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Radiogeschichte mit DT64

Musik zum Mitschneiden war das Motto des erfolgreichen DDR-Jugendsenders DT64. Das Deutsche Historische Museum in Berlin hat Interessierten an 14 Abenden die Möglichkeit gegeben, noch einmal in das Programm des Senders hineinzuhören.

Von Bettina Köster |
    Musik war das Markenzeichen des Jugendsender DT64. Hier wurden für die Fans alle Titel zum Mitschneiden ausgespielt. Das war wichtig in internetlosen Zeiten und jede Geschmacksvariante war dabei von Heavy Metal bis Jazz. Aber trotz Erfolg bei den jungen Leuten wurde im Einigungsvertrag festgeschrieben: DT64 soll auslaufen. Und dafür wurde Michael Schiwak eingekauft.

    "Ich bin da 1990 hingekommen und man hat mir damals klipp und klar gesagt, passen sie auf, Schiwak, wir machen in drei Monaten zu oder in sechs Monaten. Eigentlich ist der letzte Termin der 31.12.1992. Das heißt, mein Auftrag war nichts weiter als abzuwickeln."

    Dem Sender wurden nach und nach die Frequenzen weggenommen. Und das ärgerte die treue Hörerschaft so sehr, dass die Wut sie auf die Straße trieb. Alle wollten, dass DT64, der von einigen auch als kritische Stimme der DDR gesehen wurde, weiterlebte. Für Jörg Wagner, damals Redakteur beim Sender, heute Medienredakteur beim RBB ein komisches Gefühl.

    "Für mich als Macher war diese plötzliche Protestwelle, also im Sinne von DT64 soll weiterleben, insofern etwas ungewohnte Situation, als das wir ja plötzlich durch den Druck der Straße in dieser Lage waren, unsere Arbeitsplätze zu behalten. Also da entstand so was Komisches, wo man sagte, haben wir das überhaupt verdient?"

    Ganz geschlagen geben wollte sich das Redaktionsteam aber doch nicht. Kurz bevor dem Sender auch die UKW-Frequenzen in Sachsen gestrichen werden sollten, kam noch mal ein satirisches Aufbäumen über den Äther. Fast einen Tag lang sendeten sie eine Parodie auf die Privatsender, die ihre Frequenzen bekommen sollten.

    Genützt haben weder der akustische Widerstand noch die Proteste der Hörerschaft. Aus DT64 wurde kurze Zeit später MDR-Sputnik und damit endete die Geschichte des Jugendradios. Trotzdem war das Programm Impulsgeber für alles, was danach entstand, meint der Ex-Chef Michael Schiwak.

    "Ich glaube, dass diese Situation mit DT64 innerhalb der ARD, sagen wir mal, zumindest nachgeholfen hat, im Sinne von: Wir müssen jetzt auch junge Programme machen."