Der amerikanische Offizier heißt Sam. Er liebt das Klavierspiel und er pfeift Beethovens "Ode an die Freude", während er zusieht, wie seine GIs unter Irakern ein Blutbad anrichten. Bevor er Frauen und Kinder verschleppen oder hinrichten lässt, kniet er in seinem Büro vor einem Kreuz nieder und bittet den Herrn um Nachsicht. Diejenigen Iraker, die die Folter der Amerikaner überlebt haben, werden von dem jüdischen Truppenarzt ausgenommen. Die entnommenen Organe werden anschließend in die USA und nach Israel geschickt.
Erst der türkische Mafia-Boss Polat setzt dem amerikanischen
Schreckensregime ein Ende. Mit zwei Kumpanen, einer Menge Sprengstoff, Maschinengewehren und zum Schluss mit einem Messer macht er Sam den Garaus. Das ist, in aller Kürze, der Inhalt des Films "Tal der Wölfe Irak". Die türkische Antwort auf Rambo bricht seit dem Kinostart in der vergangenen Woche am Bosporus alle Rekorde. Drei Millionen Zuschauer in nur sieben Tagen - so erfolgreich war eine heimische Filmproduktion in der Türkei noch nie.
Stimmen nach einer Vorstellung in Istanbul:
"Der Film ist vielleicht etwas übertrieben. Ganz so schlimm wie in Vietnam wüten die Amerikaner im Irak ja eigentlich nicht. Aber es sind einfach zu viele unmenschliche Dinge dort passiert."
"Der Film zeigt den Krieg dort. Man fragt sich natürlich, ob alles ganz genauso in der Wirklichkeit passiert ist. Aber das ist mit ausländischen Filmen ja nicht anders."
"Tal der Wölfe" ist gleichzeitig eine erfolgreiche Fernsehserie über den Istanbuler Mafia-Boss Polat. In der 8,5 Millionen Euro teuren Kinoversion übernimmt Polat die Aufgabe, eine nationale Schmach wieder gut zu machen: Die als demütigend empfundene Festnahme türkischer Soldaten durch amerikanische Streitkräfte im Irak vor drei Jahren. Die in Zivil gekleideten türkischen Elitesoldaten wurden gefesselt und ihre Köpfe in Kapuzen gesteckt - ein Bild, dass die türkischen Nationalisten heute noch in Rage bringt. Sie feiern darum die bluttriefende Rache auf der Leinwand, während besonnene Stimmen über die im Film verbreitete antiwestliche und antichristliche Stimmungsmache besorgt sind.
Erklärungsversuche des Medienwissenschaftlers Haluk Sahin:
"Das ist eine Reaktion auf eine Menge Dinge. Die Amerikaner im Irak werden von vielen Türken als pro-kurdisch und anti-islamisch angesehen. Ein weiterer Faktor ist der EU-Prozess. Die Türken sind es nicht gewohnt, dass ihnen jemand sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Aber das ist Teil des EU-Projekts. Wenn man ein Teil der EU werden will, muss man sich kritisieren lassen. Gleichzeitig herrscht aber das Gefühl vor, dass die EU nicht alle Kandidaten gleich behandelt und von der Türkei besonders viel fordert. Das hat Ressentiments gegen den Westen hervorgebracht, nicht nur unter einfachen Leuten, sondern auch unter Intellektuellen."
"Tal der Wölfe" ist Teil einer nationalistischen Welle in den türkischen Medien. Die Bestsellerlisten werden von dem Roman "Metallsturm" angeführt, der von der Besetzung Anatoliens durch US-Truppen und dem anschließenden türkischen Befreiungskampf handelt. Zu den beliebtesten türkischen Sit-Coms gehört derzeit eine Serie über den Befreiungskrieg Mustafa Kemal Atatürks vor 90 Jahren.
Politisch zeigen die umstrittenen Bücher und Filme offensichtlich noch keine Auswirkungen. Umfragen zeigen, dass die größte unter den extrem rechten Parteien, die MHP, immer noch unter der Zehn-Prozent-Hürde liegt. Doch Haluk Sahin sieht die Gefahr neuer, machtvoller Allianzen:
"Bislang war der türkische Nationalismus weder rassistisch noch antiwestlich. Da scheint sich etwas zu ändern: Die antiwestlichen Elemente der islamistischen Ideologie beginnen sich offenbar mit dem türkischen Nationalismus zu verbinden. Das finde ich sehr bedenklich. Wir müssen uns alle fragen: Was passiert eigentlich, wenn die Türkei wegen solcher Entwicklungen von Europa weg Richtung Mittlerer Osten abrutscht?"
