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Ran an den Herd

Viel Stress, wenig Geld, Arbeiten am Wochenende - das sind die Vorurteile gegen den Kochberuf. Für die Betriebe ist es schwer, Auszubildende zu finden. Doch der Bedarf an Köchen ist groß.

Von Sebastian Welzel | 24.09.2012
    Danny Krasemann sortiert einen Stapel schmutziger Teller in die Spülmaschine ein. Der 16-Jährige hat erst vor sechs Wochen seine Ausbildung zum Koch begonnen:

    "Weil ich es mag zu kochen, schon von zu Hause aus und mich da weiter qualifizieren will. Und weil ich es auch mag, zu essen ordentlich und man dann auch, was Ordentliches zaubern kann, kreativ sein kann und auch Menschen glücklich machen kann."

    Bis er an den Kochtopf darf, wird der junge Mann noch warten müssen. Abwaschen, Buffets aufbauen oder stundenlang Gemüse schnippeln, ein Zuckerschlecken ist die Kochlehre nicht, vor allem im ersten Lehrjahr. Doch Danny Krasemann ist zufrieden mit seiner Entscheidung, sagt er. Vorher hat er lange überlegt:

    "Ist viel Stress, gerade wenn man aus der Schule kommt, ist man das erstmal nicht gewöhnt, ich hab mich halt öfter schon informiert, was so läuft als Koch, hab halt gesehen, es wird viel gebraucht in der Gastronomie, so kam dann irgendwann die Entscheidung."

    Viel Stress, wenig Geld, Arbeiten am Wochenende, das sind die Vorurteile gegen den Kochberuf. Auszubildende zu finden, wird in Mecklenburg-Vorpommern immer schwerer. In der Region Neubrandenburg ist jede dritte Lehrstelle in diesem Jahr noch unbesetzt. Torsten Haasch ist Chef der Industrie und Handelskammer in Neubrandenburg und rührt auf Lehrstellenbörsen die Werbetrommel für die Gastronomie.

    "Der Bedarf bei den Köchen ist sehr groß, wir haben gerade im Bereich der Tourismuswirtschaft bei allen Betrieben große Nachfrage nach Jugendlichen, das sind die Bereiche, wo wir noch die meisten unbesetzten Lehrstellen haben."

    Andrej Maka hat sich schon für die Kochausbildung entschieden. Gerade stellt er die Warmhaltebecken für das Abendbuffet auf. Irgendwann will der junge Mann sein eigener Chef sein. Seine Eltern führen eine Gaststätte auf der Insel Usedom.

    "Küche ist mein Leben. Es ist stressig, vor allem, wenn 200 bis 300 Leute hier essen wollen, dann muss man vorher alles vorbereiten, und wenn man dann um 23.30 Uhr Feierabend haben möchte, muss man auch ein bisschen Feuer im Hintern haben."

    Das haben die Azubis in diesem Jahr alle, lobt Ausbilder Thomas Koceba. Fünf Lehrlinge hat er ausgesucht. Leicht war das nicht, im Vorjahr fand sich kein einziger. Koceba hofft, dass auch alle durchhalten:

    "Allen Leuten, die diesen Job machen wollen, würde ich ein Praktikum empfehlen und das über einen längeren Zeitraum, drei Wochen, man steht viel, das geht auf den Rücken, Familie, Freunde, Bekannte sieht man auch nicht so oft, aber man muss den Beruf lieben."

    Das tut Danny Krasemann bereits und er hat große Pläne für die Zeit nach der Ausbildung.

    "Erstmal die Nachbarländer. Französische Küche, Belgien, Österreich, Schweiz kennenlernen, dann mal kucken, vielleicht auch weiter weg, Amerika, da wo es mich hinverschlägt und wo ich zukünftig leben kann mit einem ordentlichen Lohn."

    Der junge Mann will irgendwann sein eigenes Restaurant eröffnen. Das ist wohl der Traum, den fast jeder Kochlehrling hat.


    Alle Beiträge der vierteiligen ReiheLehrlinge gesucht - "Ausbildungsberufe in Not" im Überblick.