Mit dem Buch "Die Grenzen des Wachstums" schockte der Club of Rome Anfang der 70er Jahren die Industrienationen. Die natürlichen Ressourcen der Erde gehen bald zur Neige, hieß es da plötzlich. Was also, wenn es kein Benzin mehr an den Tankstellen gibt, was, wenn die Gasöfen kalt bleiben, was, wenn kein Indium mehr für Flachbildschirme zur Verfügung steht? – Eines aber darf man bei solchen Szenarien nicht vergessen: Die Rohstoff-Propheten des Club of Rome lagen mit ihren Prognosen ziemlich daneben.
"Die haben den Fehler gemacht, den heute immer noch viele machen. Die gucken sich den Status quo an und sagen: Im Jahre 2009 haben wir Reserven, als Beispiel, von Indium von 2600 Tonnen weltweit. Dann nehmen die den Jahresverbrauch für Indium pro Jahr, dividieren das und kommen zu einer Jahreszahl. Und das wird in den allermeisten Fällen gesehen als Fakt: Im Jahr 2013 ist Indium alle."
Wirklich "alle" werden insbesondere die seltenen Metalle wie Indium eigentlich nicht, sondern sie werden zunächst einfach nur teuer. Ulrich Schwarz-Schampera von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover weist darauf hin, dass man bei den Prognosen nicht nur von den gegenwärtig verfügbaren Reserven ausgehen darf.
"Und natürlich ist es so: Wenn ein Produkt nachgefragt wird, versucht der Anbieter, möglichst viel davon auch zur Verfügung zu stellen. Das heißt: Ein Bergbauunternehmen betreibt Exploration."
Genau diese Entwicklung war beim Indium in den vergangenen Jahren zu beobachten: Als eine japanische Mine, die das seltene Metall förderte, den Betrieb schloss, bekam die Display-Industrie kalte Füße. Sie tätigte Hamsterkäufe, und der Preis schoss in die Höhe. Dann aber begannen andere Minen und Hütten mit der Indiumproduktion, woraufhin der Preis wieder fiel. Das Indium befindet sich, wie auch Cadmium, Selen, Wismut oder Tellur in geringer Konzentration in den Erzen von Zinkminen. Es ist letztlich eine Frage der Marktstrategie, ob man die seltenen Metalle gezielt abtrennt und verkauft – oder ob man sie einfach im Bergbaumüll belässt und deponiert.
Derzeit wird auch viel über Lithium diskutiert, das in großen Mengen für die Akkus der Elektro-Autos benötigt wird. Dieses wird in Zukunft, wenn die Nachfrage steigt, in noch größerem Maße aus Salzseen und Wüsten gewonnen werden. Die chinesische Führung soll derzeit darüber nachdenken, einen Exportstopp für dieses und andere seltene Metalle zu verhängen, weil die chinesische Industrie diese Rohstoffe offenbar selbst benötigt. Diese Informationen basieren zum großen Teil auf Gerüchten, aber sie reichen aus, um für Irritation auf den Märkten zu sorgen.
Ein besonderer Fall ist das Metall Tantal: Es wird für den Bau kleinster Kondensatoren verwendet, wie sie in Handys, Spielekonsolen und Digitalkameras zum Einsatz kommen. Besonders günstig wird dieser Rohstoff im Kongo abgebaut. Weil die Kriegsherren dort mit dem Rohstoffhandel ihre Waffen finanzieren, protestieren Menschenrechtsgruppen schon seit vielen Jahren gegen Tantalimporte aus Zentralafrika. Der deutsche Spezialpulverhersteller H.C. Starck hat darum seinen Tantal-Rohstoff in den vergangenen Jahren bei dem australischen Unternehmen Talison eingekauft, erklärt Joern Vogt von H.C. Starck.
"Die beiden großen westlichen Anbieter, und damit die größten Konsumenten von Tantal, die amerikanische Firma Cabot und wir, wir haben beide bei Talison gekauft. Die Chinesen haben in Afrika gekauft. Das war sozusagen ein zweigeteilter Markt. Da gab es deutliche Preisunterschiede, wir haben immer mehr bezahlt bei Talison."
Vor einem Jahr aber haben die Australier ihre Förderung eingestellt. Offenbar haben die afrikanischen Preise ihnen das Geschäft verdorben. Joern Vogt ist nun weltweit auf der Suche nach anderen, ethisch unbedenklichen Tantalquellen. Außerdem recycelt H.C. Starck das Tantal verstärkt aus Produktionsabfällen sowie aus den Schlacken älterer Zinn-Bergbaubetriebe. Wenn die Hightech-Metalle mittelfristig knapp und damit teuer werden, passieren also drei Dinge: Es wird an neuen, weniger ergiebigen Orten gefördert. Die Betriebe investieren verstärkt in Recycling. Und in den Forschungsabteilungen wird intensiv über Ersatzstoffe nachgedacht.