Erst der türkische Mafia-Boss Polat setzt dem amerikanischen
Schreckensregime ein Ende. Mit zwei Kumpanen, einer Menge Sprengstoff, Maschinengewehren und zum Schluss mit einem Messer macht er Sam den Garaus. Das ist, in aller Kürze, der Inhalt des Films "Tal der Wölfe Irak". Die türkische Antwort auf Rambo bricht seit dem Kinostart in der vergangenen Woche am Bosporus alle Rekorde. Drei Millionen Zuschauer in nur sieben Tagen - so erfolgreich war eine heimische Filmproduktion in der Türkei noch nie.
Stimmen nach einer Vorstellung in Istanbul:
"Der Film ist vielleicht etwas übertrieben. Ganz so schlimm wie in Vietnam wüten die Amerikaner im Irak ja eigentlich nicht. Aber es sind einfach zu viele unmenschliche Dinge dort passiert."
"Der Film zeigt den Krieg dort. Man fragt sich natürlich, ob alles ganz genauso in der Wirklichkeit passiert ist. Aber das ist mit ausländischen Filmen ja nicht anders."
"Tal der Wölfe" ist gleichzeitig eine erfolgreiche Fernsehserie über den Istanbuler Mafia-Boss Polat. In der 8,5 Millionen Euro teuren Kinoversion übernimmt Polat die Aufgabe, eine nationale Schmach wieder gut zu machen: Die als demütigend empfundene Festnahme türkischer Soldaten durch amerikanische Streitkräfte im Irak vor drei Jahren. Die in Zivil gekleideten türkischen Elitesoldaten wurden gefesselt und ihre Köpfe in Kapuzen gesteckt - ein Bild, dass die türkischen Nationalisten heute noch in Rage bringt. Sie feiern darum die bluttriefende Rache auf der Leinwand, während besonnene Stimmen über die im Film verbreitete antiwestliche und antichristliche Stimmungsmache besorgt sind.
Erklärungsversuche des Medienwissenschaftlers Haluk Sahin:
"Das ist eine Reaktion auf eine Menge Dinge. Die Amerikaner im Irak werden von vielen Türken als pro-kurdisch und anti-islamisch angesehen. Ein weiterer Faktor ist der EU-Prozess. Die Türken sind es nicht gewohnt, dass ihnen jemand sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Aber das ist Teil des EU-Projekts. Wenn man ein Teil der EU werden will, muss man sich kritisieren lassen. Gleichzeitig herrscht aber das Gefühl vor, dass die EU nicht alle Kandidaten gleich behandelt und von der Türkei besonders viel fordert. Das hat Ressentiments gegen den Westen hervorgebracht, nicht nur unter einfachen Leuten, sondern auch unter Intellektuellen."
"Tal der Wölfe" ist Teil einer nationalistischen Welle in den türkischen Medien. Die Bestsellerlisten werden von dem Roman "Metallsturm" angeführt, der von der Besetzung Anatoliens durch US-Truppen und dem anschließenden türkischen Befreiungskampf handelt. Zu den beliebtesten türkischen Sit-Coms gehört derzeit eine Serie über den Befreiungskrieg Mustafa Kemal Atatürks vor 90 Jahren.
Politisch zeigen die umstrittenen Bücher und Filme offensichtlich noch keine Auswirkungen. Umfragen zeigen, dass die größte unter den extrem rechten Parteien, die MHP, immer noch unter der Zehn-Prozent-Hürde liegt. Doch Haluk Sahin sieht die Gefahr neuer, machtvoller Allianzen:
"Bislang war der türkische Nationalismus weder rassistisch noch antiwestlich. Da scheint sich etwas zu ändern: Die antiwestlichen Elemente der islamistischen Ideologie beginnen sich offenbar mit dem türkischen Nationalismus zu verbinden. Das finde ich sehr bedenklich. Wir müssen uns alle fragen: Was passiert eigentlich, wenn die Türkei wegen solcher Entwicklungen von Europa weg Richtung Mittlerer Osten abrutscht?"