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Rankings, Evaluation und Akkreditierung

Innerhalb der nächsten sieben Jahre soll in Europa ein einheitlicher Hochschulraum entstehen. Um sich in Zukunft positionieren zu können, wird es immer wichtiger, sowohl den Lehrenden, als auch den Studierenden gute Qualität zu bieten. Doch was ist eigentlich Qualität? Kann man die Leistungen einer Hochschule tatsächlich bewerten? Und mit welchen Instrumenten soll das gehen?

    Ein Beitrag von Antje Allroggen

    Beim letzten CHE-Hochschulranking lag die Universität Marburg im Fachbereich Pharmazie in der Schlussgruppe – zumindest aus Sicht der Studierenden. Für die Professoren hingegen ist ein Pharmazie-Studium an der Uni Marburg erste Wahl. Allein dieses Beispiel zeigt: die Vorstellungen über das, was die Qualität einer Hochschule ausmacht, können kräftig variieren. Ein Ranking kann demnach keine objektiven Aussagen über die Qualität einer Hochschule treffen, wohl aber Empfehlungen über Studienfachangebote abgeben. Die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität ist in den Geisteswissenschaften gut gerankt worden und möchte nun ihr Angebot in diesem Bereich weiter ausbauen. Dafür soll es ab dem kommenden Semester den Studiengang Kulturwissenschaften und Medien geben. Vorher muss sich der Studiengang jedoch einer strengen Prüfung unterziehen, die von einer Akkreditierungsagentur durchgeführt wird, erklärt Gert Kaiser, Rektor der Düsseldorfer Uni:

    Diese Kommission prüft sehr sorgfältig nach, ob insbesondere unsere Zusagen zutreffen und stimmen, prüft aber auch sehr sorgfältig, ob die Studierenden bei diesem Studiengang auch hinterher, wenn sie einen Abschluss haben, entsprechende Marktchancen haben.

    Die Tätigkeit der Akkreditierungsagenturen wird wiederum von einem Akkreditierungsrat kontrolliert, in dem sowohl Repräsentanten der Hochschulen, der Politik, der Berufspraxis, als auch der Studierenden vertreten sind. Dieses Akkreditierungssystem soll zum einen die Qualität geplanter Studiengänge überprüfen und zum anderen den Studierenden bei der Studienfachwahl behilflich sein, sagt Wolfgang Weber, Rektor der Uni Paderborn und Mit-Begründer der Agentur Aqas, die in verschiedenen Bundesländern neue Studiengänge akkreditiert.

    Akkreditierung ist so etwas wie Verbraucherschutz, ist Consumer Protection. Also es wird dem Konsumenten, demjenigen, der ein Studium ergreifen will, die Information gegeben, der Studiengang hat eine gewisse Qualität, und diese Qualität wird durch ein Qualitätssiegel bestätigt. Und das spielt im Wettbewerb natürlich wieder eine Rolle. Hat man dieses Gütesiegel, oder hat man dieses Gütesiegel nicht.

    Neben der Akkreditierung von Studiengängen bemüht man sich außerdem darum, die Qualität der Lehre an den Hochschulen nachhaltig zu sichern. Vereinzelt hat man damit begonnen, sogenannte Evaluationseinrichtungen zu etablieren. An den Hochschulen steht die nachhaltige Bewertung der eigenen Leistung noch ganz am Anfang. Edna Habel, Geschäftsführerin von Aqas:

    Mit der Evaluation ist das noch eine sehr strittige Frage, wie die Entwicklung da sein wird. Es ist sicherlich sinnvoll, es ist absolut nötig, dass die Hochschulen interne Qualifizierungsmaßnahmen durchziehen. Das ist vollkommen klar. Ob es dann neben den Akkreditierungsagenturen gesonderte Evaluationsagenturen geben wird oder ob Evaluation und Akkreditierung stärker miteinander verschränkt werden wird, das wird man sehen müssen.

    Bislang befindet sich nur an wenigen Hochschulen ein eigenes Zentrum zur Evaluation der Lehre. Die Methodiken sind dabei von Hochschule zu Hochschule sehr verschieden. Um die Verfahren kompatibler zu machen, wird darüber nachgedacht, nach dem Vorbild der Industrie genormte Qualitätsstandards einzuführen. Bislang stößt diese Überlegung bei den Hochschulen jedoch auf wenig Begeisterung. Klaus Borchard, Rektor der Uni Bonn:

    Ich bin eigentlich kein Verfechter von solchen Verfahren, die aus der Wirtschaft kommen. Das kann man mit Wirtschaftsprodukten machen, aber nicht mit solchen vielfältigen Angeboten, wie sie die Universitäten bereitstellen. Ich glaube mal, wir werden unsere eigenen Verfahren machen. Wir brauchen nicht irgendeine ISO-Norm, wir haben schon unsere eigenen Möglichkeiten, und dann sind die Dinge auch vergleichbar.

    Neben der größeren Vergleichbarkeit der einzelnen Studienangebote wird es im Zuge des Bologna-Prozesses immer wichtiger, dass sich ganze Regionen zusammentun, um sich als Wissenschaftsstandort zu profilieren. Erste Hochschulen haben sich zu länderübergreifenden Verbünden zusammengeschlossen. Der Benchmarking-Club G 21 etwa hat sich zum Ziel gesetzt, neue Modelle zur Qualitätssicherung zu entwickeln. Damit möchte der Club verhindern, dass allein die Politik darüber entscheidet, welche Kriterien zur Qualitätskontrolle sich in Zukunft an deutschen Hochschulen durchsetzen werden.

    Links zum Thema:

    Benchmarking G 21, eine Initiative zur Qualitätssicherung großer Universitäten

    CHE-Hochschulranking

    Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen