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Reaktorunglück in Fukushima
Belastung für Fische in Kalifornien?

Durch die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima gelangte sehr viel radioaktives Material in den Pazifik. Auch Millionen Tonnen Trümmer wurden ins Meer gespült, ein Teil fand sich an den Küsten von Hawaii und der amerikanischen Westküste wieder. Forscher untersuchen seitdem, welche Auswirkungen das Unglück auf die Meeresbewohner hat

Von Nicole Markwald | 11.03.2016
    Die Ruine des Atomkraftswerks Fukushima fotografiert aus einem Helikopter.
    Die Ruine des Atomkraftswerks Fukushima. (picture alliance / dpa )
    "Fünf Jahre nach dem Reaktorunglück von Fukushima gibt es noch immer keine Behörde der US-Regierung, die die radioaktiven Verunreinigungen im Meer untersucht." Der Frust des Autors ist diesem Satz anzuhören. Er stammt von Ken Buesseler, so beginnt seine neueste Mitteilung zum Thema Fukushima und die Folgen des Reaktorunglücks für das Meer. Buesseler ist Meeresforscher am Woods Hole Institut für Ozeanografie.
    Buesseler ist Experte: Er hat die Auswirkungen der Atomtests der 60er Jahre untersucht und das Schwarze Meer nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl studiert. Seit nun fünf Jahren spürt er nach, welche Folgen das Unglück von Fukushima hat, insbesondere für die Meeresbewohner im Pazifik.

    "Die Konzentration der radioaktiven Stoffe sinkt im Meer – es ist schwer, es in Fischen oder anderen Lebewesen nachzuweisen, sie verharren ja nicht an einer Stelle. Das ist für Ökosysteme auf dem Land anders – sie sind da radioaktiven Elementen wie Cäsium ausgesetzt, bis es zerfällt."
    Freiwillige Helfer sammeln Wasserproben
    Seit Juni 2001 ist Buesseler immer wieder unterwegs um Proben zu sammeln und zu analysieren, mit Kollegen aus der ganzen Welt. 2014 gründete er die "Our Radioactive Ocean"-Kampagne mit. Es ist ein ganz besonderes Projekt: Freiwillige Helfer versorgen ihn mit Wasserproben der amerikanischen Westküste, sodass Buesseler und sein Team weiterhin das Wasser auf radioaktive Spuren untersuchen können. Er sagt:
    "Das haben sich ja auch schon andere vor uns angeschaut: Aber die Werte, die wir messen, sind geringer als damals, als im Pazifik Atomwaffen getestet wurden.”
    Im Gebiet der Marshallinseln unternahmen die USA beispielsweise bis 1958 insgesamt 67 Atomwaffentests. Auf einer Landkarte auf der Webseite von "Our Radioactive Ocean” werden der genaue Ort der Wasserproben vermerkt und der Wert der Cäsium-Isotope Cs-134 und Cs-137.
    Folgen für die Meerestiere
    Die Forscher am Wood Hole Institut für Ozeanografie beschäftigen sich auch mit den Folgen für die Meerestiere. In diesem Erklärvideo heißt es: "Thunfisch und andere wandernde Fische wurden der radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Aber nachdem sie lange Strecken durch unbelastetes Wasser zurückgelegt hatten, wurde der größte Teil des Cäsiums aus dem Körper gespült."
    Ihren höchsten Strahlungswert im Wasser haben die Aktivisten von "Our Radioactive Ocean” übrigens 2.500 Kilometer westlich von San Francisco gemessen, aber auch er lag weit unter dem Grenzwert, den die US-Regierung für Trinkwasser erklärt hat. Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch kanadische Wissenschaftler, die 2015 erstmals Cäsium in Wasserproben vor der kanadischen Provinz British Columbia nachgewiesen hatten. Die Konzentration lag etwa tausendfach unter der für Trinkwasser empfohlenen Höchstmenge - Gesundheitsgefahr habe nicht bestanden.