(Ausschnitt "Romeo und Julia")
So klingt Jugendtheater, das vor Spielfreude und kreativer Begabung quer durch die Gesellschaft nur so kracht, und, im Unterschied zum Schülertheater, unter professionellen Bedingungen entstehen kann. Drei Monate Proben für "Romeo und Julia", die in Marc Prätschs Inszenierung zwischen Campingplatz, Vorstadt, Jugendgangs und Dixieklo hausen, haben sich gelohnt für die 30 jungen Leute auf und hinter der Bühne. Und aus jugendlichen Darstellern, so ganz nebenbei, Menschen gemacht, die sich, zu Recht, alles zutrauen.
Am Samstag dann das Kontrastprogramm. Im Ballhof stellt sich die neu eingerichtete Sparte, die nun auch in eigene Räume über seine Spielstätten gezogen ist, mit dem Kernensemble von drei jungen Schauspielern und der ersten Regiearbeit seiner neuen Leiterin dem Publikum vor. Heidelinde Leutgöb, die zuvor am Linzer Landestheater das Kinder- und Jugendtheater geleitet hatte, war auf Nummer Sicher gegangen mit Hennig Mankells Zungenbrecher-Stück "Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist". Ein Brückengerüst, etwas Kunstschnee, ein umgestürzter Hocker und eine Bodenklappe, mehr braucht es nicht, um Mankells vielschichtiges und ergreifendes Hörstück über das Erwachsenwerden und die Beziehung eines Sohnes zu seiner Mutter, das vor allem von der Einsamkeit seiner Figuren handelt, in Szene zu setzen.
So lässt sich Hasse Karlsson von seinem neuen Freund Schwalbe überreden, immer gefährlichere Dummheiten zu machen, und bringt sich in einer Mischung aus Angst und Sucht nach Anerkennung durch den scheinbar starken, jedoch feigen Gefährten, in große Not, gegenüber sich selbst und seiner Mutter, von der er sich nichts mehr sagen lassen will. Eine Not, die er noch als erwachsener Mann, der hier der Erzähler ist, nicht zu lösen vermag.
Ansprechen möchte Heidelinde Leutgöb besonders die neue Altersgruppe ab 12:
"Wir haben uns für zwei Stücke entschieden für diese Altersgruppe, das ist einerseits "Hasse Karlsson", das ist andererseits "Traum weißer Pferde", wo es eben um den positiven Aspekt der Freundschaft geht, um die große Motivation, um die große Kraft, die man aus Freundschaft ziehen kann, geht."
Freilich, betrachtet man das Programm des Jungen Schauspiels mit seinen sieben Premieren, von denen nun zwei stattgefunden haben, kommt es einem fast vor, als würde hier mit der Wurst nach der Speckseite geworfen. Wohl kaum ein deutsches Theater hat soviel für Jugendliche, nämlich zwölf Stücke, im normalen Schauspiel-Repertoire wie das in Hannover, und dazu noch einen Haus-Autor wie Lutz Hübner, der schon für die nächste Premiere im November das Schülerdrama "Aussetzer" schrieb. Die erste Spielzeit am Jungen Schauspiel ließe sich, allein aus dem Bestand, mühelos füllen.
Und wohl kaum ein deutsches Theater ist so sehr Schauspielschule und zugleich ein Ort der Identifikation für Jugendliche wie das in Hannover. Nicht nur mit Regisseuren wie Marc Prätsch und Nuran Calis. Unter der bewährten Leitung von Theaterpädagogin Barbara Kantel, die neben den Inszenierungen
für Jugendliche das zweite Standbein des Jungen Schauspiels vertritt, die Inszenierungen von und mit Jugendlichen, wird diese überaus erfolgreiche Arbeit, auch auf Schulhöfen und in Clubs, in ihrem Umfang etwa verdoppelt. Dazu Wilfried Schulz, Intendant des Schauspiels.
"Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal an der Gründung eines Jugendtheaters federführend beteiligt bin. Es macht uns großen Spaß und auch wir profitieren davon, es macht uns manchmal ein bisschen demütig, wenn wir sehen, mit welchen filigranen Diskursen wir uns beschäftigen, dass man wirklich auf andere Probleme, auf andere Inhalte, auf einen anderen Zugang zur Realität zurückgeworfen wird. Es ist ein großer Appell an uns offen zu bleiben und frisch zu bleiben."
Nach sieben Jahren Amtszeit hat Schulz die eigene Sparte zum einen gegründet, weil junge Leute aus Hannover ihm das Haus einrannten und sein Hauptsponsor, die Stadtwerke Hannover, zum Mitziehen bereit war. Zum anderen hat er damit ein deutliches Zeichen gesetzt. Dass dieser enorme Anteil des Theaters an gesellschaftlicher Bildung öffentlich wahrgenommen wird, und über einige Jahre abgesichert ist, dafür hat Schulz jetzt gesorgt.
