
Dass es überhaupt eine 100. Ausgabe geben wird, dafür kämpft vor allem ein Mann: Artur Tabat, der das Rennen als Vorsitzender des Vereins Cölner Straßenfahrer ehrenamtlich organisiert.
"Das ist wie ein Kind, was man großgezogen hat, verstehen Sie? Man muss sich das vorstellen: Ich mach das jetzt seit 1973. Ich hab's übernommen damals, da war es fast kaputt. Und dann habe ich es einmal gemacht und dann denk ich, das nächste Jahr macht das ein anderer. Aber ich mache es immer noch, sehen Sie ja."
Früher nur Amateure, seit 1990 mit Profis
Als Tabat das Rennen erstmals leitete, war es eine Amateurveranstaltung. Erst 1990 gelang es ihm wieder, Profis anzulocken. Doch war es seither kein Selbstläufer, sondern eine wellige Fahrt wie jene Strecke, die durch das Bergische Land östlich der Millionenstadt führt.
Damit Topprofis Jahr für Jahr in Köln antreten können, braucht es aber nicht nur den Willen eines Machers - sondern enormen Einsatz vieler Mitarbeiter. Weder während des Jedermannrennens am Vormittag noch während der Profiveranstaltung sollen Fußgänger oder gar Autofahrer die Teilnehmer in Gefahr bringen. 1.800 freiwillige Helfer sichern die Strecke, ein enormer ehrenamtlicher Einsatz.
Ein Kampf um jede Straßensperre
Diese Mitarbeiter wurden in den vergangenen Monaten geschult, gerade wenn es um deeskalierende Gespräche mit Anwohnern geht. Alexander Donike ist Technischer Direktor der Veranstaltung und er weiß, dass seine Helfer oft um Verständnis an den Straßensperren kämpfen müssen: "Und wir sind jedem einzelnen Helfer dankbar, der da am 12.6. auf der Straße steht und führ uns und für den Radsport den Kopf hinhält."
Ein derzeit besonders viel diskutierter Aspekt ist die Sicherheit im Fahrerfeld - nicht zuletzt nach den dramatischen Unfällen in belgischen Rennen, an denen Motorräder beteiligt waren. Alexander Donike, Technischer Direktor des Rennens, versucht, solche Risiken auszuschließen: "Wir haben eigentlich auch genug Platz. Wir gucken, dass die Motorräder außenrum überholen können. Wir vermeiden gefährliche Abfahrten. Wir vermeiden Engstellen in unübersichtlichen Stellen. Das sind alles Sachen, die Motorrädern oder auch Fahrzeugen das Überholen erschweren"
Als Jan Ullrich den Organisator zu Tränen rührte
Die Organisatoren wollen jede negative Schlagzeile vermeiden. Zu sehr steht der Radsport im Blickfeld - und bei vielen Beobachtern nicht gerade hoch im Kurs. Das sieht bei Organisator Tabat naturgemäß anders aus, er ist radsportverrückt. Er schwelgt gern in Erinnerungen. Er sah bei seinem Rennen den 19 Jahre jungen Didi Thurau siegen - drei Jahre später fuhr er bei der Tour de France im Gelben Trikot. Besonders in Erinnerung bleibt Tabat noch ein anderes Erlebnis aus dem Jahr 2003: "Sieger Rund um Köln 2003 nach 205 Kilometern vom Team Coast - Jan Ullrich"
Der damalige Superstar des Radsports in Deutschland, Jan Ullrich, hatte gerade eine sechs Monate lange Dopingsperre hinter sich. "Ich sage: Jan, du musst Rund um Köln gewinnen, dann bist du wieder oben. Guckt der mich an. Sagt der: 'Ich versuch's.' Jetzt gewinnt der tatsächlich. Ich stand auf der Tribüne, vergesse ich nie, mir liefen die Tränen, ich konnte nichts mehr machen. Das berührt mich heute noch, krieg ich heute noch Gänsehaut."
Imageprobleme, Rückschläge und Wetterkapriolen
Doch der Name Ullrich steht auch für den Niedergang des Sports, von dem er sich noch immer erholen muss. Tabat hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Rückschläge erlebt. Ende der Neunziger Jahren glaubte er den Weltcup-Status für sein Rennen sicher. Doch stattdessen wurde das neue Rennen in Hamburg aufgewertet. Knapp zwei Jahrzehnte später steht das Hamburger Rennen vor dem Aus, dort fehlt jetzt ein Hauptsponsor. Auch Tabat ist das passiert. Er hat dann mehrere kleinere Sponsoren gefunden, die das auffingen.
Erstmalig absagen musste er Rund um Köln 1998, als man sich im letzten Moment dem dubiosen Vertragswerk eines Sponsors entzog. 2008, als der Radsport ohnehin in der tiefsten Dopingkrise steckte, streikte zudem das Wetter: "Das vergesse ich auch nie. Samstags war also schönes Wetter mit Sonnenschein, und sonntagmorgens stehen wir am Start und es schneit. Polizei so: Ihr könnt nicht fahren. Da muss ich auf die Bühne, und das Rennen absagen. Das war schlimm."
Neues Problem Terrorismus
Weil das Rennen nicht mehr am Wetter scheitern soll, verlegte man es vom Ostermontag auf den Junitermin. Doch eine andere Gefahr kann man damit nicht bannen: die des Terrorismus. Radrennen sind volksnah, die Zuschauer kommen direkt an die Strecke. In Frankfurt musste im vergangenen Jahr das Profirennen wegen einer akuten Anschlagsgefahr abgesagt werden. Bei der Flandernrundfahrt im Frühjahr gab es Gepäckkontrollen und Polizeipräsenz nicht nur in den Städten, sondern auch an bekannten Anstiegen.
Bei Rund um Köln gehört die Abstimmung mit den Behörden fest zur Vorbereitung. Alexander Donike weiß, dass diese Veranstaltung anfällig ist: "Wir müssen mit dieser Situation leben, das ist im gesamten Sport so. Wir haben auch bisher von der Polizei keine Signale erhalten, dass irgendwo in um Köln irgendwas geplant sei. Da ist uns zurzeit nichts bekannt. Ich hoffe, dass das so bleibt."