* Musikbeispiel: Ernst von Dohnányi – 1. Satz (Ausschnitt) aus: Konzertstück D-Dur, op. 12
In den über 25 Jahren ihres Bestehens hat die englische Plattenfirma Hyperion sich immer für das wenig Bekannte stark gemacht. Hier findet man nicht die 30. Version der Beethoven-, Brahms- , Dvorak- oder Mahler-Sinfonien, aber Violinkonzerte von Kurt Weill, Lieder von Charles Ives, geistliche Musik von Michael Haydn oder Barockmusik aus Südamerika. Anfangs musste Firmengründer Ted Perry tagsüber noch Eiscreme-Wagen und nachts Taxi fahren, um seine Künstler zu bezahlen. Aus Anlass des Jubiläums im letzten Herbst kündigte sein Sohn Simon, der die Firma vor 3 Jahren übernommen hat, ein regelrechtes Feuerwerk von Neuveröffentlichungen an: 25 Produktionen in ein paar Monaten, vermutlich mehr, als die drei großen multinationalen Konzerne EMI, Universal und Sony-BMG zusammen in der gleichen Zeit auf den Markt bringen. Und dies wagt Hyperion, obwohl man sich gerade kaum erholt hat von einem ausgesprochen teuren und am Ende verlorenen Rechtsstreit über Lizenzgebühren für Bearbeitungen eines alten Meisters, nämlich Michel-Richard Delalande. Es ist wohl die immer rarer werdende Möglichkeit, hier auch weniger Bekanntes aufnehmen zu können, die gute Musiker immer wieder in die offenen Arme dieser kleinen, aber feinen Firma treibt. Und wenn diese guten Musiker sich dann dem unbekannten Repertoire mit ihrer ganzen Kompetenz und Musikalität annehmen, besteht eine reelle Chance, die Bandbreite dessen, was in unseren Konzertsälen erklingt, dauerhaft zu vergrößern.
Wer hat zum Beispiel schon mal etwas von einem Cellokonzert von Eugen d’Albert gehört? Der Mann mit dem so selbstverständlich französisch klingenden Namen ist ein Nachfahre des italienischen Komponisten Domenico Alberti, dem Erfinder der als Alberti-Bässe bekannten Begleitfiguren. Geboren wurde Eugen d’Albert im schottischen Glasgow, komponieren gelernt hat er zunächst bei Arthur Sullivan, später in Weimar bei Franz Liszt, der große Stücke auf ihn hielt. Während d’Albert als reisender Pianist auch damals Modernes wie zum Beispiel Debussy spielte, schlug sein kompositorisches Herz eher für die Tradition und da vor allem für Johannes Brahms. Sein Cellokonzert komponiert d’Albert 1899 - und beginnt gleich mit einer Überraschung, denn erst einmal tragen Oboe und Klarinette das Hauptthema vor, bevor der Solist es dann übernimmt. Überhaupt spielen die Holzbläser bei diesem Cellokonzert eine erstaunlich wichtige Rolle: als Gesprächspartner des Cellisten oder mit Kommentaren zu dessen Spiel.
* Musikbeispiel: Eugen d’Albert – 1. Satz (Anfang) aus: Cellokonzert C-dur, op. 20
Soweit der Beginn des C-Dur-Cellokonzertes von Eugen d’Albert, gespielt von Alban Gerhardt und dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter der Leitung von Carlos Kalmar. Alban Gerhardt hat sich im letzten Jahrzehnt unter den großen Cellisten unserer Zeit etabliert. Seine Interpretationen zeichnen sich durch hohe Originalität aus. Hier in diese weithin unbekannten Werke hat er sich offensichtlich mit großer Intensität vertieft, um dem Sinn jeder Phrase, jeder Linie nachzuspüren. So entsteht ein im Ganzen logisches Klanggebäude, bei dem Gewichtungen und Übergänge stimmen, dennoch alles ganz natürlich fließt und sich quasi wie von selbst ergibt. Diese glückliche Verbindung von untrüglichem musikalischen Instinkt, größter Emotionalität und Intellekt fasziniert gleich beim ersten Hören dieser CD.
