Künftige Bundesregierung
Reaktionen auf die CDU-Kandidaten fürs Kabinett

CDU-Generalsekretär Linnemann hatte am Montagmorgen im Dlf "einige Überraschungen" angekündigt, was die Auswahl der Kabinettsmitglieder durch die Unionsparteien angeht. Dazu gehören sicherlich Katherina Reiche, die das Wirtschaftsressort leiten soll, sowie Karsten Wildberger, der für das Digitalministerium vorgesehen ist. Beide wechseln aus der freien Wirtschaft (zurück) in die Politik.

    Karsten Wildberger (li.) und Katherina Reiche (re.) stehen nebeneinander. Er lächelt ihr zu.
    Wahrscheinlich bald Regierungsmitglieder: Karsten Wildberger (li.) soll Digitalminister werden, Katherina Reiche Wirtschaftsministerin. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Der Ökonom Jens Südekum bezeichnete es als positiv, dass der voraussichtlich nächste Bundeskanzler Merz externe Fachleute "mit viel Sachverstand" ins Kabinett hole. Das könne sich auszahlen, sagte der Professor für International Economics an der Universität Düsseldorf der Nachrichtenagentur Reuters. Südekum erinnerte allerdings daran, dass Politik nach anderen Mechanismen funktioniere als Unternehmen. Die neuen und weitgehend unbekannten Minister müssten jetzt beweisen, ob sie dem Druck des Berliner Betriebs gewachsen seien.

    Lob für Katherina Reiche - von Verbänden und Arbeitgebern

    Zumindest Katherina Reiche dürfte wissen, worauf sie sich einlässt. Die gebürtige Brandenburgerin saß von 1998 bis 2015 im Bundestag und war in dieser Zeit vier Jahre lang Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerin. 2015 wechselte sie als Hauptgeschäftsführerin zum Verband kommunaler Unternehmen und übernahm 2020 den Vorsitz der Geschäftsführung der innogy Westenergie GmbH.
    Der Energiekonzern Eon, zu der innogy gehört, kündigte an, Reiche unmittelbar von ihren Aufgaben freizustellen, um einen schnellen Wechsel ins Bundeswirtschaftsministerium zu ermöglichen. Eon-Chef Birnbaum lobte Reiche als exzellente Kennerin der Herausforderungen im Energiesektor und in der Wirtschaft.
    Der Industrieverband BDI bezeichnete Reiche als erfahrene Energiemanagerin und Politikerin. Lob kam auch von der Deutschen Industrie- und Handelskammer sowie dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

    Wildberger war bei Eon zuständig für Digitale Transformation

    Auf Zustimmung stößt auch die Benennung des Managers Karsten Wildberger als künftiger Digitalminister. Wildberger ist derzeit Vorstandsvorsitzender der Ceconomy AG und MediaMarktSaturn-Gruppe. Der studierte Physiker war als Unternehmensberater tätig und bekleidete anschließend Führungspositionen bei Telekommunikationsunternehmen. Im Vorstand von Eon war er unter anderem für Digitale Transformation zuständig.
    Der CDU-nahe Wirtschaftsrat bezeichnete Wildberger als "fachlich bestens gerüstet" für das Amt. Der Digitalverband Bitkom gratulierte dem 55-Jährigen, skizzierte aber auch große Herausforderungen: Kernaufgabe werde es sein, Deutschland zu einem digital souveränen Land zu machen - in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Dafür müssten die Zuständigkeiten des neuen Digitalministers nun zügig und verbindlich geklärt werden, forderte Bitcom-Präsident Wintergerst.

    Verärgerung beim Arbeitnehmerflügel der CDU

    Unmut äußerte der CDU-Arbeitnehmerflügel (CDA) über die Personalauswahl von Parteichef Merz. CDA-Chef Radtke vermisst "soziales Profil": Eine Bundesregierung ohne Beteiligung der CDA habe er bisher nur aus Zeiten gekannt, in denen die CDU in der Opposition gewesen sei, sagte Radtke der "Süddeutschen Zeitung". Er nannte dies befremdlich und falsch. "Defizite beim sozialen Profil" sorgten dafür, dass die CDU in der Öffentlichkeit an vielen Stellen als kaltherzig und unsozial wahrgenommen werde.

    Mehr zum Thema:

    CDU und CSU geben Kabinettsposten bekannt: Wadephul wird Außenminister
    Diese Nachricht wurde am 28.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.