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Raucher sollen draußen bleiben

Während die deutschen Raucher gegen das geplante Rauchverbot in Gaststätten weiterhin auf die Barrikaden gehen, gibt es auf der anderen Seite immer mehr Befürworter. Unter ihnen sind sogar einige Café- und Restaurantbesitzer, die keine Umsatzeinbußen befürchten. Auch die Politiker sind sich anscheinend einig: Ein generelles Rauchverbot an öffentlichen Plätzen soll her.

Von Christian Schütte | 07.07.2006
    Hinter einer dunklen, massiven Holztheke zapft Günther Döring seinen Gästen ein Bier zur Zigarette. Rauch und Rausch, für viele Kneipengänger eine bewährte Kombination. Das ist in dieser Gaststätte in Berlin-Schöneberg nicht anders. Hier stecken sich Tabakfreunde sogar besonders gerne eine an. Der Wirt zeigt auf eine kleine Verkaufsvitrine. Darin liegen, nebeneinander gestapelt, bunte Zigarettenpäckchen.

    "Siehste ja hier, diese ausgefallenen Marken hier: Eckstein, Overstolz, Salem, Junos, Orienta, Senior Service - das sind ja alles Marken. Da macht das Rauchen ja auch Spaß, und das spricht sich natürlich schnell 'rum. Legen Sie mal eine Schachtel Moratti Privat auf den Tisch, da fragt man: Wo haben Sie die denn her?"

    Doch nicht nur in dieser Kneipe könnte die Luft für Raucher bald dünner werden. In Deutschland ist nach Jahren erneut eine Debatte über das Qualmen in öffentlichen Räumen entfacht. Viele wünschen sich ein Verbot, wie es in anderen Ländern längst praktiziert wird.

    Irische und schottische "Pubs" sind rauchfrei, ebenso die Restaurants in Norwegen, Finnland und Schweden. Selbst in italienischen Cafés gehen Raucher mittlerweile vor die Tür. Portugal und Belgien planen Verbote ab dem kommenden Jahr.

    Die Freizügigkeit hierzulande stinkt dagegen manchmal selbst dem Schöneberger Gastwirt - bei allem Stolz auf seine Zigaretten-Vitrine:

    "Es gibt manchmal, ich nenne das 'Weltrauchertage’. Da kannste die Lüftung hochziehen auf volle Pulle, die Luft steht, die Aschenbecher sind voll, aber es raucht nicht einer eine Zigarette weniger. Also auch unverständlich, wo ich dann denke: Wahnsinn!"

    Deutschland ist - je nach Standpunkt - eines der letzten "Raucherparadiese", beziehungsweise gehört zu den Schlusslichtern beim Nichtraucherschutz.

    Die internationale Fachzeitschrift "Tobacco Control" präsentiert in ihrer aktuellen Ausgabe eine Art PISA-Studie: Darin kommt Deutschland, im Vergleich mit insgesamt 30 europäischen Ländern, auf Platz 22. Kaum Verbote, zu wenig Aufklärung, noch kein durchgängiges Tabak-Werbeverbot. Stattdessen herrschte - bislang - ein eher liberaler Geist, wie bei diesem nicht rauchenden Kneipengast:

    "Ich bin dafür, dass geraucht und gequalmt wird, bis die Bude schwarz wird. Wenn’s mir zu dicke wird, kann ich ja rausgehen. Ist auch ein Stückchen Freiheit, sag ich mal. Wer rauchen will, soll rauchen."

    Doch immer weniger Bürger mögen hinnehmen, dass die rund 22 Millionen Raucher in Deutschland öffentlich zur Zigarette greifen dürfen. Ein neues Gesundheitsbewusstsein setzt sich durch, vor allem beim Thema Passivrauchen.

    Schon in den 70er Jahren vermuteten Experten: das Mitrauchen könne schädlich sein. Heute zweifelt kaum noch jemand daran. Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat im vergangenen Jahr eine Studie mit konkreten Zahlen vorgelegt. Das Ergebnis sei alarmierend, meint Thomas Kyriss, Oberarzt an einer Lungenklinik in Gerlingen bei Stuttgart:

    "Glauben Sie, dass das, was Sie riechen, nicht auch in Ihre Lunge geht, und dass das ungefähr dieselben Substanzen enthält, als wenn Sie die Zigarette selbst rauchen? Das ist eigentlich logisch, dass es so ist. Und im Moment müssen wir leider davon ausgehen, dass in Deutschland etwa 3000 Menschen jedes Jahr am Passivrauchen sterben."

