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Radiolexikon:Blutbild und Blutsenkung

Blutbild und Blutsenkung können darüber Aufschluss geben, ob eine Entzündung den Körper schwächt, eine Blutarmut vorliegt oder der Cholesterinspiegel zu hoch ist. So gehört die Untersuchung des Blutes auch zur Standarduntersuchung bei einem medizinischen Check-up.

Von Barbara Weber | 29.05.2012
    "Wir machen heute die Blutentnahme, Frau Koch. Die Ergebnisse werden morgen da sein und entweder Sie lassen sich einen neuen Termin geben oder ansonsten können Sie auch gerne die Telefonsprechstunde nutzen, die ist immer zwischen 13:00 – 14:00 Uhr, um die Ergebnisse dann abzufragen."

    Gemeinschaftspraxis Dr. Claus Petry, Ausbildungspraxis der Universität zu Köln. Die medizinische Fachangestellte Beate Olbricht entnimmt der Patientin etwas Blut.

    "Dann würde ich jetzt einmal bitten, den Arm hier aufzulegen. Genau. Und dann brauche ich einmal Desinfektionsmittel, so. Frau Koch, einmal bitte eine Faust machen. Ich sag' Ihnen, wenn Sie die Faust wieder aufmachen dürfen, ja?"

    Das Blut, das Beate Olbricht entnimmt, fließt in verschieden farbige Röhrchen, die dann mit Etiketten versehen werden, um Verwechslungen vorzubeugen. Die Blutsenkung kann sofort in der Praxis gemacht werden. Dr.Claus Petry:
    "Bei der Blutsenkung wird überprüft, wie schnell die Bestandteile im Blut in Richtung Boden sinken, zum Beispiel bestimmte Eiweiße, die im Blut gebildet werden, wenn jemand eine Entzündung hat, die führen dazu, dass diese Bestandteile schneller Richtung Boden sinken."

    Nach einer Stunde wird kontrolliert, auf welche Höhe sich die Blutkörperchen abgesenkt haben. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen kann aber auch einen Hinweis auf eine andere Erkrankung geben.

    "Was man immer noch mit beachten muss, dass es sein kann, dass zum Beispiel auch Tumorerkrankungen zu einer erhöhten Blutkörpersenkungsgeschwindigkeit führen können, und man in der Richtung auch gucken muss, ob da vielleicht was auffällig ist."

    Während die Blutsenkung in der Praxis durchgeführt wird, ist die Bestimmung des Blutbildes aufwendiger. Dafür muss das Blut im Labor untersucht werden.

    "Das Blut wird in der Praxis von unserem Fahrdienst abgeholt, wird dann unter kontrollierten Bedingungen zu uns transportiert."

    Kontrollierte Bedingung heißt - so der Laboratoriumsmediziner Dr.Fabian Wisplinghoff - dass das Blut zum Beispiel gekühlt werden muss, damit es sich nicht verändert.

    Das Labor ist auf mehreren Etagen untergebracht. Zunächst kommen alle Proben in einen Empfangsraum. Mitarbeiter stehen an Fließbändern, an Computern oder bedienen die Rohrpost.

    "Wir sind hier in der Probenannahme. Der Fahrdienst bringt die Proben aus der Praxis hier hin, packt sie aus, protokolliert die Abgabe der Proben. Dann fahren die Proben noch verpackt auf dem Fließband nach hinten in den Raum und werden dann von den Mitarbeiterinnen ausgepackt, die dann die Proben und Anforderungsscheine noch einmal kontrollieren und in Rechner einscannen."

    "Ganz links werden die Eilproben herausgezogen. Die Dame mit der roten Schärpe ist die Zuständige für Eilproben und Sonderfahrten, besonders eilige Proben werden extra abgeholt und dann einzeln zu uns gebracht. Da muss immer klar sein, wer hier der Ansprechpartner ist, damit der Fahrer nicht noch lange suchen muss, wer vielleicht gerade da zuständig ist, deswegen ist die Dame mit der roten Schärpe gekennzeichnet."

