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Rasende Roboter

Robotik. - Seit 2003 treten Studierende mit selbstkonstruierten Feldrobotern beim "Field Robot Event" gegeneinander an. In diesem Jahr zählt Helios aus Deutschland zu den Favoriten. Mit dem 15.000 Euro teuren Gerät wurden die Studenten der TU Braunschweig 2007 Weltmeister.

Von Michael Engel | 06.07.2009
    "Jetzt wird gleich der Motor einmal einlaufen und die Lenkung von dem Fahrzeug betätigt, als kleine Demonstration. Damit man mal sehen kann, wie das Ganze funktioniert."

    Jan Roesner ist zufrieden mit Helios, dem Feldroboter, der in Wageningen für die TU Braunschweig antreten soll. 15.000 Euro stecken in dem Schuhkarton großen Fahrzeug – allesamt gesponsert von Unternehmen. Nicht mitgezählt – so sein Teamkollege Lennart Roos – sind die ungezählten Stunden, die von den Studierenden in das kastenförmige Gefährt rein gesteckt wurden.

    "Nee, das Studium läuft jetzt so ein bisschen hinten dran. Es ist so, dass der Zeitaufwand zunimmt, je dichter der Event rückt. Sonst hatten wir ver-einbart: Fünf Stunden die Woche und jetzt sind wir dabei, fast den ganzen Tag hier zu sitzen."

    Zuletzt werkelte das fünfköpfige Team zehn Stunden am Tag. Dieses Wochen-ende – kurz vor dem Wettkampf - kamen auch noch etliche Nachtstunden hinzu. Helios musste auf Herz und Nieren geprüft werden.

    Die Feldroboter müssen drei verschiedene Herausforderungen bewältigen. So zum Beispiel in einem eigens angelegten Maisfeld mit kurvenartigen Pflanzrei-hen möglichst nicht anzuecken. Nach drei Minuten wird die zurückgelegte Strecke gemessen. Besonders schwierig ist die Suche nach "grünen Golfbällen", die zwischen den Maispflanzen versteckt liegen. Vergangenes Jahr in Osnabrück waren es noch gelb leuchtende Tennisbälle und damit wesentlich einfacher zu finden. Eine Kamera mit selbst entwickeltem Programm zur Bildauswertung und der 4000 Euro teure Laserscanner an Bord sollen dafür sorgen, dass Helios mög-lichst schnell über die Runden kommt.

    "Also, wir wollen mal nicht zu optimistisch sein. Letztes Jahr sind wir im Wettbewerb zirka 1,1 Meter pro Sekunde gefahren. Es wäre schön, wenn wir in einer stabilen Fahrt 1,5 Meter pro Sekunde hinkriegen würden. Das wäre schon eine ordentliche Steigerung."

    Ob die Steigerung für einen erneuten Sieg, gar für die Weltmeisterschaft beim "Field Robot Event" in Wageningen reicht, entscheidet sich im Maisfeld, nicht im Labor. Das Team hat deshalb ein kleines Maisfeld direkt hinter dem Institut angelegt, um das High-Tech-Gefährt unter authentischen Bedingungen zu testen. In einer Schubkarre gelangt Helios dorthin:

    "Das ist auch eine der interessanten Sachen bei diesem Projekt, dass wir nicht nur komplett im Labor testen, sondern halt auch in der Natur, wo halt wirklich immer wechselnde Bedingungen vorherrschen. Ob man dann Sonne hat oder Bewölkung hat, ist für die Kamera ziemlich wichtig. Und die Pflanzen, die wachsen ja nun auch immer sehr willkürlich, und genau das müssen wir dann auch im Feld draußen testen."

    Noch ein paar Mauklicks mit dem angeschlossenen Laptop, dann kann die Fahrt im Feld losgehen:

    Vorführeffekt oder Programmierbedarf – das ist hier die Frage. Helios bleibt ständig stehen, nimmt wieder Fahrt auf, bleibt erneut stehen. Eins ist sofort klar: So wird die Konkurrenz beim "Field Robot Event" gnadenlos davonfahren. Len-nart Roos bleibt gelassen:

    "Und das zeigt auch wieder nur: In der Realität muss es ein Mix aus bei-dem sein. Aus Theorie und Praxis, dass man sich eben die theoretischen Grundlagen im Büro legt und dann auf dem Feld die Feinheiten anpasst."

    So Lennart Roos wenige Tage vor dem Wettkampf. Erneut Weltmeister zu wer-den beim "Field Robot Event", allen Schwierigkeiten zum Trotz, diesen Willen haben sie im Team der TU Braunschweig."

    "Das wär’ nicht schlecht. Das ist natürlich immer das Ziel, das man eigentlich vor Augen hat. Man will ja dann doch das Beste erreichen."