artige Scheitern möglicherweise als Coup geplant war, um durch medial gesteigerte Aufmerksamkeit wieder Geschmack auf ein TV-Quiz zu machen, in dem aufgeregte Kandidaten mehr Spaß bereiten als ein aus den Tiefen des Netzes gefischter anonymer Quiz-Duellant.