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Radsport
Dopingsünder gründen neues Team

Floyd's of Leadville - so heißt ab der kommenden Saison ein neues Radsport-Team. Als potenzielle Kandidaten für die Equipe gelten Fahrer der ehemaligen Teams Jelly Belly-Maxxis und United Healthcare, die ihre Sponsoren verloren haben. Gründer und Sponsor ist Ex-Radrennfahrer Floyd Landis.

Von Heinz Peter Kreuzer | 07.10.2018
    Floyd Landis bei einem Radrennen im Jahr 2010.
    Floyd Landis bei einem Radrennen im Jahr 2010 (imago sportfotodienst)
    2006 gewann der mittlerweile 42-Jährige die Tour de France, konnte sich aber nur kurz über den Triumph freuen. Nach der 17. Etappe, die er mit einem Husarenritt überlegen gewonnen hatte, war positiv Landis positiv auf Testosteron getestet worden. Die Fachwelt hatte sich über den dominanten Auftritt gewundert, denn einen Tag zuvor war Landis eingebrochen und von der Konkurrenz deklassiert worden.
    Jetzt betreibt er gemeinsam mit David Zabriskie die Firma Floyd's of Leadville, einen Vertrieb für Schmerzmittel auf Cannabisbasis. Zabriskie ist ein ebenfalls verurteilter Dopingsünder, beide kennen sich aus der gemeinsamen Doping-Ära von Lance Armstrong beim US-Postal-Team. Landis erzählt im Deutschlandfunk-Sportgespräch, wie er in die Cannabis-Branche gekommen ist:
    "Ich habe mich schon viele Jahre für das Produkt interessiert. Es hat mir gegen Schmerzen geholfen. Und ich habe es immer mal wieder zu Entspannungszwecken genommen. Als es legalisiert wurde, habe ich mich – so wie viele andere Leute auch – umgesehen, ob es andere Möglichkeiten gibt."
    Diskussionen um Cannabishändler im Sport
    Auch wenn der Handel mit diesen Medikamenten legal ist, so sorgt die Mischung Dopingsünder und Cannabishändler im Sport für Diskussionen. Für die neue Equipe könnten sie auch ein Ballast sein. Als drittklassigem Team fehlt ihm dazu die Startberechtigung für die großen Rundfahrten wie Tour, Giro, Vuelta und für die wichtigen Klassiker in Europa. Eine Wildcard für diese Rennen dürfte bei Landis Leumund nur schwer zu bekommen sein. Nicht, weil ein Wandel in der Mentalität der Radsport-Veranstalter eingetreten ist. Der Radsport-Exporte Ralf Meutgens:
    "Ich glaube nicht, dass dieser Wandel eingetreten ist. Wenn man sich das Management und die sportlichen Leiter der aktuellen Tour-de-France-Mannschaften anschaut, dann fänden sich dort 22 Personen mit Dopingvergangenheit."
    Für Landis gelten aber andere Regeln. Er war der erste Tour-Sieger, dem der Sieg wieder aberkannt wurde. Da gibt es kein Vergessen. Und Tour-Veranstalter ASO organisiert fast alle wichtigen Rennen weltweit. Außerdem hat er sich nicht als reuiger Sünder wie andere gezeigt, sondern kritisiert noch immer die internationale Sportszene.
    Liebe zum Sport ist geblieben
    Das wird auch in seiner Begründung für die Teamgründung deutlich:
    Er habe ein widersprüchliches Verhältnis zum Radsport, jeder wisse das. Aber er möge diesen Sport noch immer. Er bereue, was passiert sei, aber man könne nicht in die Vergangenheit reisen und seine Entscheidungen revidieren.
    Für diese Erkenntnisse brauchte der US-Amerikaner aber Jahre, noch bis 2010 leugnete er, gedopt zu haben. Erst danach gab er Doping zu und wurde zum Whistleblower gegen seinen früheren Kollegen Lance Armstrong.
    Jetzt gilt der gefallene Radsport-Held als unfreiwilliger Sponsor des Teams. Denn Armstrong musste nach einem Rechtsstreit 750.000 US-Dollar an Landis zahlen.