Die Zentrale der indischen Weltraumforschungsorganisation ISRO befindet sich im boomenden Bangalore im Süden des Subkontinents. Wachposten und Elektrozäune sichern das Areal. ISRO-Chef Madhavan Nair ist um die 60 und trägt den Hemdkragen offen, ohne Krawatte – eher ungewöhnlich für einen Raumfahrtminister mit über 16000 Untergebenen.
"Wir haben in den vergangenen 30 Jahren umgerechnet zwei bis drei Milliarden US-Dollar in die Raumfahrt investiert. Der daraus entstandene Mehrwert für unser Land ist mehr als doppelt so groß."
Madhavan Nair muss öfter mal erklären, warum sich ein Schwellenland wie Indien, dessen im Verkehr erstickende Großstädte täglich von Stromausfällen geplagt sind und in dem zig Millionen Bewohner ländlicher Regionen Analphabeten sind – warum sich solch ein Land den Luxus leistet, nach den Sternen zu greifen. Routiniert zählt er dann die praktischen Segnungen der Raumfahrt auf: sieben Telekommunikationssatelliten ermöglichen heute neun von zehn Indern Fernsehempfang, Telemedizin und Fernlehrgänge verbessern ärztliche Versorgung und Schulwesen in abgelegenen Gegenden und die Daten der sechs Erdbeobachtungssatelliten helfen vor Wirbelstürmen zu warnen und die Erfolgsquote von Brunnenbohrungen zu steigern. Indiens Regierung ist überzeugt, dass allein Wissenschaft und Technologie den Ausweg aus der Armut weisen. Das Raumfahrtprogramm gilt als Motor dieser Entwicklung und jeder erfolgreiche Raketenstart als positives Signal. Von einer Aufholjagd zum übermächtigen Nachbarn China, das bereits Astronauten in die Umlaufbahn geschossen hat, will der ISRO-Chef dagegen nichts wissen.
"Wir machen kein Wettrennen mit irgendjemandem. Treibende Kraft des Raumfahrtprogramms sind allein die Bedürfnisse unseres Landes. Anfangs stand die Wissenschaft im Vordergrund, heute eher der praktische Nutzen für die Bevölkerung. Wir tun einfach das, was gut für Indiens Entwicklung ist. Sollten wir dadurch nebenbei zur Weltspitze aufsteigen, hätten wir natürlich auch nichts dagegen."
Gute Chancen rechnet man sich künftig als Anbieter von Satellitenstarts aus. Indien hat eine zuverlässige Rakete, die mittelschwere Satelliten in 1000 Kilometer hohe Umlaufbahnen schießen kann – und zwar 20 Prozent billiger als die Konkurrenz. Bei der weniger ausgereiften Schwerlastrakete, die einmal bis zu zweieinhalb Tonnen Nutzlast in geostationäre Orbits befördern soll, ist man bislang allerdings noch auf Technik aus dem Ausland angewiesen.
"Die dritte Stufe unserer Schwerlastrakete, die vor wenigen Wochen erneut erfolgreich gestartet ist, basiert auf russischer Technologie. Doch wir arbeiten intensiv an einem eigenen Raketenmotor, der ein tiefgekühltes Gemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff verbrennt. Der erste Flugtest soll bis Mitte 2008 erfolgen. Wenn alles funktioniert, stehen wir bald auch auf diesem Gebiet technologisch auf eigenen Beinen."
Schon im ersten Quartal 2008 soll die indische Mondmission "Chandrayaan" abheben. Die Sonde soll den Mond umkreisen und kartieren. Die Pläne für eine Nachfolgemission, bei der ein ferngesteuerter Rover über die Mondoberfläche kurven soll, liegen bereits in der Schublade.
"Um Menschen für Wissenschaft zu begeistern, brauchen wir komplexe Missionen wie den Flug zum Mond - nicht nur weil die nötigen Technologien wieder dem ganzen Land zugute kommen. Wenn hunderte Wissenschaftler gemeinsam an so einem Großprojekt arbeiten, wird das viele junge Menschen in seinen Bann ziehen und so auch indirekt einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Landes haben."
Da überrascht denn auch kaum, dass Indien mittlerweile ernsthaft erwägt, auch in die bemannte Raumfahrt einzusteigen. Die Gelder für erste Konzeptstudien sind bewilligt. Falls die Regierung grünes Licht gibt, sagt Madhavan Nair, dann könnten so um 2015 die ersten Astronauten in einer indischen Raumkapsel die Erde umrunden.