So klingt Jugendtheater, das vor Spielfreude und kreativer Begabung quer durch die Gesellschaft nur so kracht, und, im Unterschied zum Schülertheater, unter professionellen Bedingungen entstehen kann. Drei Monate Proben für "Romeo und Julia", die in Marc Prätschs Inszenierung zwischen Campingplatz, Vorstadt, Jugendgangs und Dixieklo hausen, haben sich gelohnt für die 30 jungen Leute auf und hinter der Bühne. Und aus jugendlichen Darstellern, so ganz nebenbei, Menschen gemacht, die sich, zu Recht, alles zutrauen.
Am Samstag dann das Kontrastprogramm. Im Ballhof stellt sich die neu eingerichtete Sparte, die nun auch in eigene Räume über seine Spielstätten gezogen ist, mit dem Kernensemble von drei jungen Schauspielern und der ersten Regiearbeit seiner neuen Leiterin dem Publikum vor. Heidelinde Leutgöb, die zuvor am Linzer Landestheater das Kinder- und Jugendtheater geleitet hatte, war auf Nummer Sicher gegangen mit Hennig Mankells Zungenbrecher-Stück "Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist". Ein Brückengerüst, etwas Kunstschnee, ein umgestürzter Hocker und eine Bodenklappe, mehr braucht es nicht, um Mankells vielschichtiges und ergreifendes Hörstück über das Erwachsenwerden und die Beziehung eines Sohnes zu seiner Mutter, das vor allem von der Einsamkeit seiner Figuren handelt, in Szene zu setzen.
So lässt sich Hasse Karlsson von seinem neuen Freund Schwalbe überreden, immer gefährlichere Dummheiten zu machen, und bringt sich in einer Mischung aus Angst und Sucht nach Anerkennung durch den scheinbar starken, jedoch feigen Gefährten, in große Not, gegenüber sich selbst und seiner Mutter, von der er sich nichts mehr sagen lassen will. Eine Not, die er noch als erwachsener Mann, der hier der Erzähler ist, nicht zu lösen vermag.
Ansprechen möchte Heidelinde Leutgöb besonders die neue Altersgruppe ab 12:
"Wir haben uns für zwei Stücke entschieden für diese Altersgruppe, das ist einerseits "Hasse Karlsson", das ist andererseits "Traum weißer Pferde", wo es eben um den positiven Aspekt der Freundschaft geht, um die große Motivation, um die große Kraft, die man aus Freundschaft ziehen kann, geht."
Freilich, betrachtet man das Programm des Jungen Schauspiels mit seinen sieben Premieren, von denen nun zwei stattgefunden haben, kommt es einem fast vor, als würde hier mit der Wurst nach der Speckseite geworfen. Wohl kaum ein deutsches Theater hat soviel für Jugendliche, nämlich zwölf Stücke, im normalen Schauspiel-Repertoire wie das in Hannover, und dazu noch einen Haus-Autor wie Lutz Hübner, der schon für die nächste Premiere im November das Schülerdrama "Aussetzer" schrieb. Die erste Spielzeit am Jungen Schauspiel ließe sich, allein aus dem Bestand, mühelos füllen.
Und wohl kaum ein deutsches Theater ist so sehr Schauspielschule und zugleich ein Ort der Identifikation für Jugendliche wie das in Hannover. Nicht nur mit Regisseuren wie Marc Prätsch und Nuran Calis. Unter der bewährten Leitung von Theaterpädagogin Barbara Kantel, die neben den Inszenierungen
für Jugendliche das zweite Standbein des Jungen Schauspiels vertritt, die Inszenierungen von und mit Jugendlichen, wird diese überaus erfolgreiche Arbeit, auch auf Schulhöfen und in Clubs, in ihrem Umfang etwa verdoppelt. Dazu Wilfried Schulz, Intendant des Schauspiels.
"Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal an der Gründung eines Jugendtheaters federführend beteiligt bin. Es macht uns großen Spaß und auch wir profitieren davon, es macht uns manchmal ein bisschen demütig, wenn wir sehen, mit welchen filigranen Diskursen wir uns beschäftigen, dass man wirklich auf andere Probleme, auf andere Inhalte, auf einen anderen Zugang zur Realität zurückgeworfen wird. Es ist ein großer Appell an uns offen zu bleiben und frisch zu bleiben."
Nach sieben Jahren Amtszeit hat Schulz die eigene Sparte zum einen gegründet, weil junge Leute aus Hannover ihm das Haus einrannten und sein Hauptsponsor, die Stadtwerke Hannover, zum Mitziehen bereit war. Zum anderen hat er damit ein deutliches Zeichen gesetzt. Dass dieser enorme Anteil des Theaters an gesellschaftlicher Bildung öffentlich wahrgenommen wird, und über einige Jahre abgesichert ist, dafür hat Schulz jetzt gesorgt.