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Rassismus
Den falschen Mann gestoßen

Die Playoffs in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA werden momentan von einem nicht-sportlichen Thema überschattet: Rassismus. Das Opfer: Masai Ujiri, Präsident des amtierenden Meisters Toronto Raptors. Dabei liegt der Fall schon ein Jahr zurück.

Von Heiko Oldörp | 21.08.2020
Masai Ujiri, General Manager vom NBA-Klub Toronto Raptors.
Masai Ujiri, General Manager vom NBA-Klub Toronto Raptors (dpa / picture alliance / Mark Blinch)
Dass der Fall erst jetzt publik geworden ist, liegt an einem Video, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Das Material zeigt die Aufnahmen der Body-Kamera eines Polizisten, der am 13. Juni 2019 bei Spiel sechs der NBA-Finalserie zwischen den Golden State Warriors und den Toronto Raptors am Spielfeldrand arbeitet.
Das Video dauert 15 Sekunden. Es ist zu sehen wie Masai Ujiri, Präsident der Toronto Raptors, seine Akkreditierung aus der Jackentasche ziehen will, um zu zeigen, dass ihm der Zugang zum Spielfeld der Arena in Oakland erlaubt ist. Dort feiern seine Spieler ausgelassen den erstmaligen Gewinn der NBA-Meisterschaft. Ujiri will mitjubeln. Er gilt als Architekt des Teams.
Die Toronto Raptors und die NBA sind an Ujiri’s Seite
Doch der Polizist interessiert sich nicht für Ujiri’s Akkreditierung, heißt es im Fernsehsender TNT. Vielmehr werde deutlich, dass der Beamte den Raptors-Präsidenten anschreie und ihn zweimal schubse, bevor dieser zurückgeschubst habe.
Das Erstaunliche: der Polizist verklagt im Februar Ujiri. Dieser, so der Vorwurf, habe ihn angegriffen und deshalb leide er, der Polizist, unter "mentalen, körperlichen und emotionalen Schmerzen."
Der anerkannte NBA-Journalist Brian Windhorst hatte damals für ESPN über den Fall berichtet. "Dies ist auf so vielen Ebenen erschütternd. Ich habe einen Tag später mit der zuständigen Polizeibehörde gesprochen und die sagte mir, dass auf dem Video klar zu sehen sei, wie ihr Mann Ujiri geschubst habe. Dass dieser Fall immer noch anhält, obwohl es dieses Video gibt, ist irre."
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Immer mehr amerikanische Sportlerinnen wollen mehr tun, als mit Slogans die gesellschaftlichen Verhältnisse anzuprangern. Sie wollen ihren Worten Taten folgen lassen.
Ujiri betont, dass unbestreitbar seine Hautfarbe der Grund gewesen sei, warum er so behandelt wurde. Der 50-Jährige mit nigerianischen Wurzeln hat eine Gegenklage eingereicht - die Toronto Raptors und die NBA sind an seiner Seite.
So viele meiner Brüder und Schwestern haben die Ressourcen nicht
Die Aussage des Polizisten, so heißt es, sei eine "komplette Erfindung" - das Video habe dies gezeigt. Doch Ujiri ist noch etwas wichtig: In einer Erklärung teilte er mit:
"Es macht mich besonders traurig, dass ich jetzt nur Gerechtigkeit erfahre, weil ich der Präsident eines NBA-Teams bin. Ich hatte den Zugang zu Ressourcen, die sicherstellten, dass ich für mein Recht kämpfen konnte. So viele meiner Brüder und Schwestern hatten dies nicht, haben dies nicht und werden es niemals haben. Deshalb gilt: Black Lives Matter."
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Die Reaktionen auf den Anti-Rassismus-Protest von Formel-1-Pilot Lewis Hamilton waren geteilt. Wie politisch ein Sportler sein kann, hänge auch von dessen Zielgruppe ab, sagte Sportmanagement-Professor Thilo Kunkel im Dlf.
ESPN-Journalist Windhorst war am 13. Juni 2019 ebenfalls in der Arena in Oakland. Im Gegensatz zu Ujiri besaß er nicht die erforderliche Akkreditierung, um Zugang zum Parkett zu haben. Dennoch, so Windhorst, sei er einfach auf den Platz gegangen und niemand habe etwas zu ihm gesagt.