    Deshalb hofft der Mediziner auf einen konsequenteren Nichtraucherschutz. Tatsächlich wächst in diesen Wochen die politische Front gegen das Rauchen. Zur Spitze dieser Bewegung gehört der Abgeordnete Lothar Binding von den Sozialdemokraten. Er will das Rauchen nicht nur in Gaststätten verbieten, sondern in allen öffentlichen Gebäuden, sowie in Zügen.

    Gemeinsam mit seinen SPD-Kolleginnen Carola Reimann und Margrit Spielmann hat er einen parteiübergreifenden Antrag ausarbeitet. Bis zur Sommerpause im Parlament soll er allen Fraktionen zur Beratung vorliegen. In dem vierseitigen Papier wird die Bundesregierung aufgefordert, ein Rauchverbot auf den Weg zu bringen. Binding, der selbst gerne ins Café geht, erwartet eine emotionale Debatte.

    "Es ist kein rationales Thema, und das ist auch leicht damit zu erklären, dass es sich um ein Suchtthema handelt. Und ich kann da auch sehr gut mitreden, denn ich habe selbst 12 Jahre stark geraucht. Und ich hätte mich sehr über ein solches Gesetz geärgert, aber ich wär´ dann widerwillig rausgegangen zum Rauchen. Und so ähnlich wird es den Rauchern heute gehen, aber man kann nicht erwarten, dass das vernunftbegabt und rational jetzt behandelt wird. Das ist so ein bisschen meine Erfahrung im Moment, dass die Argumente derjenigen, die für das Rauchen in Gaststätten eintreten, dünn geworden sind."

    Die Zeit sei reif für ein Rauchverbot, sagt Binding. Das war vor Jahren noch anders. Der erste und zugleich glücklose Vorstoß für ein entsprechendes Gesetz stammte aus der Feder eines Unionspolitikers - das war 1987. Anfang der 90er Jahre brachte die "Nichtraucher-Initiative Deutschland" einen neuen Entwurf ein, der ebenfalls scheiterte. Ein weiterer, fraktionsübergreifender Antrag wurde 1998 im Bundestag abgelehnt.

    "Damals war der Antrag knapp glücklos. Ich habe es damals schon nicht verstanden, aber ich glaube allerdings, dass sich das Bewusstsein in der Bevölkerung in den letzten Jahren noch mal deutlich nach vorn entwickelt hat. Die Reaktionen auf meine Initiative sind so überwältigend, dass man deutlich erkennt, dass sich in der Bevölkerung viele Menschen sich das vorstellen können. Also da merkt man doch, dass wir inzwischen sehr viel weiter sind als noch vor sechs, sieben oder acht Jahren."

    Laut Umfrage des "Stern" sind 54 Prozent der Deutschen für ein Rauchverbot in Kneipen und Restaurants. Befürworter hat Binding auch in seiner eigenen Partei schnell gefunden. Die Kollegen von der Union stehen dem Antrag ebenfalls positiv gegenüber. Auch Grüne und Linkspartei seien prinzipiell dafür.

    Widerstand hat dagegen die FDP-Fraktion angekündigt. Der gesundheitspolitische Sprecher Detlef Parr erklärte dem Abgeordneten Binding bei einer Fernsehdebatte, warum er dessen Antrag für überflüssig hält:

    "Ich hab gestern beim Fußballspiel auf der Tribüne gesessen, drei Raucher vor mir, vor dem Spielbeginn. Ich habe gedacht: Wie kannst Du jetzt mit Deiner These weiterleben, das regelt sich von allein? Und dann erschien auf der Anzeigetafel genau das, was ich will: ein Aufklärungsvideo ’No smoking, please’ - und das ganze Spiel über ist in meiner Umgebung nicht geraucht worden. Das heißt also, wir können dem Menschen mehr zutrauen, wir können davon ausgehen, dass er sich selbst verpflichtet."

    Doch an freiwillige Zurückhaltung will der SPD-Mann nicht recht glauben, deshalb soll der Staat nachhelfen. Auch das alte Argument der Raucher, die Politik solle gnädig mit ihnen umgehen, schließlich bescherten sie dem Staat jährlich über 14 Milliarden Euro Tabaksteuer - das lässt Binding nicht gelten. Er macht eine andere Rechnung auf: Raucher sterben meistens krank. Durch die 140.000 Tabak-Toten pro Jahr entsteht nach Schätzung des Gesundheitsministeriums ein volkswirtschaftlicher Schaden von über 20 Milliarden Euro.

