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Radiolexikon Bänderriss

"Sport hält gesund", sagen die einen, "Sport ist gefährlich", finden andere. Richtig ist, dass jeder der sich mehr oder weniger sportlich betätigt, ein gewisses Risiko für Verletzungen trägt. Aber auch sonst gilt: einmal nicht aufgepasst und falsch aufgetreten - und schon ist es passiert: der Fuß knickt um. Je nach Intensität kommt es zu einer Bänderdehnung oder zu einem Bänderriss des Sprunggelenks am Knöchel.

Von Renate Rutta | 01.07.2008
    "Bänderriss rechts, links, rechts zweimal, links einmal, immer beim Fußball passiert."
    "Ich hatte ein Basketballspiel und bin in die Verteidigung zurückgelaufen und hab dabei dann einen Bänderriss am linken Fuß bekommen."
    "Ich hatte einen Bänderriss, hab ich mir beim Basketball zugezogen, bin halt jemand auf den Fuß getreten und musste dann sechs Wochen pausieren, weil das ein dreifacher Bänderriss war, hab auch einen Gips bekommen."

    "Bänderriss an den zwei Seiten, rechts und links, das war zweimal ohne Mitwirkung eines anderen Mitspielers, das heißt ich wollte schießen und da bin ich nach rechts weggeknickt."
    Bänderrisse entstehen oft beim Wandern, Joggen, beim Fußball oder beim Basketball. Viele Studenten der Kölner Sporthochschule können ein Lied davon singen:

    "Ich hatte sowohl mal die Innenbänder als auch die Außenbänder, immer am Fußknöchel, ja war immer beim Fußballspiel, direkt, dass ich umgeknickt bin oder sofort merkte, ich kriegte einen Tritt dagegen oder bin halt im Boden hängengeblieben und man merkte, irgendwas ist kaputt gegangen."

    "Ich bin wahrscheinlich gestolpert und mein Fuß hat sich nach innen zu weit gedreht und dadurch sind die Bänder dann angerissen und gerissen. Wie ein Knall hat sich das angehört und ein Schmerz, ziehender Schmerz, hat sich nicht gut angefühlt."
    "Sofort ist der Fuß angeschwollen, ins Spital und dann erste Diagnose nach dem Röntgen war dann eben, dass das Band gerissen war."
    "Als es passiert ist, hat man auf jeden Fall einen Schmerz. Aber hauptsächlich die Folgeschmerzen am nächsten Tag sind dann viel schlimmer als das, wenn es grade passiert. Also man kann nicht auftreten, wenn man richtig viel Pech hat, ist es geschwollen, man hat einen pulsierenden Schmerz, also es ist auf jeden Fall eine langwierige Geschichte."
    Umknicken ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Es trifft aber auch Spaziergänger auf unebenem Boden. Der erste vorsichtige Versuch wieder aufzutreten bringt es an den Tag. Ist das nicht möglich, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Bänderriss. Oft ist nur ein Band betroffen, manchmal auch mehrere. Bei einer Bänderdehnung kommt es zu Schmerzen und Schwellungen. Reißt ein Band, hören manche ein Geräusch und sie spüren einen heftigen Schmerz.

    "Der Schmerz kam erst danach und auch die Schwellung kam erst danach als der Schuh ausgezogen war. Danach eigentlich immer den ganzen Abend gekühlt."

    "Das Band ist durchgerissen und die zwei anderen Bänder, die noch im oberen Sprunggelenk sind, waren überdehnt und dann zwei, drei Tage später bin ich die ganze Zeit mit Krücken gegangen und hat noch ein bisschen gedauert, bis das dann ausgeheilt war."
    Dr. Michael Ahle, Arzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, leitet die Ambulanz an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Zu ihm kommen die Sportstudenten, wenn sie sich verletzt haben.

    "Die häufigsten Verletzungen des oberen Sprunggelenks sind die Bandverletzungen der Außenseite, die so zustande kommen, dass man umknickt, also die Fußkante umschlägt. Dabei kommt es zu einer Dehnung oder Zerreißung der Außenbänder praktisch zwischen Wadenbein und Sprungbein oder Fersenbein. Es gibt an der Außenseite des Sprunggelenks eine Bandverbindung zwischen Wadenbein und dem Sprungbein sowie zwischen dem Fersenbein, das sind drei Bänder. Auf der Innenseite gibt es eine Verbindung zwischen dem Schienbein und dem Fersenbein, wobei die Bandverbindung auf der Innenseite wesentlich kräftiger ausgeprägt ist als auf der Außenseite, sodass die häufigsten Verletzungen eigentlich die Bandverletzungen auf der Außenseite des Sprunggelenks sind."

    Als erstes bemerkbar macht sich bei einer Bandverletzung eine Schwellung des Fußknöchels am Sprunggelenk, Schmerzen treten auf, ein blauer Fleck kommt dazu und die Beweglichkeit des Sprunggelenks ist stark eingeschränkt.

