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Radio aus dem Internet

Technologie.- Zunehmend werden Radiosender nicht mehr über den klassischen, analogen Übertragungsweg gehört, sondern vor allem über das Internet. Im Gespräch mit Ralf Krauter informiert Wissenschaftsjournalist Gerd Pasch über die Chancen und bisherigen Schwächen des digitalen Radioempfangs.

    Krauter: Millionen Radiohörer empfangen den Deutschlandfunk und andere Sender längst nicht mehr nur über Antenne, sondern zunehmend via Internet. Streaming oder Podcast heißt das dann und nach Meinung vieler Experten ist es der Verbreitungskanal der Zukunft. Kommen Radio und Fernsehen in Zukunft vielleicht nur noch über Internet ins Haus? Das hab ich vorhin meinen Kollegen Gerd Pasch gefragt, den ich ihn München erreicht habe bei einer Tagung zum Thema Radio und Internet.

    Pasch: Das muss sich noch herausstellen. Allerdings hat das Internet das Potenzial dazu. Es ist ein Universalnetz mit einem Internetprotokoll, IP. Das ist ganz klar die Tendenz, das ist der Trend. Und wenn man auch schaut, was denn tatsächlich im Internet genutzt wird, dann versteht man das auch, dass sich Radio und Fernsehstationen warm anziehen müssen. Denn über herkömmliche Netze langfristig ihre Programme zu verbreiten wird dann schwierig, denn, schauen wir auf die Nutzung: Ungefähr 50 Prozent der Inhalte im Internet sind Inhalte von Fernseh- und Radiostationen. Und dazu sind etwa ein Drittel, 31 Prozent, direkt im Streaming-Verfahren, sie werden also zeitgleich genutzt wie die Ausstrahlung und 18 Prozent im Downloadverfahren, also zum Runterladen die berühmten Podcasts sind damit gemeint. Die Möglichkeit, das Internet zu empfangen. Internetradio, Internetfernsehen, ist bei den Endgeräten heute auch schon sehr weit verbreitet. Der klassische Fernseher im Wohnzimmer wird auch zur Multimediazentrale. Also da ist eine Umnutzung auf der Seite der Nutzer passiert. Die Kapazitäten allerdings für den Internetanschluss, die müssen auch noch in der Zukunft wachsen, damit all das möglich wird.

    Krauter: Radio wird häufig ja auch mobil genutzt. Wenn das jetzt alles mal künftig über das Internet kommen soll: Wie erreicht man denn den mobilen Nutzer im Auto zum Beispiel, den Deutschlandfunkhörer, der im Feierabendverkehr unterwegs ist?

    Pasch: Es gibt schon ein Radiogerät, das jeder mit sich herum trägt, nämlich das Handy. Und im Auto kann das dann über die Bluetooth-Freisprecheinrichtung auch genutzt werden. Und auf dem Handy kann man auch Internetradio empfangen oder die kleinen Netbooks und die Smartphones generell sind in der Lage, auch schon seit einigen Jahren, Radio zu empfangen. Dazu haben sie, wenn sie eine Internetverbindung haben, dann ein kleines Programm, mit dem dann die Station eingestellt wird. Das ist allerdings auch noch ein bisschen bruchstückhaft. Und auch die Kapazitäten, die für die Verbreitung zur Verfügung stehen, sind noch nicht so ausgebaut. Nur eine Zahl wieder: Wenn 100.000 Hörer gleichzeitig ein Programm hören wollen, wird dazu eine Datenrate von fünf Gigabit pro Sekunde im Netz bewegt. Und da sind bei dem Ausbau der Versorgung im ländlichen Raum, auf der Autobahn zum Beispiel zwischen Magdeburg und Hannover, dann ganz, ganz große weiße Flecken, wo einfach gar kein Netz da ist. Und dann kann man auch dieses Internetradio nicht kontinuierlich verfolgen. Ziel ist, in der Bundesrepublik eine Flächendeckung auch im Land zu erreichen, sodass 100 Prozent der Bevölkerung und der Fläche abgedeckt werden. Dazu wird es auch notwendig sein, die bisherigen Rundfunknetze so zu digitalisieren, umzustricken, dass sie internetfähig werden und somit dann auch eine Internetnutzung, Radio übers Internet, ermöglichen.

    Krauter: Radio und Internet. Informationen von der Tagung am Institut für Rundfunktechnik in München. Gerd Pasch war das.