Männliche Rapper gibt es wie Sand am Meer, auch in Deutschland. Sie alle unterscheiden sich oft nur in einem kleinen Bereich, aber dennoch reichen die winzigen Distinktionsmerkmale, um jedem einen gewissen Erfolg zu sichern. Bei weiblichen Rapperinnen sieht es hingegen sehr anders aus.
Derzeit scheint es nur zwei Namen zu geben, die immer wieder auftauchen: Loredana und Haiyti. Doch während Haiyti im Feuilleton gefeiert wird, feiert Loredana Verkaufserfolge: "Sie ist die erfolgreichste Rapperin, mit den meisten Streams bei Spotify. Sie ist bekannt, berühmt, berüchtig", sagte Musikkritikerin Azadê Peşmen im Dlf.
Ein großer Unterschied, so Peşmen, sei das Management. "Loredana wird von Lukas Teuchner gemanagt, der hat schon Haftbefehl und andere groß gemacht."
Kritikerliebling versus Konsumfavoritin
Loredana wird gut vermarktet, aber auch genau daran entzündet sich die Kritik, denn sie macht es eben nicht selbst, oder von einer Managerin. Wie schon das weibliche Rapduo SXTN wird die Schweizerin von einem Mann vermarktet. Um Erfolg zu haben, müsse man dem männlichen Rap entsprechen, glaubt auch Azadê Peşmen. Das "und ein kommerzieller Sound" sieht sie als ausschlaggebend für die Popularität der Rapperin, denn "Loredanas Songs haben alle Ohrwurmcharakter."
Auch der Habitus spiele eine Rolle, sagt Peşmen. Haiyti mit ihrem "Hochschule für Bildende Künste-Habitus" sei eine gute Projektionsfläche fürs Feuilleton, aber Loredana stelle einfach das da, was man vom Deutschrap erwarte.
Zweierlei Maß
Auch wenn sich Loredana sehr an die männlichen Gepflogenheiten des Deutschraps angepasst hat, kann sie sich lange noch nicht alles leisten. Im Sommer gab es sogar den Aufruf sie zu canceln, da sie gemeinsam mit ihrem Bruder eine Straftat begangen haben soll. #Cancelloredana war eine große Boykottkampagne und egal ob diese berechtigt ist oder nicht, meint Azadê Peşmen, "das passiert männlichen Deutschrappern nicht, auch nicht bei sexualisierter Gewalt."