Samstag, 04. Mai 2024

Archiv


Radfahren mit Navigations-App

Das Navigationssystem ist für viele Autofahrer zum festen Begleiter geworden. Nun hat Google eine solche Smartphone-App für Radfahrer entwickelt. Soviel vorweg: Ans Ziel kommt man damit durchaus, aber nicht immer ganz reibungslos.

Ein Selbstversuch von Franziska Rattei | 02.07.2013
    Nach Südosten.

    Weil Bremen eine Fahrradstadt ist, sind viele Radwege gut ausgeschildert. Die Bundesgeschäftsstelle des ADFC allerdings liegt ein wenig versteckt, in der Neustadt; vom Korrespondentenbüro aus gesehen also auf der anderen Weserseite. Mein Standort wird via GPS ermittelt, und nachdem ich die Zieladresse eingegeben habe, ist die Route schnell berechnet. Sie wird auf dem Display angezeigt, aber ich verwende die Sprachansage über Kopfhörer. Grundsätzlich benötigt die Navigations-App eine ständige Internetverbindung. Eine begrenzte Anzahl Karten lässt sich aber auch vorab speichern und dann offline nutzen.

    "Nach 300 Metern rechts abbiegen."

    Ich soll auf die Bürgermeister-Smidt-Brücke abbiegen. Das ist aber nicht möglich. Die Straße, auf der ich mich befinde, liegt zwei lange Treppen unter der angekündigten Straße. Also trage ich das Rad auf die richtige Ebene und setze den Weg anschließend fort.

    "Links abbiegen auf Papagoyenboom. Danach erreichen Sie das Ziel."

    Die Google Maps-App hat mich ans Ziel gebracht. Nicht problemlos, aber ich bin angekommen; im Büro von Wolfgang Richter. Er ist Tourismus-Referent in der Bundesgeschäftsstelle des ADFC. Der hat Google für das Fahrrad-Routing Daten über 250.000 Kilometer Fahrradstrecke verkauft. Langstrecken-Radlern empfiehlt Richter weiterhin das ADFC-Tourenportal mit geprüften Fahrradrouten, auch in Verbindung mit einem Outdoor-Navigationsgerät. Aber wer Routen adressgenau planen will, der ist mit der Google-App gut bedient, meint er.

    "Wenn jemand in eine fremde Stadt fährt, wo er sich eben nicht auskennt und hätte dann gern eine Strecke von seinem Ankunftsort, ob das jetzt ein Autoparkplatz ist oder ein Bahnhof ist, zu einem bestimmten Ziel - dann ist es auf alle Fälle gut. Wenn man kurze Wege zurücklegt, also keine extrem langen Strecken, kann man sich in einer fremden Stadt gut orientieren."

    Wolfgang Richter hat schon viele Strecken des Google-Fahrradroutings getestet. Dabei ist ihm aufgefallen, dass nicht alle vorgeschlagenen Strecken für Fahrradfahrer erlaubt sind. Bei Einbahnstraßen etwa zeigt die App fälschlicherweise manchmal beide Fahrtrichtungen als freigegeben an. Ein paar Fehler sind in den letzten Wochen verschwunden, sagt Richter. Vielleicht weil Google nachgebessert hat, vielleicht hat aber auch ein Nutzer die Strecken korrigiert, meint er. Theoretisch ist das mit dem sogenannten "Map Maker" möglich; praktisch aber eher schwierig, sogar für Wolfgang Richter, der äußerst geübt ist im Umgang mit digitalen Karten.

    "Nach 300 Metern weiter auf Friedrich-Karl-Straße."

    Diejenigen, die beim Fahren aufs Display schauen, sollten sich überlegen, eine Halterung ans Fahrrad anzubringen, sagt Kennet Twachtmann, der in der Verkehrsabteilung der Polizei Bremen arbeitet.

    "Also man muss vorwegschicken: Ein Smartphone ist weiterhin ein Telefon. Und der Gesetzgeber hat gesagt: wer ein Telefon in der Hand hält, das reicht schon aus – das darf man nicht. Wir halten denjenigen an, weil – auch wenn man nicht telefoniert – allein schon das Smartphone in der Hand halten bedeutet schon einen Verstoß gegen einen Tatbestand."

    Dafür kann die Polizei bis zu 35 Euro Verwarnungsgeld verlangen. Wer die Fahrradrouting-App per Ohrstöpsel benutzt und sein Smartphone beispielsweise in der Hosen- oder Hemdtasche trägt, fährt mit geringerem Risiko, sagt Twachtmann. Allerdings darf die Sprachansage laut Straßenverkehrsordnung andere Verkehrsgeräusche nicht überlagern.

    "Nach 600 Metern leicht rechts abbiegen."

    Fazit: Die Google-App fürs Fahrrad-Routing bringt einen schon ans Ziel. Allerdings: die vorgeschlagenen Strecken würden ortskundige Radfahrer nur bedingt wählen.