Die Ratlosigkeit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Die niedersächsischen Beamten, die testen sollen, ob einbürgerungswillige Ausländer genügend Deutsch können, sehen sich einem Durcheinander von verschiedensten Sprachprüfungen gegenüber. Seit Mitte der 90er Jahre sind immer neue Tests eingeführt worden, beklagt der Oldenburger Sprachwissenschaftler Wilfried Stölting und zählt auf:
Wir haben den Sprachtest für Spätaussiedler vor allem aus der früheren Sowjetunion. Dann haben wir die Überprüfung der Deutsch-Kenntnisse bei Einbürgerung. Dann haben wir ab nächstem Jahr die Frage, wie denn der Erfolg bei Integrationskursen nach dem neuen Zuwanderungsgesetz zertifiziert werden soll, und wir haben die Überprüfung von Deutsch-Kenntnissen von Kindern für die Schule.
Nun sollen die Beamten in den Ausländerämtern also auch noch die Sprachprüfungen für Zuwanderer abnehmen. Aber das ist eigentlich gar nicht unser Job, kritisierten die Behördenvertreter bei der Tagung an der Oldenburger Uni. Dabei haben sie es - im Gegensatz zu ihren Kollegen in anderen Bundesländern - noch einfach. Denn zwischen Harz, Nordsee und dem Emsland sehen die Tests ziemlich ähnlich aus, sagt Berthold Gaaz aus dem Hannoveraner Innenministerium.
Im Übrigen ist es nach unseren Vorgaben erforderlich, dass ein Zeitungsartikel ausgehändigt wird, entsprechend dem Lebenskreis des Betroffenen. Also ein Arbeiter kriegt nicht unbedingt einen Artikel aus Wissenschaft und Forschung, sondern über ein alltägliches Ereignis. Und dann unterhält man sich mit ihm über den Inhalt dieses Artikels, um dann festzustellen, ob er ihn verstanden hat und ob er darüber etwas sagen kann.
In den Ausländerbehörden fühlt sich mancher Beamte mit dieser Aufgabe überfordert, hieß es. Das ist auch kein Wunder, erläutert der Oldenburger Pädagoge Rolf Meinhardt, Spezialist für Bildungsarbeit mit ethnischen Minderheiten.
Man darf nicht vergessen: Das sind Verwaltungsfachkräfte, die in der Regel nicht gelernt haben, über Sprache und Sprachprobleme zu reflektieren, sondern die hier vom Gesetzgeber aufgefordert sind, Verfahren durchzuführen, für die sie in der Regel nicht vorbereitet waren. Und auch in ihrer Ausbildung wohl selten etwas darüber gehört haben.
So stehen die Beamten alleine da. Denn noch nicht einmal die Theoretiker sind sich einig, wie man überhaupt messen kann, ob Deutsch-Kenntnisse für eine Einbürgerung ausreichen. Germanistik-Professor Stölting:
Das ist deshalb schwierig, weil wir von der Tatsache, dass jemand einen deutschen Text leseverstehen kann, nicht darauf schließen können, dass er sich mündlich gut verständigen kann. Und wenn er eine schlechte Aussprache hat, dann spricht er vielleicht doch grammatisch völlig richtig. Also diese unterschiedlichen Fertigkeiten in einer Sprache fallen auseinander. Und deshalb ist es notwendig, dass jemand, der die Deutschkenntnisse einer Person beurteilt, sie in ihrer ganzen Breite und nicht nur, weil immer der Akkusativ falsch gemacht wird, beurteilt.
In Oldenburg forderten die Vertreter der Ausländerbehörden eine Normierung der Sprachtests - zumindest für Niedersachsen. Es müsse so etwas wie eine Checkliste geben, nach der ein Bewerber dann bestanden hat oder eben nicht. Doch es gibt auch mahnende Stimmen, die Kompetenz der Beamten doch weiter zu nutzen - zum Vorteil der Migranten. Ina Grieb vom Oldenburger Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung:
Sie haben sicherlich ihre Erfahrung. Der Vorteil ist sicher auch, dass sie vielleicht in einem anderen Kontext diejenigen kennen, die da kommen und so mehr Verständnis für sie haben. Das wäre vielleicht eine positive Seite. Auf der anderen Seite gibt es genug Leute, die dazu ausgebildet sind, so etwas qualifizierter zu machen.
