Freitag, 29. März 2024

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Reaktionen auf Trumps Jerusalem-Entscheidung
Kritik kommt nicht nur von Muslimen

US-Präsident Donald Trump hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt und möchte die Botschaft der USA dorthin verlegen. Seine evangelikalen Unterstützter sind begeistert. Die Vertreter mehrerer anderer Religionsgemeinschaften nicht, berichtet ARD-Korrespondent Benjamin Hammer.

Benjamin Hammer im Gespräch mit Levent Aktoprak | 07.12.2017
    Hamas-Anführer Ismail Hanija nimmt am 6.12.2017 an einer Protestveranstaltung gegen Trumps Jerusalem-Entscheidung in Gaza teil.
    Hamas-Anführer Ismail Hanija bei einer Protestveranstaltung in Gaza. Palästinenser kritisieren Trumps Jerusalem-Entscheidung, das ist bekannt, doch auch Religionsvertreter äußern sich besorgt. (dpa / Wissam Nassar)
    "Ich glaube nicht, dass es zu einer neuen Intifada kommen wird", sagt ARD-Korrespondent Benjamin Hammer. Zwar riefen Hamas-Führer zu einem Aufstand, doch an eine solche Rhetorik sei man gewohnt. Für die Palästinenser ändere sich zunächst im Alltag nichts, zudem sei keine Wut in Richtung Israel möglich, weil es eine Entscheidung der USA sei.
    Vertreter der drei monotheistischen Religionen machten sich nach der Entscheidung Trumps große Sorgen, weil sie um die religiöse Bedeutung Jerusalems für die eigene und für die andere wissen. Der türkische Staatschef Erdogan bezeichnete Jerusalem als "rote Linie" für Muslime. Vertreter des Christentums - darunter Papst Franziskus - haben Trump kritisiert und an UN-Resolutionen erinnert. Die Evangelikalen in den USA hingegen sind begeistert. "Wenn man in Jerusalem unterwegs ist, sieht man evangelikale Christen aus den USA, die sich ganz klar auf die Seite Israels stellen." Das Judentum sei gespalten. Die Ultra-Orthodoxen lehnten den Staat Israel ab und damit auch eine Entscheidung, die diesen Staat stärke, rechtsnationale Juden hingegen lobten den US-Präsidenten. Vertreter des liberalen Judentums sehen ihn kritisch.
    Für das religiöse Zusammenleben habe die Ankündigung vielleicht gar keine Auswirkungen, so Benjamin Hammer. Die Religionen lebten nebeneinander statt miteiander, man gehe sich aus dem Weg. "Das ist kein erstrebenswerter Zustand, aber es verhindert Konflikte."