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Razzia bei der Deutschen Bank
Ein Verdacht, der zur Unzeit kommt

Staatsanwälte und Steuerfahnder haben wieder einmal Geschäftsräume der Deutschen Bank durchsucht. Der Grund dieses Mal: Verdacht auf Geldwäsche. Mitarbeiter sollen Kunden dabei geholfen haben, unter anderem Gelder aus Straftaten zu waschen. Sollte sich der Verdacht erhärten, würde das den Konzern in seiner Umbauphase zurückwerfen.

Von Mischa Ehrhardt | 29.11.2018
    Polizisten bei der Durchsuchung der Zentrale der Deutschen Bank 2012
    Beihilfe zur Geldwäsche? (dpa / picture-alliance / Frank Rumpenhorst)
    Zahlreiche Geschäftsunterlagen sowohl in schriftlicher als auch in elektronischer Form wurden bei der Razzia sicher gestellt. Mit ihrer Hilfe soll der Geldwäscheverdacht belegt werden. Es geht dabei um ein Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro.
    Fest steht, dass das eine ziemliche große Aktion ist. 170 Beamte sind oder waren im Einsatz, von der Steuerfahndung, vom Bundeskriminalamt bis zur Bundespolizei. An sechs Gebäuden der Deutschen Bank, in Eschborn, Frankfurt am Main und in Groß-Umstadt erfolgte die Aktion, sie war also sehr groß angelegt. Zwei Mitarbeiter stehen im Fokus sagt die Staatsanwaltschaft. Sie hätten Kunden geholfen, in Steueroasen, auch Offshore-Zentren genannt, Gesellschaften gegründet oder dabei geholfen zu haben, Gesellschaften zu gründen. Und dabei seien auch Gelder aus Straftaten im Spiel gewesen, die dann auf Konten der Deutschen Bank transferiert wurden.
    Banken müssen Geldwäsche-Verdacht melden
    Der Vorwurf lautet, dass man es unterlassen habe, einen Geldwäsche-Verdacht zu melden. Das ist Pflicht bei Banken, wenn Sie einen Verdacht haben. Das müssen sie weiter geben. Und die Staatsanwaltschaft sagt, man hätte schon zu Beginn der Geschäftsbeziehungen wissen können, da gab es genügend Hinweise, dass Geldwäsche möglicherweise im Spiel ist. Das ist keine Bagatelle, wenn wir uns den Umfang anschauen. Immerhin allein im Jahr 2016 waren über 900 Kunden der Bank betroffen oder stehen zumindest im Verdacht und es geht um ein Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro. Es geht also um sehr viel Geld. Und betroffen ist eine Gesellschaft der Deutschen Bank auf den britischen Jungferninseln, die doch als Steueroase relativ bekannt sind.
    Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe
    Die Deutsche Bank kommt aus den Skandalen nicht heraus, da kommen fast wöchentlich neue schlechte Nachrichten. Eigentlich hätte man gedacht, dass nach den ganzen Skandalen in der Vergangenheit, auch der angekündigten Aufräumaktion, Ruhe einkehrt hier in Frankfurt bei der Deutschen Bank, zumal, das darf man auch nicht vergessen, viele Vorstände in der jüngsten Vergangenheit gewechselt haben. Und immer wieder wurde da ja auch ein Kulturwandel angemahnt, angesichts der vielen Strafen, die die Deutsche Bank schon bezahlen musste.
    Mangelhaftes Kontrollsystem
    Was man feststellen kann ist, dass offensichtlich mindestens Kontrollsystem in der Bank noch Versagen. Oft sind es natürlich Sachen, die in der Vergangenheit vorgefallen sind, das hat also nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass auch heute noch die Moral nicht ganz verfolgt wird. Also diesen Schluss darf man vielleicht nicht ziehen. Da ist schon einiges geschehen in der Bank, das kann man hier auch zugutehalten. Man muss auch feststellen, dass das die Deutsche Bank zur Unzeit trifft, denn sie steckt mitten im Umbau, verbunden mit einem Stellenabbau. Es steht die Herausforderung der Digitalisierung an. Es gibt sehr viele Baustellen, um die sich der neue Chef Christian Sewing kümmern muss. Und so werfen solche Aktionen, wenn sich die Verdachtsmomente weiter erhärten, die Deutsche Bank stark zurück. Die Deutsche Bank selber sagt, man werde mit den Behörden vollumfänglich kooperieren. Das ist eine sehr dünne Aussage, muss man sagen oder es ist das Mindeste, was man von dem Geldhaus auch erwarten darf.