Hinweis: Am Sonntag, 11. Oktober, 16:30 Uhr, sendet der Deutschlandfunk, Wissenschaft im Brennpunkt, ein Feature zum den Problemen im Rohstoffhandel. Manuskript und Audio-Datei finden Sie nach der Sendung hier.
"Die haben den Fehler gemacht, den heute immer noch viele machen. Die gucken sich den Status quo an und sagen: Im Jahre 2009 haben wir Reserven, als Beispiel, von Indium von 2600 Tonnen weltweit. Dann nehmen die den Jahresverbrauch für Indium pro Jahr, dividieren das und kommen zu einer Jahreszahl. Und das wird in den allermeisten Fällen gesehen als Fakt: Im Jahr 2013 ist Indium alle."
Wirklich "alle" werden insbesondere die seltenen Metalle wie Indium eigentlich nicht, sondern sie werden zunächst einfach nur teuer. Ulrich Schwarz-Schampera von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover weist darauf hin, dass man bei den Prognosen nicht nur von den gegenwärtig verfügbaren Reserven ausgehen darf.
"Und natürlich ist es so: Wenn ein Produkt nachgefragt wird, versucht der Anbieter, möglichst viel davon auch zur Verfügung zu stellen. Das heißt: Ein Bergbauunternehmen betreibt Exploration."
Genau diese Entwicklung war beim Indium in den vergangenen Jahren zu beobachten: Als eine japanische Mine, die das seltene Metall förderte, den Betrieb schloss, bekam die Display-Industrie kalte Füße. Sie tätigte Hamsterkäufe, und der Preis schoss in die Höhe. Dann aber begannen andere Minen und Hütten mit der Indiumproduktion, woraufhin der Preis wieder fiel. Das Indium befindet sich, wie auch Cadmium, Selen, Wismut oder Tellur in geringer Konzentration in den Erzen von Zinkminen. Es ist letztlich eine Frage der Marktstrategie, ob man die seltenen Metalle gezielt abtrennt und verkauft – oder ob man sie einfach im Bergbaumüll belässt und deponiert.
Derzeit wird auch viel über Lithium diskutiert, das in großen Mengen für die Akkus der Elektro-Autos benötigt wird. Dieses wird in Zukunft, wenn die Nachfrage steigt, in noch größerem Maße aus Salzseen und Wüsten gewonnen werden. Die chinesische Führung soll derzeit darüber nachdenken, einen Exportstopp für dieses und andere seltene Metalle zu verhängen, weil die chinesische Industrie diese Rohstoffe offenbar selbst benötigt. Diese Informationen basieren zum großen Teil auf Gerüchten, aber sie reichen aus, um für Irritation auf den Märkten zu sorgen.
Ein besonderer Fall ist das Metall Tantal: Es wird für den Bau kleinster Kondensatoren verwendet, wie sie in Handys, Spielekonsolen und Digitalkameras zum Einsatz kommen. Besonders günstig wird dieser Rohstoff im Kongo abgebaut. Weil die Kriegsherren dort mit dem Rohstoffhandel ihre Waffen finanzieren, protestieren Menschenrechtsgruppen schon seit vielen Jahren gegen Tantalimporte aus Zentralafrika. Der deutsche Spezialpulverhersteller H.C. Starck hat darum seinen Tantal-Rohstoff in den vergangenen Jahren bei dem australischen Unternehmen Talison eingekauft, erklärt Joern Vogt von H.C. Starck.
"Die beiden großen westlichen Anbieter, und damit die größten Konsumenten von Tantal, die amerikanische Firma Cabot und wir, wir haben beide bei Talison gekauft. Die Chinesen haben in Afrika gekauft. Das war sozusagen ein zweigeteilter Markt. Da gab es deutliche Preisunterschiede, wir haben immer mehr bezahlt bei Talison."
Vor einem Jahr aber haben die Australier ihre Förderung eingestellt. Offenbar haben die afrikanischen Preise ihnen das Geschäft verdorben. Joern Vogt ist nun weltweit auf der Suche nach anderen, ethisch unbedenklichen Tantalquellen. Außerdem recycelt H.C. Starck das Tantal verstärkt aus Produktionsabfällen sowie aus den Schlacken älterer Zinn-Bergbaubetriebe. Wenn die Hightech-Metalle mittelfristig knapp und damit teuer werden, passieren also drei Dinge: Es wird an neuen, weniger ergiebigen Orten gefördert. Die Betriebe investieren verstärkt in Recycling. Und in den Forschungsabteilungen wird intensiv über Ersatzstoffe nachgedacht.
Hinweis: Am Sonntag, 11. Oktober, 16:30 Uhr, sendet der Deutschlandfunk, Wissenschaft im Brennpunkt, ein Feature zum den Problemen im Rohstoffhandel. Manuskript und Audio-Datei finden Sie nach der Sendung hier.