    "Wenn Sie sich überlegen, wie stark die Kosten heute im Gesundheitssystem zu Buche schlagen, dann sieht man, dass die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft insgesamt geschwächt wird. Und das ist natürlich eine wichtige ökonomische Komponente, so dass es klug ist, unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, unter gesundheitspolitischen und ökonomischen Gesichtspunkten, dieses Gesetz zu machen."

    Lothar Binding will dazu eine Lücke in der Arbeitsstättenverordnung schließen. Darin wird zwar das Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz gewährt - davon ausgenommen sind jedoch Tätigkeiten mit Publikumsverkehr, wie zum Beispiel das Kellnern in Cafés und Kneipen.

    Das soll sich ändern: Nach Einschätzung von Juristen könnte der Bund ein umfassendes Rauchverbot - allerdings nicht im Alleingang - über die Arbeitsstättenverordnung umsetzen. Beim Gesundheitsschutz liegt die Gesetzgebungskompetenz in erster Linie bei den Ländern. "Egal wie - Hauptsache, das Verbot kommt", meint Oberarzt Thomas Kyriss.

    Die Folgen des Rauchens hat er täglich vor Augen. Der Chirurg, der sich vor Jahren selbst eine nach der anderen angesteckt hat, streift sich Mundschutz und Kittel über und geht in Gummischuhen zum OP.

    In der Gerlinger Spezialklinik werden jährlich 1500 Menschen mit Lungenerkrankungen operiert. Die meisten von ihnen sind - oder waren - Raucher.

    "Das ist eine Operation an einem Lungentumor, was wir hier sehen. Jemand, der eine Lungenkrebserkrankung hat, dem ein Teil der rechten Lunge entfernt wird heute."

    Doch nach den ersten Schnitten entscheiden die Ärzte, die Operation abzubrechen. Der geplante Eingriff sei medizinisch nutzlos. Für diesen Patienten komme die Hilfe zu spät, erklärt Kyriss. Er zieht die Schutzkleidung aus und kehrt in sein Büro zurück. Nach dem erfolglosen Kampf heute im OP gegen die Spätfolgen des Rauchens, will er hier, an seinem Schreibtisch, einen Beitrag zur Prävention leisten. Damit künftig von vornherein weniger gequarzt wird. Die Politik habe bisher zu wenig getan für den Nichtraucher-Schutz. Der Oberarzt ist sich sicher zu wissen, warum:

    "Sie sehen das ja: Wir haben Rauchverbote in den Nachbarländern, wir haben ein Werbeverbot in den Nachbarländern. Das sind doch auffällige Unterschiede, und ich glaube, ich darf das sagen - und kann das mittlerweile auch belegen - es gibt keinen anderen Grund, als dass die Tabakindustrie schon einen besonders intensiven Einfluss auf die Politik hat. Leider ist das so."

    Die Branche habe konsequent eine Linie verfolgt:

    "Immer wenn gesetzliche Maßnahmen gegen das Rauchen gedroht haben, hat die Tabakindustrie versucht, statt dessen eine freiwillige Selbstverpflichtung anzubieten. Als Ausgleich, als schwache B-Lösung, wenn Sie so wollen."

    Die Belege dafür, sagt er, hat er im Internet gefunden. Seit zwei Jahren klickt er sich durch eine Online-Datenbank mit Millionen Textdokumenten aus der Tabakbranche. Zum Teil brisantes Material - frei zugänglich für jedermann.

    Nach dem Urteil eines US-Gerichts, mussten amerikanische Unternehmen Teile ihrer Firmenkommunikation ins Netz stellen. Für den Lungenarzt eine Fundgrube. Aus den Briefen und Papieren versucht er, die internen Strategien der international agierenden Zigarettenfirmen herauszulesen. Kyriss sieht die derzeit in Deutschland geltenden Raucher-Regelungen als das Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit:

    "Man hat einfach die Behauptung aufgestellt von Seiten "Philip Morris´". Und hat das durch Studien, die man eben vorgelegt hat, scheinbar beweisen können, dass die Raucher nicht mehr in die Hotels und Gaststätten gehen, wenn sie dort nicht mehr rauchen können. Wir sehen ja in Italien, wie es ist, die Leute gehen trotzdem aus und stellen sich vor das Gebäude, und rauchen dort. Aber man kann eigentlich sagen, die Hotel- und Gaststättenverbände sind dieser Täuschung zum Opfer gefallen, und haben dann in Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium im Jahr 2005 die Position vertreten, man solle nur keine gesetzlichen Rauchverbote in den Gaststätten aussprechen, sondern eine freiwillige Selbstverpflichtung annehmen. Und leider haben die Politiker diesen Handel akzeptiert."