Dabei war Gerhardt, trotz seiner musikalischen Eltern, alles andere als ein Wunderkind, das von früh an gedrillt worden wäre. 1969 geboren, hat er sich erst mit Anfang 20 definitiv für das Cello entschieden. Denn auch als Pianist hatte er zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. 1993 kam dann der Gewinn des Internationalen Leonard-Rose-Wettbewerbs für Cellisten in den USA, und das bedeutete eine Wende in seinem jungen Leben. Er entschloss sich, gleich für mehr als sieben Jahre in New York zu bleiben. Dort lernte er auch seine Frau, die Jazz-Sängerin Katalina Segura, kennen. In sieben Jahren New York-Aufenthalt hat er nicht nur eine Beziehung zu den dortigen Basketball- und Hockey-Teams entwickelt, sondern auch zum amerikanischen Publikum. So gehört Alban Gerhardt in den Vereinigten Staaten zu den beliebtesten Cellisten seiner Generation. Auch in England hat er eine große Fangemeinde. 2000 und 2001 wurde ihm gleich dreimal die Ehre zuteil, bei den legendären Londoner Proms aufzutreten. Auch Kammermusik nimmt einen wichtigen Platz in seinem Konzertkalender ein: Mit seinen Klavier-Partnern Markus Groh, Cecile Licad und Steven Osborne spielt Alban Gerhardt in den großen Konzertsälen zwischen Tokio und New York und auf renommierten Festivals. Auf dem CD-Markt ist Gerhardt unter anderem mit Solistischem von Bach, Britten und Kodaly vertreten, mit Brahms-Sonaten, mit den Cellokonzerten von Dvorak, Anton Rubinstein, Samuel Barber, Frank Bridge und Michael Berkeley sowie dem Doppelkonzert von Brahms. Hier wie auch beim Barber-Konzert war bereits Carlos Kalmar sein Partner am Dirigentenpult, der auch bei dieser Neuaufnahme der Cellokonzerte von Dohnanyi, Enescu und d’Albert den Taktstock schwingt.
Hören Sie zum Schluss einen Ausschnitt aus dem "modernsten" der drei hier vorgestellten Konzerte, aus der Symphonie concertante b-moll des aus Rumänien stammenden Komponisten George Enescu. Obwohl nur zwei Jahre jünger als d’Alberts Werk, ist hier der Blick nicht mehr hauptsächlich rückwärts gerichtet, sondern es deuten sich bis hin zur Einbeziehung von Volksmusik Strömungen und Klangwelten an, die im weiteren Verlauf des damals noch ganz jungen 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen sollten.
* Musikbeispiel: George Enescu – 3. Satz (Schluss) aus: Symphonie concertante b-moll
"The romantic cello concerto 1"
Alban Gerhardt, Violoncello
BBC Scottish Symphony Orchestra
Leitung: Carlos Kalmar
Label: Hyperion
Labelcode: LC 7533
Bestellnr.: CDA67544
In den über 25 Jahren ihres Bestehens hat die englische Plattenfirma Hyperion sich immer für das wenig Bekannte stark gemacht. Hier findet man nicht die 30. Version der Beethoven-, Brahms- , Dvorak- oder Mahler-Sinfonien, aber Violinkonzerte von Kurt Weill, Lieder von Charles Ives, geistliche Musik von Michael Haydn oder Barockmusik aus Südamerika. Anfangs musste Firmengründer Ted Perry tagsüber noch Eiscreme-Wagen und nachts Taxi fahren, um seine Künstler zu bezahlen. Aus Anlass des Jubiläums im letzten Herbst kündigte sein Sohn Simon, der die Firma vor 3 Jahren übernommen hat, ein regelrechtes Feuerwerk von Neuveröffentlichungen an: 25 Produktionen in ein paar Monaten, vermutlich mehr, als die drei großen multinationalen Konzerne EMI, Universal und Sony-BMG zusammen in der gleichen Zeit auf den Markt bringen. Und dies wagt Hyperion, obwohl man sich gerade kaum erholt hat von einem ausgesprochen teuren und am Ende verlorenen Rechtsstreit über Lizenzgebühren für Bearbeitungen eines alten Meisters, nämlich Michel-Richard Delalande. Es ist wohl die immer rarer werdende Möglichkeit, hier auch weniger Bekanntes aufnehmen zu können, die gute Musiker immer wieder in die offenen Arme dieser kleinen, aber feinen Firma treibt. Und wenn diese guten Musiker sich dann dem unbekannten Repertoire mit ihrer ganzen Kompetenz und Musikalität annehmen, besteht eine reelle Chance, die Bandbreite dessen, was in unseren Konzertsälen erklingt, dauerhaft zu vergrößern.
