
An ihren Erfinder, den verstorbenen Comiczeichner Georges Remi alias Hergé, wird in seiner Heimat Brüssel an mehreren Orten erinnert. Jetzt ist eine Büste von Hergé plötzlich verschwunden - statt an einen Diebstahl haben viele aber erstmal an einen politischen Protest gedacht. Denn nicht alle sehen Hergé als belgischen Nationalhelden.
Nach ein paar Tagen Rätselraten hat der Bürgermeister der Gemeinde in Brüssel das Verschwinden der Büste aufgeklärt: Er selbst hatte sie entfernen lassen, nachdem der Glaskasten drumherum beschädigt worden war. Aufgeklärt ist der Hintergrund noch nicht, der Bürgermeister sagte aber, es habe sich nicht um eine Form von Protest, sondern schlicht um versuchten Diebstahl gehandelt. Der Bronzekopf soll bald wieder an Ort und Stelle stehen.
Manche werfen Hergé Rassismus vor
Kritiker sagen, dass einige von Hergés Darstellungen heute als klar rassistisch einzustufen sind. Als ein Beispiel wird oft der Band „Tim im Kongo“ von 1930 genannt. Vor rund zehn Jahren hatte ein kongolesischer Student versucht, das Buch verbieten zu lassen - ein Brüsseler Gericht wies die Klage ab.
Die Demokratische Republik Kongo war von 1885 bis 1908 das Privateigentum des belgischen Königs Leopold II. Schätzungsweise 10 Millionen Kongolesen wurden in der Zeit entweder ermordet oder mussten arbeiten, bis sie tot umfielen.
Vor seinem Tod 1983 sagte Hergé, er bedauere die Art und Weise, wie er den Kongo dargestellt habe. Er widersprach aber dem Vorwurf, dass es sich um Rassismus handelt und begründete die Darstellungen mit dem Zeitgeist.
Diese Nachricht wurde am 14.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.