    Kyriss spricht von der Stufenregelung, die der "Deutsche Hotel- und Gaststättenverband" DEHOGA mit dem Gesundheitsministerium vereinbart hat. Seit März müssen 30 Prozent der größeren Speisebetriebe ein Drittel Nichtraucher-Plätze anbieten. Nächstes und übernächstes Jahr sollen diese Quoten schrittweise erhöht werden, bis sich Raucher- und Nichtraucherplätze in den meisten Betrieben die Waage halten. Anstelle eines gesetzlichen Rauchverbots, wie in anderen Ländern, habe man eine freiwillige Selbstverpflichtung durchsetzen können. Genau das sei das Ziel von Zigarettenfirmen wie "Philip Morris" gewesen, meint der Chirurg:

    "Aus den Tabakdokumenten können wir sehen, dass die Argumente, mit denen der DEHOGA heute auch gegenüber dem Gesundheitsministerium argumentiert, identisch sind. Wortgleich sind mit den Strategievorschlägen und den Planungen der Zigarettenindustrie zu Beginn der 90er Jahre."

    Demnach hätten die Tabakfirmen also das Bild von rauchfreien, zugleich aber leeren Kneipen an die Wand gemalt. Der Gaststättenverband habe sich täuschen lassen und daraufhin mit der Politik verhandelt - und zwar erfolgreich im Sinne der Tabakunternehmen. So die Vorwürfe des Mediziners.

    Dazu ist vom deutschen "Verband der Zigarettenindustrie" VdC in diesen Tagen nichts zu erfahren. Hauptgeschäftsführer Wolfgang Hainer äußerte sich zwar im Fernsehen über den in Berlin geplanten Verbotsantrag und stellte generell über Zigaretten fest:

    "Das ist ein legales Produkt, es gibt legitime Interessen, es gibt wirtschaftliche Interessen, und es sind natürlich auch gesellschaftliche Interessen."

    Doch für weitere Stellungnahmen stehe der VdC nicht zur Verfügung - "aus Termingründen", heißt es. Anders der deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Sprecherin Stefanie Heckel verneint eine Zusammenarbeit mit Tabakfirmen:

    "Also uns ist davon als DEHOGA-Bundesverband nichts bekannt. Es sind keine Gelder geflossen seitens der Tabakindustrie. Wir stehen in keinerlei Beziehung zur Tabakindustrie, sondern wir vertreten einzig und allein die Interessen unserer Gäste und gewerblichen Unternehmer."

    Daher verfolgt der DEHOGA sehr genau, welchen Weg der Gruppenantrag aus der SPD in den kommenden Wochen und Monaten nehmen wird. Der Verband hofft vorerst auf eine Aussage der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. DEHOGA-Sprecherin Stefanie Heckel:

    "Wir haben jetzt erstmal die Zusicherung der Drogenbeauftragten, Frau Bätzing, abzuwarten, wie die zweite Stufe geschafft wird. Aber es ist völlig klar: Wenn wir das nicht schaffen, droht ein gesetzliches Rauchverbot. Das kommunizieren wir auch unseren Unternehmern. Von daher sind jetzt wirklich alle gefordert. Auch unsere Gäste. Auch die Gäste müssen wir um Verständnis bitten, wenn zum Beispiel der Lieblingsplatz am Fenster jetzt zum Nichtraucherbereich dazugehört. Also nur, wenn wir alle wirklich mitmachen, können wir zeigen, dass wir mit der freiwilligen Selbstverpflichtung den richtigen Weg eingeschlagen haben."