Wer hat zum Beispiel schon mal etwas von einem Cellokonzert von Eugen d’Albert gehört? Der Mann mit dem so selbstverständlich französisch klingenden Namen ist ein Nachfahre des italienischen Komponisten Domenico Alberti, dem Erfinder der als Alberti-Bässe bekannten Begleitfiguren. Geboren wurde Eugen d’Albert im schottischen Glasgow, komponieren gelernt hat er zunächst bei Arthur Sullivan, später in Weimar bei Franz Liszt, der große Stücke auf ihn hielt. Während d’Albert als reisender Pianist auch damals Modernes wie zum Beispiel Debussy spielte, schlug sein kompositorisches Herz eher für die Tradition und da vor allem für Johannes Brahms. Sein Cellokonzert komponiert d’Albert 1899 - und beginnt gleich mit einer Überraschung, denn erst einmal tragen Oboe und Klarinette das Hauptthema vor, bevor der Solist es dann übernimmt. Überhaupt spielen die Holzbläser bei diesem Cellokonzert eine erstaunlich wichtige Rolle: als Gesprächspartner des Cellisten oder mit Kommentaren zu dessen Spiel.
* Musikbeispiel: Eugen d’Albert – 1. Satz (Anfang) aus: Cellokonzert C-dur, op. 20
Soweit der Beginn des C-Dur-Cellokonzertes von Eugen d’Albert, gespielt von Alban Gerhardt und dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter der Leitung von Carlos Kalmar. Alban Gerhardt hat sich im letzten Jahrzehnt unter den großen Cellisten unserer Zeit etabliert. Seine Interpretationen zeichnen sich durch hohe Originalität aus. Hier in diese weithin unbekannten Werke hat er sich offensichtlich mit großer Intensität vertieft, um dem Sinn jeder Phrase, jeder Linie nachzuspüren. So entsteht ein im Ganzen logisches Klanggebäude, bei dem Gewichtungen und Übergänge stimmen, dennoch alles ganz natürlich fließt und sich quasi wie von selbst ergibt. Diese glückliche Verbindung von untrüglichem musikalischen Instinkt, größter Emotionalität und Intellekt fasziniert gleich beim ersten Hören dieser CD.
Dabei war Gerhardt, trotz seiner musikalischen Eltern, alles andere als ein Wunderkind, das von früh an gedrillt worden wäre. 1969 geboren, hat er sich erst mit Anfang 20 definitiv für das Cello entschieden. Denn auch als Pianist hatte er zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. 1993 kam dann der Gewinn des Internationalen Leonard-Rose-Wettbewerbs für Cellisten in den USA, und das bedeutete eine Wende in seinem jungen Leben. Er entschloss sich, gleich für mehr als sieben Jahre in New York zu bleiben. Dort lernte er auch seine Frau, die Jazz-Sängerin Katalina Segura, kennen. In sieben Jahren New York-Aufenthalt hat er nicht nur eine Beziehung zu den dortigen Basketball- und Hockey-Teams entwickelt, sondern auch zum amerikanischen Publikum. So gehört Alban Gerhardt in den Vereinigten Staaten zu den beliebtesten Cellisten seiner Generation. Auch in England hat er eine große Fangemeinde. 2000 und 2001 wurde ihm gleich dreimal die Ehre zuteil, bei den legendären Londoner Proms aufzutreten. Auch Kammermusik nimmt einen wichtigen Platz in seinem Konzertkalender ein: Mit seinen Klavier-Partnern Markus Groh, Cecile Licad und Steven Osborne spielt Alban Gerhardt in den großen Konzertsälen zwischen Tokio und New York und auf renommierten Festivals. Auf dem CD-Markt ist Gerhardt unter anderem mit Solistischem von Bach, Britten und Kodaly vertreten, mit Brahms-Sonaten, mit den Cellokonzerten von Dvorak, Anton Rubinstein, Samuel Barber, Frank Bridge und Michael Berkeley sowie dem Doppelkonzert von Brahms. Hier wie auch beim Barber-Konzert war bereits Carlos Kalmar sein Partner am Dirigentenpult, der auch bei dieser Neuaufnahme der Cellokonzerte von Dohnanyi, Enescu und d’Albert den Taktstock schwingt.
Hören Sie zum Schluss einen Ausschnitt aus dem "modernsten" der drei hier vorgestellten Konzerte, aus der Symphonie concertante b-moll des aus Rumänien stammenden Komponisten George Enescu. Obwohl nur zwei Jahre jünger als d’Alberts Werk, ist hier der Blick nicht mehr hauptsächlich rückwärts gerichtet, sondern es deuten sich bis hin zur Einbeziehung von Volksmusik Strömungen und Klangwelten an, die im weiteren Verlauf des damals noch ganz jungen 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen sollten.
* Musikbeispiel: George Enescu – 3. Satz (Schluss) aus: Symphonie concertante b-moll
"The romantic cello concerto 1"
Alban Gerhardt, Violoncello
BBC Scottish Symphony Orchestra
Leitung: Carlos Kalmar
Label: Hyperion
Labelcode: LC 7533
Bestellnr.: CDA67544