Im Gegensatz zu ihren Vorgängern machen Bush und Co diesmal wirklich ernst: Anfang Oktober sollen die ersten zehn Abfangraketen installiert werden, an Standorten in Alaska und Kalifornien. Tom Bielefeld, Physiker und Experte für Raketenabwehr von der Universität Bremen, erklärt das Konzept:
Es geht darum, dass am Boden stationierte Abfangraketen den angreifenden Raketen entgegengeschossen werden und diese dann durch einen direkten Treffer zerstören. Das heißt, man hat einen Abfangflugkörper, der schimpft sich kill vehicle, und der nähert sich dem feindlichen Flugkörper mit Annäherungsgeschwindigkeiten von ungefähr zehn Kilometern pro Sekunde. Wenn bei diesen hohen Geschwindigkeiten ein direkter Treffer erfolgt, dann wird sozusagen das kill vehicle und der angreifende Gefechtskopf im Idealfall pulverisiert.
Diesen Idealfall zu erreichen, ist in etwa genau so knifflig, wie einer fliegenden Gewehrkugel eine andere derart entgegenzuschießen, dass sich beide treffen. Im Prinzip durchaus machbar, glauben die Experten - vorausgesetzt man erkennt den Angriff frühzeitig und versorgt die Abwehrraketen mit präzisen Flugbahn-Koordinaten des feindlichen Gefechtskopfes. Dazu benötigt man ein Netz von mindestens 20 Satelliten für die Bahnverfolgung, das mit modernsten hochauflösenden Radaranlagen am Boden gekoppelt ist. Bislang gibt es aber weder das eine, noch das andere und es wird noch Jahre dauern, bis sich das ändert. Bis auf weiteres müssen deshalb zwei zusammengeschaltete ältere Radaranlagen aus dem kalten Krieg genügen.
Mindestens ebenso unausgegoren wie die Systeme zur Bahnverfolgung, sind die Abwehrraketen selbst. Die Entwicklung der Trägerraketen, die den Abfangflugkörper in den Weltraum tragen sollen, ist wegen zahlreicher Verzögerungen noch gar nicht abgeschlossen. Die Abfangflugkörper selbst wiederum sind kaum getestet. Und das Zusammenspiel der beiden Raketen-Komponenten noch gar nicht. Bielefeld:
Das heißt im Jahr 2004 gibt es zehn unerprobte Abfangkörper, es gibt ältere Radaranlagen, die relativ ungenau sind, die also eine direkte Zielunterscheidung nicht leisten können. Sobald es etwas schwieriger wird, sobald ein Täuschkörper dazu kommt, sind diese Radars überfordert.
Selbst wenn der Raketenschutzschild in zehn Jahren einmal technisch ausgereift und voll funktionsfähig sein sollte: Er wird wohl auch dann nicht viel nützen, weil er leicht auszutricksen ist. Eine Reihe von Täuschkörpern, die die angreifende Rakete zeitgleich mit dem Gefechtskopf freisetzt und die diesem in Form und Farbe ähneln, reduziert die Trefferquote der Abwehrraketen schlagartig auf wenige Prozent. Bielefeld:
Es gibt eine Gruppe von kritischen Wissenschaftlern, die aufgrund naturwissenschaftlicher Analysen zu dem Schluss gekommen sind, dass selbst ein Land wie Nordkorea so etwas installieren kann. Und dass deshalb ein amerikanisches Abwehrsystem, so wie es gegenwärtig und zukünftig geplant ist, wahrscheinlich keine Möglichkeiten haben wird, solche Atomraketen abzuschießen.
Stellt sich die Frage, ob die US-Regierung die veranschlagten 60 bis 80 Milliarden Dollar, die das Ganze kosten dürfte, nicht besser in eine zuverlässigere Technik investieren sollte. Doch auch die möglichen Alternativen scheinen wenig verlockend. In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat die amerikanische physikalische Gesellschaft überprüft, ob es prinzipiell machbar wäre, die gegnerische Rakete bereits kurz nach dem Start abzuschießen. Weil in diesem frühen Flugstadium weder Gefechtskopf noch Täuschkörper ausgesetzt sind, wäre die Chance für einen Treffer deutlich höher. Doch die Zeit für einen Abschuss während der Startphase erwies sich in den meisten Fällen als zu knapp. Bielefeld:
Das Ergebnis ist relativ ernüchternd. Man kann unter gewissen Umständen Raketen, wenn die von irgendwelchen Entwicklungsländern entwickelt worden sind - wenn die Entwicklungsländer klein genug sind und man schnell genug ist, kann man die möglicherweise abschießen. Aber sobald das System soweit ist, dass es einsatzbereit ist, in zehn oder 15 Jahren, können diese Länder, die das Ganze ja beobachten, dass die Amerikaner so ein System entwickeln, sich wiederum auch anpassen und schneller brennende Raketen bauen. Und wenn man dann statt Flüssig- Feststoffraketen verwendet, dann werden die Zeitfenster so kurz, dass es nahezu unmöglich ist, irgendwas abzuschießen.