    Kommt ein Patient mit Verdacht auf einen Bänderriss zum Arzt, wird zur Diagnose eine Röntgenaufnahme angefertigt. Sie dient vor allem dazu, einen Knochenbruch auszuschließen, der ähnliche Symptome aufweisen kann. Außerdem ist die Schilderung des Patienten wichtig über den Hergang des Geschehens:

    "Durchgesetzt hat sich eine Einteilung in drei Schweregrade. Beim ersten Schweregrad, der häufig nur einer Zerrung der Bänder entspricht, kann der Patient den Fuß noch belasten. Er kann also normal gehen. Es ist nur eine dezente Schwellung vorhanden, während im Grad zwei eigentlich eine deutliche Schwellung, größtenteils auch Hämatomverfärbung, also Blauverfärbung des Sprunggelenks auftritt und das Gehen zumindest Schmerzen bereitet aber noch möglich ist. Beim Grad drei finden wir ein massiv geschwollenes Sprunggelenk, das Gehen ist praktisch nicht mehr möglich. Der Patient braucht Gehstützen, um den Fuß zu entlasten. Da kann man davon ausgehen, dass es immer ein Bänderriss ist, wobei man sagen kann, dass die Bänder immer von vorne nach hinten reißen."
    Der Patient braucht bei solchen schweren Fällen dann Gehstützen, um den Fuß zu entlasten. Denn die Bänder dienen im Normalfall der Stabilität und Bewegungsführung der Gelenke. Können sie diese Aufgabe nicht wahrnehmen, muss man sie unterstützen.

    Egal, wie schwer die Verletzung ist, als erste Hilfsmaßnahme bei einem Bänderriss kann man auch selbst etwas tun: nämlich früh verhindern, dass das Gewebe anschwillt. Dazu hilft das sogenannte "PECH-Schema:

    "PECH steht für Pause, Eis, komprimieren und hochlagern. Nach der ersten Phase von zwei bis drei Tagen werden dem Patienten funktionelle Verbände angelegt, auch Orthesen, mit denen sie im Prinzip wieder mit einer Belastung beginnen können. Orthese ist im Prinzip ein gefertigter funktioneller Verband, der eine gewisse Festigkeit gibt. Also das geht etwas über den vielen bekannten Gelenkstrumpf hinaus, sind seitlich zum Teil Plastikteile eingearbeitet, die meist mit Klettverschlüssen gehalten werden. "
    In den meisten Fällen reicht diese Stabilisierung des Gelenks für vier bis acht Wochen aus, eine Operation wird nur selten gemacht. Nach einiger Zeit kann man die Stabilität im Fuß wieder verbessern, indem man die sogenannten "Propriozeptoren" im Gelenk schult.

    "Propriozeptoren sind Druckaufnehmer, die im Prinzip dem Gelenk Meldung darüber machen, wie ich mich zum Gelenk stellen soll, um bestimmte Verletzungsvorgänge zu vermeiden, das heißt dass man zum Beispiel durch Übungen im Ein-Bein-Stand, beliebt ist auf einem Bein Zähneputzen, und dann einfach unterschiedliche Bewegungen des Körpers durch Verlagern des Gewichts im Gelenk ausgleicht."
    Diese Druckaufnehmer sind wie Bewegungsmelder, die ein Signal geben, wenn die Gefahr droht, dass das Gelenk durch extreme Bewegungen überlastet wird. Sie melden dem Halteapparat weiter: jetzt lockerlassen oder jetzt anspannen, um Verletzungen zu vermeiden.

    Auf jeden Fall sollte man einen Bänderriss behandeln lassen, um mögliche Folgeschäden zu vermeiden.

    "Das Problem ist, dass häufig nach solchen Bänderrissen eine chronische Instabilität verbleibt, die dazu führt, dass sich ein Gelenk praktisch früher abnutzt, weil nicht vorgesehene Gelenkbewegungen dazu führen, dass die Knorpelschicht der beteiligten Knochen angerieben wird und daraus kann dann eine Arthrose also ein Gelenkverschleiß entstehen."
    "Also bisher hab ich immer Glück gehabt, dass ich schnell wieder Sport machen konnte und danach alles wieder ziemlich gut verlief."
    "Bei Wetterschwankungen hab ich immer noch Schmerzen, obwohl es ein Jahr später ist, ist lustig aber ist wahr."
    "Also bis man wieder ganz normal gehen kann, das geht relativ schnell, aber bis man wieder 100-prozentig fit ist, das verheilt unterschiedlich von Person zu Person. Aber bei mir war es in dem Fall länger und wenn man es öfter bekommt, dann ist man natürlich anfälliger. Ich hab es jetzt am rechten Sprunggelenk schon dreimal gehabt und muss halt Bandagen tragen jetzt ja."