    Die Blutproben dürfen nicht lange liegen, da sie sich sonst verändern. Deshalb werden sie sofort verarbeitet. Jetzt löst sich auch das Rätsel der verschieden farbigen Röhrchen, in die das Blut bei der Abnahme in der Praxis gefüllt wird.

    "Ja, je nachdem welche Untersuchung angefordert ist, müssen verschiedene Röhrchen abgenommen werden, weil in den Röhrchen Zusätze drin sind. Beim Blutbild geht es vor allem um die Zellen. Da möchte man nicht, dass das Blut gerinnt und die Zellen dann nicht mehr so gut zu analysieren sind. Deswegen ist da ein gerinnungshemmender Stoff drin. Das stört aber bei anderen Untersuchungen. Deswegen müssen andere Untersuchungen zum Beispiel aus einer Vollblutprobe, also ohne einen Zusatz von gerinnungshemmenden oder sonstigen Stoffen untersucht werden und deshalb auch in anderen Röhrchen angeliefert werden."

    Die ersten vier Maschinen sind identisch ausgestattet. Die messen alle, je nach Anforderung, das sogenannte kleine oder große Blutbild. Das ist eine Differenzierung der verschiedenen Zellen im Blut, also der roten und weißen Blutkörperchen. Die messen die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen, die Art der weißen Blutkörperchen und darüber hinaus noch weitere Charakteristika, zum Beispiel, wie viel von dem roten Blutfarbstoff in dem einzelnen roten Blutkörperchen ist. Und anhand der Verteilung und der Messwerte kann man verschiedene Aussagen zu Krankheiten machen oder Hinweise auf Krankheiten bekommen, die man dann weiter untersuchen kann.

    Wenn auch das Blutbild komplett maschinell bestimmt wird, so kontrolliert am Ende immer noch ein Laborarzt den Befund. In der Praxis des Hausarztes Dr.Petry erfährt der Patient dann die Ergebnisse. Je nachdem, ob ein einfaches Blutbild oder ein großes Blutbild gemacht wurde, kann der Arzt Rückschlüsse auf eventuell bestehende unterschiedliche Erkrankungen ziehen.

    "Wir gucken uns das Blutbild an, also ob die weißen Blutkörperchen in Ordnung sind. Wenn die deutlich erhöht sind, dann können das Entzündungen sein, wenn die erniedrigt sind, dann könnten Probleme mit dem Immunsystem dahinter stecken. Wir gucken uns die roten Blutkörperchen an, die häufig erniedrigt sind bei Frauen, die eine Blutarmut haben und man das weiter überprüft und schaut, ob es notwendig ist, Eisen einzunehmen. Man guckt sich die Blutplättchen an, um zu gucken, ob eine Wunde anständig verheilen kann oder ob dadurch, wenn die erniedrigt sind, es bedingt ist, dass man länger blutet."

    Darüber hinaus können Blutzucker überprüft und Blutfette bestimmt werden, Harnsäurewerte, die bei Übergewicht und großen Fleisch- und Alkoholkonsum erhöht sind, die Nierenwerte, Leber-, Eiweiß- und Hormonwerte - alles das kann der Arzt aus den Blutwerten ablesen. Das ist viel und ein Baustein bei der Erstellung einer Diagnose. Aber hundertprozentige Sicherheit geben die Werte nicht.

    "Weil diese Werte durchaus noch normal sein können, obwohl sich eine Organfunktion schon begonnen hat zu verschlechtern, aber die Sensibilität dieser Parameter, die wir da bestimmen, ist auch immer nur eingeschränkt. Da kann es durchaus sein, dass jemand kommt, und es ist alles in Ordnung, und drei Monate später stellt man dann doch eine Veränderung fest, weil er kommt und sagt, ich hab' jetzt irgendwelche Symptome entwickelt, und dann sehe ich auf einmal, es hat sich was verändert."