Indian Space Research Organisation
"Wir haben in den vergangenen 30 Jahren umgerechnet zwei bis drei Milliarden US-Dollar in die Raumfahrt investiert. Der daraus entstandene Mehrwert für unser Land ist mehr als doppelt so groß."
Madhavan Nair muss öfter mal erklären, warum sich ein Schwellenland wie Indien, dessen im Verkehr erstickende Großstädte täglich von Stromausfällen geplagt sind und in dem zig Millionen Bewohner ländlicher Regionen Analphabeten sind – warum sich solch ein Land den Luxus leistet, nach den Sternen zu greifen. Routiniert zählt er dann die praktischen Segnungen der Raumfahrt auf: sieben Telekommunikationssatelliten ermöglichen heute neun von zehn Indern Fernsehempfang, Telemedizin und Fernlehrgänge verbessern ärztliche Versorgung und Schulwesen in abgelegenen Gegenden und die Daten der sechs Erdbeobachtungssatelliten helfen vor Wirbelstürmen zu warnen und die Erfolgsquote von Brunnenbohrungen zu steigern. Indiens Regierung ist überzeugt, dass allein Wissenschaft und Technologie den Ausweg aus der Armut weisen. Das Raumfahrtprogramm gilt als Motor dieser Entwicklung und jeder erfolgreiche Raketenstart als positives Signal. Von einer Aufholjagd zum übermächtigen Nachbarn China, das bereits Astronauten in die Umlaufbahn geschossen hat, will der ISRO-Chef dagegen nichts wissen.
"Wir machen kein Wettrennen mit irgendjemandem. Treibende Kraft des Raumfahrtprogramms sind allein die Bedürfnisse unseres Landes. Anfangs stand die Wissenschaft im Vordergrund, heute eher der praktische Nutzen für die Bevölkerung. Wir tun einfach das, was gut für Indiens Entwicklung ist. Sollten wir dadurch nebenbei zur Weltspitze aufsteigen, hätten wir natürlich auch nichts dagegen."
Gute Chancen rechnet man sich künftig als Anbieter von Satellitenstarts aus. Indien hat eine zuverlässige Rakete, die mittelschwere Satelliten in 1000 Kilometer hohe Umlaufbahnen schießen kann – und zwar 20 Prozent billiger als die Konkurrenz. Bei der weniger ausgereiften Schwerlastrakete, die einmal bis zu zweieinhalb Tonnen Nutzlast in geostationäre Orbits befördern soll, ist man bislang allerdings noch auf Technik aus dem Ausland angewiesen.
"Die dritte Stufe unserer Schwerlastrakete, die vor wenigen Wochen erneut erfolgreich gestartet ist, basiert auf russischer Technologie. Doch wir arbeiten intensiv an einem eigenen Raketenmotor, der ein tiefgekühltes Gemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff verbrennt. Der erste Flugtest soll bis Mitte 2008 erfolgen. Wenn alles funktioniert, stehen wir bald auch auf diesem Gebiet technologisch auf eigenen Beinen."
Schon im ersten Quartal 2008 soll die indische Mondmission "Chandrayaan" abheben. Die Sonde soll den Mond umkreisen und kartieren. Die Pläne für eine Nachfolgemission, bei der ein ferngesteuerter Rover über die Mondoberfläche kurven soll, liegen bereits in der Schublade.
"Um Menschen für Wissenschaft zu begeistern, brauchen wir komplexe Missionen wie den Flug zum Mond - nicht nur weil die nötigen Technologien wieder dem ganzen Land zugute kommen. Wenn hunderte Wissenschaftler gemeinsam an so einem Großprojekt arbeiten, wird das viele junge Menschen in seinen Bann ziehen und so auch indirekt einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Landes haben."
Da überrascht denn auch kaum, dass Indien mittlerweile ernsthaft erwägt, auch in die bemannte Raumfahrt einzusteigen. Die Gelder für erste Konzeptstudien sind bewilligt. Falls die Regierung grünes Licht gibt, sagt Madhavan Nair, dann könnten so um 2015 die ersten Astronauten in einer indischen Raumkapsel die Erde umrunden.
Indian Space Research Organisation