Deshalb wurde auch darüber nachgedacht, die Sprachtests künftig auszulagern - zum Beispiel an die Volkshochschulen, wo dann die Noten verteilt werden. Das Zeugnis in Form des deutschen Passes käme dann wieder von der Ausländerbehörde.
Autor: Folkert Lenz
Wir haben den Sprachtest für Spätaussiedler vor allem aus der früheren Sowjetunion. Dann haben wir die Überprüfung der Deutsch-Kenntnisse bei Einbürgerung. Dann haben wir ab nächstem Jahr die Frage, wie denn der Erfolg bei Integrationskursen nach dem neuen Zuwanderungsgesetz zertifiziert werden soll, und wir haben die Überprüfung von Deutsch-Kenntnissen von Kindern für die Schule.
Nun sollen die Beamten in den Ausländerämtern also auch noch die Sprachprüfungen für Zuwanderer abnehmen. Aber das ist eigentlich gar nicht unser Job, kritisierten die Behördenvertreter bei der Tagung an der Oldenburger Uni. Dabei haben sie es - im Gegensatz zu ihren Kollegen in anderen Bundesländern - noch einfach. Denn zwischen Harz, Nordsee und dem Emsland sehen die Tests ziemlich ähnlich aus, sagt Berthold Gaaz aus dem Hannoveraner Innenministerium.
Im Übrigen ist es nach unseren Vorgaben erforderlich, dass ein Zeitungsartikel ausgehändigt wird, entsprechend dem Lebenskreis des Betroffenen. Also ein Arbeiter kriegt nicht unbedingt einen Artikel aus Wissenschaft und Forschung, sondern über ein alltägliches Ereignis. Und dann unterhält man sich mit ihm über den Inhalt dieses Artikels, um dann festzustellen, ob er ihn verstanden hat und ob er darüber etwas sagen kann.
In den Ausländerbehörden fühlt sich mancher Beamte mit dieser Aufgabe überfordert, hieß es. Das ist auch kein Wunder, erläutert der Oldenburger Pädagoge Rolf Meinhardt, Spezialist für Bildungsarbeit mit ethnischen Minderheiten.
Man darf nicht vergessen: Das sind Verwaltungsfachkräfte, die in der Regel nicht gelernt haben, über Sprache und Sprachprobleme zu reflektieren, sondern die hier vom Gesetzgeber aufgefordert sind, Verfahren durchzuführen, für die sie in der Regel nicht vorbereitet waren. Und auch in ihrer Ausbildung wohl selten etwas darüber gehört haben.
So stehen die Beamten alleine da. Denn noch nicht einmal die Theoretiker sind sich einig, wie man überhaupt messen kann, ob Deutsch-Kenntnisse für eine Einbürgerung ausreichen. Germanistik-Professor Stölting:
Das ist deshalb schwierig, weil wir von der Tatsache, dass jemand einen deutschen Text leseverstehen kann, nicht darauf schließen können, dass er sich mündlich gut verständigen kann. Und wenn er eine schlechte Aussprache hat, dann spricht er vielleicht doch grammatisch völlig richtig. Also diese unterschiedlichen Fertigkeiten in einer Sprache fallen auseinander. Und deshalb ist es notwendig, dass jemand, der die Deutschkenntnisse einer Person beurteilt, sie in ihrer ganzen Breite und nicht nur, weil immer der Akkusativ falsch gemacht wird, beurteilt.
In Oldenburg forderten die Vertreter der Ausländerbehörden eine Normierung der Sprachtests - zumindest für Niedersachsen. Es müsse so etwas wie eine Checkliste geben, nach der ein Bewerber dann bestanden hat oder eben nicht. Doch es gibt auch mahnende Stimmen, die Kompetenz der Beamten doch weiter zu nutzen - zum Vorteil der Migranten. Ina Grieb vom Oldenburger Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung:
Sie haben sicherlich ihre Erfahrung. Der Vorteil ist sicher auch, dass sie vielleicht in einem anderen Kontext diejenigen kennen, die da kommen und so mehr Verständnis für sie haben. Das wäre vielleicht eine positive Seite. Auf der anderen Seite gibt es genug Leute, die dazu ausgebildet sind, so etwas qualifizierter zu machen.
Deshalb wurde auch darüber nachgedacht, die Sprachtests künftig auszulagern - zum Beispiel an die Volkshochschulen, wo dann die Noten verteilt werden. Das Zeugnis in Form des deutschen Passes käme dann wieder von der Ausländerbehörde.
Autor: Folkert Lenz