Die Sophie-Scholl-Oberschule in Berlin Schöneberg. 1200 Schüler lernen hier. Ein Jahr lang haben die Parteien miteinander gerungen. Lehrer, Schüler Eltern: soll die Schule ihre Raucher weiter tolerieren oder verbannen? Die Meinungen gingen auseinander:
Wir finden, das die rauchfreie Schule sein muss, weil es ist einfach denn bessere Luft und es schadet denen ja selbst.
Mir ist es egal, ich rauche eh nicht.
Also mich stört es nicht, wenn andere rauchen.
Nicht gut, ich rauche.
Viele müssen rauchen, deshalb finde ich das nicht so gut.
Für die Jüngeren wäre es wahrscheinlich besser, wenn man aufhören würde in der Schule zu rauchen.
Zwei von drei Schülern haben sich bei einer Abstimmung für die rauchfreie Schule entschieden. Bald ist Schluss. Dann verschwindet die Raucherecke auf dem Schulhof, wo Schüler über 16 rauchen dürfen, wenn es ihre Eltern erlauben. Aber auch den Oberstufenschülern wird es künftig schwer gemacht. Sie dürfen die Schule zum Rauchen verlassen. Noch stehen sie mit ihren glimmenden Zigaretten draußen auf dem Gehweg, direkt vor dem Schuleingang. Doris Friedrich ist Ansprechpartnerin für Suchtprophylaxe in der Schule. Sie macht gerade Pausenaufsicht und weist auf die rauchende Grüppchen vor der Tür:
Die Regelung gilt ab nächstem Schuljahr, dass wir rauchfreie Schule werden wollen, und natürlich gucke ich jetzt am heutigen Tag so ein bisschen wehmütig, weil wir sehr viel Arbeit vor uns sehen. Es werden Gespräche in den 9. Klassen stattfinden müssen, weil sie eben sehr davon betroffen sind, weil die ja möglicherweise schon im kommenden Schuljahr 16 Jahre alt sind, für die ist dann ja die Regel am schwerwiegendsten, und die Oberstufenschüler haben ja die Möglichkeit, vor die Tür zu gehen, aber es wird dann nicht mehr die Möglichkeit bestehen, dass die direkt vor der Tür stehen.
Auch dieser Platz ist dann tabu. Lediglich ein paar kleine, extra gekennzeichnete Zonen fernab wird es dann noch geben, für die ganz Hartnäckigen. So soll die Hemmschwelle erhöht werden. Um gerade jenen, die noch nicht abhängig sind, zu helfen. Bei ihnen entscheiden oft allein die Umstande darüber, ob sie später abhängig werden. Das Durchschnittsalter bei der ersten Zigarette liegt mittlerweile bei elf Jahren. Das ist fatal, denn je jünger, desto eher werden die Rauchenden abhängig, warnt der Psychologe Gert Rakete. Er arbeitet bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und begleitet neben der Sophie-Scholl-Oberschule noch weitere neun Schulen bundesweit auf den Weg zur rauchfreien Schule.
Eine der wichtigen Ergebnisse der empirischen Forschung der letzten Jahre ist, dass bei Jugendlichen auch mit geringerem Alter eben die Anhängigkeit schon bei sehr, sehr wenigen Zigaretten einsetzt, also die Abhängigkeitssymptome. D.h. bei Schülern, die 15 Jahre alt sind, wenn die über vier Woche jeden Tag nur eine einzige Zigarette rauchen, dann entstehen schon Abhängigkeitssymptome, und wenn jemand 18 Jahre ist und vielleicht im Durchschnitt 10 Zigaretten am Tag raucht, dann hat der ganz massive Abhängigkeitssymptome schon.
