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Rauchverbot zeigt Wirkung

Ausgerechnet Italien hat vor drei Wochen ein Rauchverbot in allen Cafés und Bars erlassen. Groß war die Aufregung, auch in deutschen Medien. Inzwischen hat sie sich gelegt. Und das Rauchverbot zeigt inzwischen erste Wirkungen.

Von Thomas Migge |
    Osvaldo schaut den protestierenden Gast an. Vom Kopf bis zu den Füssen. Dann brüllt er los. Was der Gast sich denn erlaube, was er überhaupt in seiner Kaffeebar zu suchen habe und dass er sich doch bitteschön sofort davon machen solle. Der auf diese Weise Angesprochene dreht sich auf der Stelle um und verlässt das Lokal, nicht ohne zuvor mit der Polizei gedroht zu haben. Osvaldo lacht nur.

    Seit dem 10. Januar gilt in Italien ein strenges Rauchverbot. Große Aufregung herrschte nur am Anfang. Unglaublich aber wahr: eine Mehrheit der Italiener passte sich den neuen Bestimmungen erstaunlich schnell an. Über die Einhaltung des Gesetzes wacht die Polizei. Besonders eifrige Beamte schlugen gleich fünf Minuten nach Inkrafttreten des Gesetzt zu: Beamte erwischten einen jungen Mann, der sich in einem Nachtlokal eine Zigarette anzündete. Er wurde sofort zur Rede gestellt und muss nun mit einem Strafgeld rechnen. Die Regierung ist hochzufrieden mit ihrem Gesetz. Dazu der Mediziner Francesco Marone, der als Berater für das Gesundheitsministerium arbeitet:

    Da haben wir uns etwas Positives einfallen lassen. Jetzt gilt, dass das Rauchen in öffentlichen Ämtern und an allen anderen Arbeitsplätzen verboten ist. Das gilt auch für Schulen und Universitäten, für öffentliche Transportmittel, Bahnhöfe, Häfen und Flughäfen, für Freizeit- und Sportclubs, Wetthallen, Kinos und Theater, Diskotheken, Museen, Bibliotheken und Kunsthallen. Seit den 90er Jahren setzten wir uns für dieses Verbot ein.

    Umfragen zufolge sind 65 Prozent aller Italiener zufrieden über das Gesetz. Sogar 30 Prozent aller Raucher begrüßen das Verbot und meinten, dass man auch vor der Tür paffen könne und man mehr Rücksicht auf Nichtraucher nehmen müsse.

    Das Gesetz schreibt vor, dass in allen öffentlichen Lokal nur dann geraucht werden darf, wenn es Extraräume für Zigarettenabhängige gibt. Diese Räume müssen aber mit kostspieligen Rauchfiltern und Klimaanlagen ausgestattet werden, nur dann werden sie vom Gesetzgeber als Rauchräume akzeptiert. "Wir haben hier doch gar keinen Platz", meckert Kaffeebarbesitzer Osvaldo, "um einen Extraraum einzurichten und deshalb sollen meine Gäste auch weiterrauchen". Ein Spaß, der teuer werden kann. Auch Italienbesuchern wird geraten, droht Gesundheitsminister Girolamo Sirchia, nicht gegen das Gesetz zu verstoßen, denn auch ausländische Besucher müssen mit den harten Geldstrafen rechnen.

    Das Rauchverbot wird eingehalten. Ein Gang durch die Strassen Roms zeigt es.
    Obwohl in diesen Tagen Temperaturen um die Null-Grad-Grenze herrschen finden sich vor allen Kaffeebars und Restaurants, Pizzerien und Tabakläden Grüppchen von Rauchern, die eng zusammen stehen und an ihren Glimmstengeln ziehen. Man hat Angst vor der Polizei - die auch in Zivil über die Einhaltung des Gesetzes wacht. Ein Gesetz, erklärt Mediziner Francesco Marone, das ein schwerer Schlag ins Gesicht der Tabakwarenindustrie ist:

    Auch wenn es bis auf einige wenige Proteste keine Konflikte mit den Millionen von Rauchern gibt haben wir Ärger mit der Tabakwarenindustrie. Sie protestiert bei uns gegen das Gesetz und wirft uns vor, dass es zu Umsatzeinbussen von rund 30 Prozent gekommen ist. Eine Information, die uns mit Freude erfüllt und uns hoffen lässt, dass hier ein rauchfreies, ein neues Italien entstehen wird.

    Tatsache ist, dass seit Inkrafttreten des Rauchverbots in öffentlichen Räumlichkeiten und Gebäuden immer mehr Raucher immer weniger rauchen. Anders lässt sich der erstaunlichen Rückgang im Verkauf von Zigaretten seit dem 10. Januar nicht erklären. Ermutigt von seinem Erfolg überlegt sich Gesundheitsminister Sirchia jetzt, ob er das Rauchen nicht auch in Autos verbieten lassen soll. Eine Idee, die von den Anti-Raucher-Organisationen Italiens begrüßt wird, weshalb schon von einem Zusatz zum Rauch-Gesetz die Rede ist.

    Gleichzeitig formieren sich die militanten Raucher. In Neapel und in anderen italienischen Großstädten sammelt eine Bürgerinitiative Unterschriften gegen die neuen Bestimmungen. Dazu die römische Kunstsammlerin und leidenschaftliche Raucherin Lucrezia De Domizi Durini:

    Ich selbst habe über 1.000 Unterschriften gesammelt. Hier geht es doch um das Recht auf die Ausübung unserer Freiheit. Das ist auch die Freiheit des Rauchens. Hier muss gekämpft werden.

    Wenn 300.000 Unterschriften zusammen sind werden diese beim römischen Verfassungsgerichtshof eingereicht. Die hohen Richter sind dann gezwungen eine Volksbefragung zu genehmigen, mit der das neue Gesetz zu Fall gebracht werden soll.