Es geht darum, dass am Boden stationierte Abfangraketen den angreifenden Raketen entgegengeschossen werden und diese dann durch einen direkten Treffer zerstören. Das heißt, man hat einen Abfangflugkörper, der schimpft sich kill vehicle, und der nähert sich dem feindlichen Flugkörper mit Annäherungsgeschwindigkeiten von ungefähr zehn Kilometern pro Sekunde. Wenn bei diesen hohen Geschwindigkeiten ein direkter Treffer erfolgt, dann wird sozusagen das kill vehicle und der angreifende Gefechtskopf im Idealfall pulverisiert.
Diesen Idealfall zu erreichen, ist in etwa genau so knifflig, wie einer fliegenden Gewehrkugel eine andere derart entgegenzuschießen, dass sich beide treffen. Im Prinzip durchaus machbar, glauben die Experten - vorausgesetzt man erkennt den Angriff frühzeitig und versorgt die Abwehrraketen mit präzisen Flugbahn-Koordinaten des feindlichen Gefechtskopfes. Dazu benötigt man ein Netz von mindestens 20 Satelliten für die Bahnverfolgung, das mit modernsten hochauflösenden Radaranlagen am Boden gekoppelt ist. Bislang gibt es aber weder das eine, noch das andere und es wird noch Jahre dauern, bis sich das ändert. Bis auf weiteres müssen deshalb zwei zusammengeschaltete ältere Radaranlagen aus dem kalten Krieg genügen.
Mindestens ebenso unausgegoren wie die Systeme zur Bahnverfolgung, sind die Abwehrraketen selbst. Die Entwicklung der Trägerraketen, die den Abfangflugkörper in den Weltraum tragen sollen, ist wegen zahlreicher Verzögerungen noch gar nicht abgeschlossen. Die Abfangflugkörper selbst wiederum sind kaum getestet. Und das Zusammenspiel der beiden Raketen-Komponenten noch gar nicht. Bielefeld:
Das heißt im Jahr 2004 gibt es zehn unerprobte Abfangkörper, es gibt ältere Radaranlagen, die relativ ungenau sind, die also eine direkte Zielunterscheidung nicht leisten können. Sobald es etwas schwieriger wird, sobald ein Täuschkörper dazu kommt, sind diese Radars überfordert.
Selbst wenn der Raketenschutzschild in zehn Jahren einmal technisch ausgereift und voll funktionsfähig sein sollte: Er wird wohl auch dann nicht viel nützen, weil er leicht auszutricksen ist. Eine Reihe von Täuschkörpern, die die angreifende Rakete zeitgleich mit dem Gefechtskopf freisetzt und die diesem in Form und Farbe ähneln, reduziert die Trefferquote der Abwehrraketen schlagartig auf wenige Prozent. Bielefeld:
Es gibt eine Gruppe von kritischen Wissenschaftlern, die aufgrund naturwissenschaftlicher Analysen zu dem Schluss gekommen sind, dass selbst ein Land wie Nordkorea so etwas installieren kann. Und dass deshalb ein amerikanisches Abwehrsystem, so wie es gegenwärtig und zukünftig geplant ist, wahrscheinlich keine Möglichkeiten haben wird, solche Atomraketen abzuschießen.
Stellt sich die Frage, ob die US-Regierung die veranschlagten 60 bis 80 Milliarden Dollar, die das Ganze kosten dürfte, nicht besser in eine zuverlässigere Technik investieren sollte. Doch auch die möglichen Alternativen scheinen wenig verlockend. In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat die amerikanische physikalische Gesellschaft überprüft, ob es prinzipiell machbar wäre, die gegnerische Rakete bereits kurz nach dem Start abzuschießen. Weil in diesem frühen Flugstadium weder Gefechtskopf noch Täuschkörper ausgesetzt sind, wäre die Chance für einen Treffer deutlich höher. Doch die Zeit für einen Abschuss während der Startphase erwies sich in den meisten Fällen als zu knapp. Bielefeld:
Das Ergebnis ist relativ ernüchternd. Man kann unter gewissen Umständen Raketen, wenn die von irgendwelchen Entwicklungsländern entwickelt worden sind - wenn die Entwicklungsländer klein genug sind und man schnell genug ist, kann man die möglicherweise abschießen. Aber sobald das System soweit ist, dass es einsatzbereit ist, in zehn oder 15 Jahren, können diese Länder, die das Ganze ja beobachten, dass die Amerikaner so ein System entwickeln, sich wiederum auch anpassen und schneller brennende Raketen bauen. Und wenn man dann statt Flüssig- Feststoffraketen verwendet, dann werden die Zeitfenster so kurz, dass es nahezu unmöglich ist, irgendwas abzuschießen.