Deshalb kämpft der Psychologe zusammen mit Lehrern und Eltern um jeden Monat, an dem die Schüler noch nicht rauchen. Das geschieht zum Teil mit unkonventionellen Methoden. Wie dem Wettbewerb "Be Smart – don’t Start". Die Regeln sind einfach: Mindestens 9 von 10 Schülern einer Klasse müssen an der Aktion teilnehmen. Die Klassen verpflichtet sich, ein halbes Jahr lang nicht zu rauchen. Wenn dann mehr als zehn Prozent der Schüler rauchen, muss die Klasse aus dem Wettbewerb ausscheiden. Für die anderen gibt’s am Ende Geld und Sachpreise zu gewinnen. Erfolg versprechend, denn die meisten rauchenden Schüler haben schon nach kurzer Zeit den Wunsch, aufzuhören. Nur: sie schaffen es nicht mehr:
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche sehr positiv reagieren auf selbst gesteuerte Aufhörversuche. D. h. dass sie nicht unbedingt so begeistert sind, wenn ihnen Erwachsene vorschreiben, wie sie das machen sollen, sondern wenn sie zum Beispiel mit einer guten Internetseite rangeführt werden und das Gefühl haben, Mensch, das habe ich selber geschafft, da hat mir nicht mein Vater oder mein Lehrer über die Schuler geguckt, sondern das war etwas, was ich geschafft habe. Aber Eltern z.B. sollten schon auch sagen, sie wären sehr stolz, wenn ihr Kind das auch schaffen würde, nicht zu rauchen, also da auch eine Unterstützung und eine Positionierung zu bringen.
Und auch bei den Lehrern fordert Rakete mehr Engagement. Teils rauchen sie selbst und fühlen sich von ihren Kollegen in die Ecke gedrängt. Wo sie jedoch aus Unsicherheit oder falsch verstandener Toleranz beim Rauchen einfach wegschauen, können sie den Jugendlichen keine Orientierung geben. Die internationalen Erfahrungen zeigen: in Ländern wie den USA, etwa in Kalifornien, wo den Schüler das Rauchen richtig schwer gemacht wird, greifen nur halb so viele zur Zigarette. An deutschen Schulen sollen jetzt vor allem die Jüngsten beeinflusst werden, bei denen noch nichts entschieden ist. Dabei setzten die Experten auf den so genannte Setting-Ansatz: die gesamte Umwelt, also die ganze Schule, vom Rauch zu befreien. So können viele Versuchungen und Konflikte von vorn herein vermieden werden. Auch Anna Lose freut sich über das bevorstehende Rauchverbot. Das hat allerdings ganz praktische Gründe:
Einmal im Jahr hat man ja ne Woche Hofputzdienst, und dann muss man den sauber machen, und dann liegen da die ganzen Kippen rum, dann muss man die mit so einer Zange aufsammeln, und das ist ziemlich mühselig.
In wenigen Wochen ist es auch damit in der Sophie-Scholl-Oberschule vorbei.
Wir finden, das die rauchfreie Schule sein muss, weil es ist einfach denn bessere Luft und es schadet denen ja selbst.
Mir ist es egal, ich rauche eh nicht.
Also mich stört es nicht, wenn andere rauchen.
Nicht gut, ich rauche.
Viele müssen rauchen, deshalb finde ich das nicht so gut.
Für die Jüngeren wäre es wahrscheinlich besser, wenn man aufhören würde in der Schule zu rauchen.
Zwei von drei Schülern haben sich bei einer Abstimmung für die rauchfreie Schule entschieden. Bald ist Schluss. Dann verschwindet die Raucherecke auf dem Schulhof, wo Schüler über 16 rauchen dürfen, wenn es ihre Eltern erlauben. Aber auch den Oberstufenschülern wird es künftig schwer gemacht. Sie dürfen die Schule zum Rauchen verlassen. Noch stehen sie mit ihren glimmenden Zigaretten draußen auf dem Gehweg, direkt vor dem Schuleingang. Doris Friedrich ist Ansprechpartnerin für Suchtprophylaxe in der Schule. Sie macht gerade Pausenaufsicht und weist auf die rauchende Grüppchen vor der Tür:
Die Regelung gilt ab nächstem Schuljahr, dass wir rauchfreie Schule werden wollen, und natürlich gucke ich jetzt am heutigen Tag so ein bisschen wehmütig, weil wir sehr viel Arbeit vor uns sehen. Es werden Gespräche in den 9. Klassen stattfinden müssen, weil sie eben sehr davon betroffen sind, weil die ja möglicherweise schon im kommenden Schuljahr 16 Jahre alt sind, für die ist dann ja die Regel am schwerwiegendsten, und die Oberstufenschüler haben ja die Möglichkeit, vor die Tür zu gehen, aber es wird dann nicht mehr die Möglichkeit bestehen, dass die direkt vor der Tür stehen.
