Kienzlen: Herr Lange, wie viele Hände haben Sie denn gebraucht, um die Sach- und Fachbücher zu zählen?
Lange: Also, ich hätte sie sicher nicht in meine Hände nehmen können, auch der Rucksack hat nicht ausgereicht, ich schätze einmal, dass man zumindest einen kleinen Lieferwagen mit den Neuerscheinungen im naturwissenschaftlichen Bereich hier füllen könnte. Etwa ein bis zwei Prozent der hier vorgestellten Neuerscheinungen haben irgendwie mit Naturwissenschaften zu tun. Das wären etwa 2000 Bücher, insgesamt gibt es hier etwa 112.000 Neuerscheinungen.
Kienzlen: Haben sich denn die Lehr- und Fachbücher in letzter Zeit verändert?
Lange: Da hat sich einiges getan. Bei den großen, bei den dicken Lehrbüchern für Studenten, haben sich die deutschen Lehrbücher in Richtung der amerikanischen Vorbilder entwickelt. Das heißt, mehr Bilder, dass ganze ist didaktisch sauberer aufgebaut, vier Farben drucken Standard, aber diese großen Lehrbücher sind auch teurer geworden. Und es gibt eine gegenläufige Tendenz, gleichzeitig, dass es auch ganz einfache Lehrbücher gibt, für den ganz schnellen Einstieg in ein Fachgebiet. Ein Beispiel ist ein Buch, das aus Amerika kommt " Physik ohne Formeln". Aber auch " Physik für Dummies". Der Verlag legt Wert darauf, dass von den "Crashtests Dummys" kommt, und es soll auch eine Art Crashkurs für Physik sein, für Studenten, die wirklich innerhalb weniger Wochen sich sozusagen das Grundwissen für Physik aneignen müssen, und es gibt noch eine ganz besonders schöne Form, ganz schnell in die Physik zu kommen, auch ganz einfach in einem Buch: " Die Physik der Superhelden". Superman und ähnliche dienen dann dazu, jungen Leuten die Physik nahe zubringen.
Kienzlen: Trotzdem werden die meisten Leute eher doch nicht hinter einem Crashkurs für Physik her sein. Wie sieht es denn mit dem wirklichen Massenmarkt aus? Haben auch dort naturwissenschaftlich angehauchte Bücher eine Chance?
Lange: Sie haben eine Chance. Es sind immer nur einzelne Bücher. Also hier in den Hallen drei und vier, wo das Publikum in größeren Mengen ist, da sind einige Bücher auch vertreten. Ich bin schon mehrfach auf Menschentrauben gestoßen, und dahinter steckte dann Frank Schätzing mit seinem Buch "Nachrichten aus einem unbekannten Universum", dem Sachbuch-Spitzenreiter im ersten Halbjahr. Und auch Dietrich Grönemeyer, der stellt hier sein Buch vor "Leben mit Herz und Seele". Das ist ein medizinisches Buch, aber auch eher ein Buch, ich würde fast sagen, mit banalen Lebensweisheiten. Aber hatte großen Erfolg und findet hier viele Zuhörer.
Kienzlen: Was sind das denn für Bücher? Sind das eher Wissenschaftsbestseller, die als Ratgeber dienen, oder ist es eher so etwas wie naturwissenschaftliche Literatur?
Lange: Es gibt beides. Es ist auf jeden Fall sehr gut, wenn ein Gebrauchswert suggeriert wird. Wenn man dem Menschen klarmacht, hier kommt zwar naturwissenschaftliche Information daher, aber es ist auch so, dass man etwas für sein eigenes Leben herausziehen kann. Ein ganz gutes Beispiel dafür ist das neue Buch von Stefan Klein. Der hat schon zwei Bestseller geschafft, "Die Glücks Formel" und "Alles Zufall". Stefan Klein ist Wissenschaftsjournalist und hat diesmal über die Zeit geschrieben, "Der Stoff, aus dem das Leben ist". Und in den Untertitel hat er gleich, oder vielmehr sein Verlag hat gleich reingesetzt: "Eine Gebrauchsanleitung". Und damit hat der Verlag auf jeden Fall erreicht, dass sich das Buch ganz toll verkauft, obwohl eine Menge naturwissenschaftlicher Hintergrund darin ist. Stefan Klein hat mir gesagt, dass er wirklich ein Jahr an dem Buch recherchiert hat, und dass er sich wirklich nur in so ein Thema rein versetzen kann, wenn es ihn selbst packt. Und die Gebrauchsanleitung, die das vielleicht nicht immer ist, das ist dann mehr sozusagen ein Verkaufsargument.
Kienzlen: Also Naturwissenschaft eher als Ratgeber. Wie sieht es denn in den Grenzbereichen zwischen Naturwissenschaft und anderen Gebieten aus? Da gab es in den letzten Jahren ja auch Trends hin, Philosophie, gesellschaftliche Fragen.
Lange: Das sind auf jeden Fall die Bereiche, in denen es am spannendsten wird. Da gibt es ja viele Neuerscheinungen. Im amerikanischen Bereich gibt es sehr viele Bücher, die den Grenzbereich zwischen Naturwissenschaft und Religion ausloten. Nur wenige davon sind ins Deutsche übersetzt. Ein Beispiel dafür ist Dean Heymer: "Das Gottesgen", das auch in Frankfurt vorgestellt wird. Und es ist interessant, dass bei den deutschen Autoren, die sich mit den Grenzbereich zwischen Religion und Naturwissenschaft beschäftigen, vor allen Dingen die Theologen und nicht die Naturwissenschaftler aktiv sind. Das neue Buch von Eugen Drewermann, "Atem des Lebens. Die moderne Neurologie und die Frage nach Gott", also ein Theologe, der sich mit diesem Grenzbereich beschäftigt.