    Bis März 2007 müssen 60 Prozent der Betriebe 40 Prozent Nichtraucherplätze anbieten. Die Gesundheitspolitiker werden diesmal sehr genau hinsehen, kündigt Elisabeth Pott von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung an:

    "Wenn Sie nicht wirklich getrennte Räume haben oder in den Räumen entsprechend eine ganz klare Trennung, die dafür sorgt, dass sich die Luft eben nicht vermischt - die verräucherte Luft und die rauchfreie Luft - dann macht das in der Tat keinen Sinn. Denn dann atmen Sie das ja trotzdem mit. Also die Bundesdrogenbeauftragte hat angekündigt, dass sie bei der nächsten Stufe eine unabhängige Untersuchung noch mal ein Institut, das nicht von dem DEHOGA beauftragt wurde - sondern von ihr beauftragt ist - das kontrollieren will. Ob das wirklich realistische Ergebnisse sind, die alle solche Gesichtspunkte berücksichtigen."

    Wenn der Verband das vereinbarte Ziel nicht erreicht, spätestens dann wird das Rauchverbot kommen. Davon jedenfalls geht nicht nur der DEHOGA selbst aus, sondern auch die Direktorin der "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung". Allerdings warnt sie vor blindem Aktionismus:

    "Wenn Sie ein Verbot überraschend und ohne Vorbereitung einführen, werden Sie erleben: Alle sind erstaunt und fragen sich ‚Irgendwie ist das jetzt verboten, was machen wir jetzt?’. Und gehen dann zum Beispiel auf die Straße, um da zu rauchen. Wenn Sie aber eine solche Maßnahme entsprechend vorbereiten, dadurch, dass Sie alle Beteiligten zusammenholen, dass Sie mit denen Informationsveranstaltungen machen, Motivationsveranstaltungen anbieten, ihnen konkrete Hilfe anbieten, wie sie aus dem Rauchen aussteigen können, und dann Verbotsregelungen machen, dann haben Sie eine ganz andere Chance auf Erfolg, als wenn Sie das ohne jede Vorbereitung und Begleitung tun."

    In vielen Nachbarländern habe man einfach nur die Verbote eingeführt, beklagt Elisabeth Pott. Die Zahl der Raucher sei kaum gesunken. Der Nichtraucher-Schutz hierzulande vollziehe sich vielleicht etwas langsamer, dafür aber effektiver, hofft sie.

    Der Abschied vom "Raucherparadies" Deutschland ist offenbar nur noch eine Frage der Zeit. Die Cafébetreiber selbst scheinen es gelassen zu nehmen - anders als ihr Verband, der DEHOGA. Dieser Geschäftsführer eines bekannten Cafés in Berlin-Mitte zum Beispiel hört auch weiterhin die Kassen klingeln:

    "Ich bin dafür! Die sollen es auf die Reihe kriegen. Es soll ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Räumen geben. Obwohl man ja meinen könnte, ich würde gegen mein Geschäft sprechen. Aber die Erfahrungen zeigen einfach, dass es im Grund genommen eine gute Sache wäre."

    Angst, dass die Kundschaft ausbleibt - auch der Kneipier aus Schöneberg winkt ab. Ein generelles Verbot hält er sogar für sinnvoller als die derzeit geltende DEHOGA-Stufenlösung:

    "Sehr wahrscheinlich wird das so sein wie in New York. Wo die Leute vor die Tür gehen, und kommen dann wieder rein. Also ich hab da keine Angst vor. Ich finde nur, dass man in Deutschland immer so ein "Brimborium" macht. Dann soll man es halt verbieten, dann ist es halt vorbei. Und nicht immer diese Nischen, die es dann immer wieder gibt. Die werden dann auch ausgenutzt, und dann ist es wieder zunichte. In Irland und Portugal hat es auch geklappt. Dann soll man es richtig verbieten. Dann ist eben Schluss mit lustig."

    Und wenn schon, meint ein Gast, der an Günther Dörings Theke lehnt und Ringe bläst. Schließlich sei Rauchen nicht alles beim Ausgehen:

    "Nee, ich gehe eigentlich eher zum Biertrinken aus. Also ohne Zigaretten halte ich es dann auch mal aus. Ich find’s sogar interessant, wenn es ein paar rauchfreie Räume gibt. Ist ja schon Mode überall."

    Doch bis es soweit ist, wird sich noch die eine oder andere Kippe in Rauch auflösen. Etwa 260 Millionen Zigaretten werden in Deutschland gequalmt - jeden Tag.
    Universität zu Köln rauchfrei
    In den Gebäuden der Universität zu Köln darf bereits seit längerem nicht mehr geraucht werden (dradio.de)