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Radio Fri - längst kein ''Rektorfunk'' mehr

Ganz am Anfang hieß es einmal ziemlich hochtrabend "Radio Fridericiana" nach der lateinischen Bezeichnung der Universität Karlsruhe und war als "Rektorfunk" verschrien. Schließlich hatte es 1996 die Medienkommission Baden-Württemberg ins Leben gerufen und nicht eine Gruppe studierender Radiofans. Inzwischen hat sich das Programm den durchaus programmatischen Namen "Radio Fri" zugelegt und ist zu einer nicht selten provozierenden Stimme der badischen Kaderschmiede für Ingenieure geworden. Jeden Montag trifft sich die Redaktion in einem eher düsteren Keller, tief unter dem Gebäude der Nachrichtentechnik und diskutiert leidenschaftlich über Themen und Musik. Beiträge werden in einem absolut schalltoten Raum produziert, der den Elektrotechnikern auch als Akustiklabor dient. Man sendet hingegen live aus einem ausgedienten Deutschlandfunk-Studio, das ein paar Kilometer vom Campus entfernt an der Musikhochschule Karlsruhe aufgebaut wurde.

    Valentina Dobrosavljevic studiert Geschichte und Journalismus im dritten Semester. Seit ein paar Monaten ist sie von der Presseabteilung der Uni Karlsruhe als Tutorin für "Radio FRI" engagiert und muss sich neben dem Moderieren und dem Heranschaffen der Beiträge auch noch mit der Sendetechnik herumschlagen.

    Das Spannendste ist eigentlich, immer die Knöpfe genau im richtigen Moment zu drücken und sicher zu stellen, dass wirklich etwas über den Äther kommt. Das ist meine größte Befürchtung, dass ich irgendwie ein Sendeloch produziere. Spannend sind auch die unterschiedlichen Sendungen - wir haben ja mittlerweile eine ziemlich große Redaktion, und jeder macht eben etwas anderes. Mal gibt es eine Musiksendung, mal ein Magazin oder Talkrunden - langweilig ist es nie.

    Sechzig Minuten pro Woche geht "Radio FRI" auf Sendung, 52 mal im Jahr, ohne Unterbrechung auch in den Semesterferien und an Feiertagen. Das hält die Redaktion ganz schön in Atem, die in den eher unheimlichen Kelleräumen der Nachrichtentechnik tagt. Nur wenige Redaktionsmitglieder sind erfahrene Radiomacher und die Neuen müssen möglichst schnell von Null auf Hundert gebracht werden. Das ist Teil des Karlsruher Konzepts.

    Die Universität Karlsruhe zeichnet sich durch eine Spezialisierung ihres Angebots auf Natur- und Ingenieurswissenschaften aus. Wir waren der Meinung, dass es auch diesen Studierenden für ihren späteren Berufsweg gut ansteht, ein Mindestwissen im Umgang mit Medien vermittelt zu bekommen. Unter dem Aspekt waren wir recht dankbar, dass sich das zeitlich gut mit Projekten gegeben hat, die die Landesanstalt für Kommunikation an Hochschulen fördert. Mit diesen Fördermitteln konnten wir das damals so genannte Radio Fridericiana ins Leben rufen.

    Für die Pressesprecherin der Uni Karlsruhe Elisabeth Zuber-Knost ist es vor allem diese an einer technischen Universität einzigartige Verbindung des Campus-Radios mit scheinbar so entlegenen Studienfächern wie Maschinenbau oder Elektrotechnik, die den langfristigen Erfolg von Radio FRI ermöglicht. Angehende Ingenieure, die Radio machen können und dafür einen Schein bekommen - das sichert den Nachwuchs in der Redaktion und motiviert zusätzlich. Während viele der anderen studentischen Kulturaktivitäten auch in Karlsruhe mangels Beteiligung eingestellt werden müssen, weil das Damoklesschwert der Studiengebühren zum Studieren ohne Umwege zwingt, blickt Radio "FRI" eher hoffnungsfroh in die Zukunft.

    Wir haben von Anfang an versucht, diese Aktivität in der Hochschule zu verankern. Das ist uns eigentlich in zwei Bereichen gelungen. Bei uns müssen die ingenieurwissenschaftlichen Studierenden ein so genanntes nicht-technisches Wahlpflichtfach ablegen. So ist es uns gelungen, das Radio als eine Wahlmöglichkeit zu festigen. Das andere Bein ist, dass bei uns die Geistes- und Sozialwissenschaften Journalismus als ein Nebenfachstudium ins Leben gerufen haben. Auch hier sind wir gut dabei, das heißt da haben wir interessierte Studierende die gerne bei Radio Fri mitarbeiten.

    Seit gut zwei Jahren büffeln also Germanisten, Historiker oder Musikwissenschaftler Basiswissen in den Sparten Fernsehen und Radio. Sie bilden seitdem den harten Kern von "Radio FRI", der gern mehr Sendezeit aus dem Füllhorn der Landesmedienkommission ziehen möchte. Manchmal droht in der Redaktionskonferenz der Krieg der Fakultäten auszubrechen: Geisteswissenschaftler gegen die Welt der Technik. Schließlich gibt es Vorurteile auf beiden Seiten. Aber dann überwiegt wieder die gemeinsame Leidenschaft fürs Radio. Für Radio-Fri-Moderatorin Valentina kann da selbst das Fernsehen nicht mithalten.

    Was ich das Spannende finde ist, dass man hier die "absolute" Narrenfreiheit hat. Man darf natürlich nicht zu sonstigen Sachen aufrufen, aber man darf sich kreativ ausleben. Eine Sendung über Mode ist genauso drin wie eine Talkrunde mit Professoren. Spannend ist es auch deshalb, weil es ein Medium ist, dass auch den Zuhörern einiges abverlangt. Zuhören haben mittlerweile viele Leute verlernt. Beim Fernsehen ist es ja so, dass der Text mittlerweile gar nichts mehr zählt. Genau das kriegt man beim Radio ganz gut hin.

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