Lange: Also, ich hätte sie sicher nicht in meine Hände nehmen können, auch der Rucksack hat nicht ausgereicht, ich schätze einmal, dass man zumindest einen kleinen Lieferwagen mit den Neuerscheinungen im naturwissenschaftlichen Bereich hier füllen könnte. Etwa ein bis zwei Prozent der hier vorgestellten Neuerscheinungen haben irgendwie mit Naturwissenschaften zu tun. Das wären etwa 2000 Bücher, insgesamt gibt es hier etwa 112.000 Neuerscheinungen.
Kienzlen: Haben sich denn die Lehr- und Fachbücher in letzter Zeit verändert?
Lange: Da hat sich einiges getan. Bei den großen, bei den dicken Lehrbüchern für Studenten, haben sich die deutschen Lehrbücher in Richtung der amerikanischen Vorbilder entwickelt. Das heißt, mehr Bilder, dass ganze ist didaktisch sauberer aufgebaut, vier Farben drucken Standard, aber diese großen Lehrbücher sind auch teurer geworden. Und es gibt eine gegenläufige Tendenz, gleichzeitig, dass es auch ganz einfache Lehrbücher gibt, für den ganz schnellen Einstieg in ein Fachgebiet. Ein Beispiel ist ein Buch, das aus Amerika kommt " Physik ohne Formeln". Aber auch " Physik für Dummies". Der Verlag legt Wert darauf, dass von den "Crashtests Dummys" kommt, und es soll auch eine Art Crashkurs für Physik sein, für Studenten, die wirklich innerhalb weniger Wochen sich sozusagen das Grundwissen für Physik aneignen müssen, und es gibt noch eine ganz besonders schöne Form, ganz schnell in die Physik zu kommen, auch ganz einfach in einem Buch: " Die Physik der Superhelden". Superman und ähnliche dienen dann dazu, jungen Leuten die Physik nahe zubringen.
Kienzlen: Trotzdem werden die meisten Leute eher doch nicht hinter einem Crashkurs für Physik her sein. Wie sieht es denn mit dem wirklichen Massenmarkt aus? Haben auch dort naturwissenschaftlich angehauchte Bücher eine Chance?
Lange: Sie haben eine Chance. Es sind immer nur einzelne Bücher. Also hier in den Hallen drei und vier, wo das Publikum in größeren Mengen ist, da sind einige Bücher auch vertreten. Ich bin schon mehrfach auf Menschentrauben gestoßen, und dahinter steckte dann Frank Schätzing mit seinem Buch "Nachrichten aus einem unbekannten Universum", dem Sachbuch-Spitzenreiter im ersten Halbjahr. Und auch Dietrich Grönemeyer, der stellt hier sein Buch vor "Leben mit Herz und Seele". Das ist ein medizinisches Buch, aber auch eher ein Buch, ich würde fast sagen, mit banalen Lebensweisheiten. Aber hatte großen Erfolg und findet hier viele Zuhörer.
Kienzlen: Was sind das denn für Bücher? Sind das eher Wissenschaftsbestseller, die als Ratgeber dienen, oder ist es eher so etwas wie naturwissenschaftliche Literatur?
Lange: Es gibt beides. Es ist auf jeden Fall sehr gut, wenn ein Gebrauchswert suggeriert wird. Wenn man dem Menschen klarmacht, hier kommt zwar naturwissenschaftliche Information daher, aber es ist auch so, dass man etwas für sein eigenes Leben herausziehen kann. Ein ganz gutes Beispiel dafür ist das neue Buch von Stefan Klein. Der hat schon zwei Bestseller geschafft, "Die Glücks Formel" und "Alles Zufall". Stefan Klein ist Wissenschaftsjournalist und hat diesmal über die Zeit geschrieben, "Der Stoff, aus dem das Leben ist". Und in den Untertitel hat er gleich, oder vielmehr sein Verlag hat gleich reingesetzt: "Eine Gebrauchsanleitung". Und damit hat der Verlag auf jeden Fall erreicht, dass sich das Buch ganz toll verkauft, obwohl eine Menge naturwissenschaftlicher Hintergrund darin ist. Stefan Klein hat mir gesagt, dass er wirklich ein Jahr an dem Buch recherchiert hat, und dass er sich wirklich nur in so ein Thema rein versetzen kann, wenn es ihn selbst packt. Und die Gebrauchsanleitung, die das vielleicht nicht immer ist, das ist dann mehr sozusagen ein Verkaufsargument.
Kienzlen: Also Naturwissenschaft eher als Ratgeber. Wie sieht es denn in den Grenzbereichen zwischen Naturwissenschaft und anderen Gebieten aus? Da gab es in den letzten Jahren ja auch Trends hin, Philosophie, gesellschaftliche Fragen.
Lange: Das sind auf jeden Fall die Bereiche, in denen es am spannendsten wird. Da gibt es ja viele Neuerscheinungen. Im amerikanischen Bereich gibt es sehr viele Bücher, die den Grenzbereich zwischen Naturwissenschaft und Religion ausloten. Nur wenige davon sind ins Deutsche übersetzt. Ein Beispiel dafür ist Dean Heymer: "Das Gottesgen", das auch in Frankfurt vorgestellt wird. Und es ist interessant, dass bei den deutschen Autoren, die sich mit den Grenzbereich zwischen Religion und Naturwissenschaft beschäftigen, vor allen Dingen die Theologen und nicht die Naturwissenschaftler aktiv sind. Das neue Buch von Eugen Drewermann, "Atem des Lebens. Die moderne Neurologie und die Frage nach Gott", also ein Theologe, der sich mit diesem Grenzbereich beschäftigt.