Auch dieser Platz ist dann tabu. Lediglich ein paar kleine, extra gekennzeichnete Zonen fernab wird es dann noch geben, für die ganz Hartnäckigen. So soll die Hemmschwelle erhöht werden. Um gerade jenen, die noch nicht abhängig sind, zu helfen. Bei ihnen entscheiden oft allein die Umstande darüber, ob sie später abhängig werden. Das Durchschnittsalter bei der ersten Zigarette liegt mittlerweile bei elf Jahren. Das ist fatal, denn je jünger, desto eher werden die Rauchenden abhängig, warnt der Psychologe Gert Rakete. Er arbeitet bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und begleitet neben der Sophie-Scholl-Oberschule noch weitere neun Schulen bundesweit auf den Weg zur rauchfreien Schule.
Eine der wichtigen Ergebnisse der empirischen Forschung der letzten Jahre ist, dass bei Jugendlichen auch mit geringerem Alter eben die Anhängigkeit schon bei sehr, sehr wenigen Zigaretten einsetzt, also die Abhängigkeitssymptome. D.h. bei Schülern, die 15 Jahre alt sind, wenn die über vier Woche jeden Tag nur eine einzige Zigarette rauchen, dann entstehen schon Abhängigkeitssymptome, und wenn jemand 18 Jahre ist und vielleicht im Durchschnitt 10 Zigaretten am Tag raucht, dann hat der ganz massive Abhängigkeitssymptome schon.
Deshalb kämpft der Psychologe zusammen mit Lehrern und Eltern um jeden Monat, an dem die Schüler noch nicht rauchen. Das geschieht zum Teil mit unkonventionellen Methoden. Wie dem Wettbewerb "Be Smart – don’t Start". Die Regeln sind einfach: Mindestens 9 von 10 Schülern einer Klasse müssen an der Aktion teilnehmen. Die Klassen verpflichtet sich, ein halbes Jahr lang nicht zu rauchen. Wenn dann mehr als zehn Prozent der Schüler rauchen, muss die Klasse aus dem Wettbewerb ausscheiden. Für die anderen gibt’s am Ende Geld und Sachpreise zu gewinnen. Erfolg versprechend, denn die meisten rauchenden Schüler haben schon nach kurzer Zeit den Wunsch, aufzuhören. Nur: sie schaffen es nicht mehr:
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche sehr positiv reagieren auf selbst gesteuerte Aufhörversuche. D. h. dass sie nicht unbedingt so begeistert sind, wenn ihnen Erwachsene vorschreiben, wie sie das machen sollen, sondern wenn sie zum Beispiel mit einer guten Internetseite rangeführt werden und das Gefühl haben, Mensch, das habe ich selber geschafft, da hat mir nicht mein Vater oder mein Lehrer über die Schuler geguckt, sondern das war etwas, was ich geschafft habe. Aber Eltern z.B. sollten schon auch sagen, sie wären sehr stolz, wenn ihr Kind das auch schaffen würde, nicht zu rauchen, also da auch eine Unterstützung und eine Positionierung zu bringen.
Und auch bei den Lehrern fordert Rakete mehr Engagement. Teils rauchen sie selbst und fühlen sich von ihren Kollegen in die Ecke gedrängt. Wo sie jedoch aus Unsicherheit oder falsch verstandener Toleranz beim Rauchen einfach wegschauen, können sie den Jugendlichen keine Orientierung geben. Die internationalen Erfahrungen zeigen: in Ländern wie den USA, etwa in Kalifornien, wo den Schüler das Rauchen richtig schwer gemacht wird, greifen nur halb so viele zur Zigarette. An deutschen Schulen sollen jetzt vor allem die Jüngsten beeinflusst werden, bei denen noch nichts entschieden ist. Dabei setzten die Experten auf den so genannte Setting-Ansatz: die gesamte Umwelt, also die ganze Schule, vom Rauch zu befreien. So können viele Versuchungen und Konflikte von vorn herein vermieden werden. Auch Anna Lose freut sich über das bevorstehende Rauchverbot. Das hat allerdings ganz praktische Gründe:
Einmal im Jahr hat man ja ne Woche Hofputzdienst, und dann muss man den sauber machen, und dann liegen da die ganzen Kippen rum, dann muss man die mit so einer Zange aufsammeln, und das ist ziemlich mühselig.
In wenigen Wochen ist es auch damit in der Sophie-Scholl-Oberschule vorbei.