Orientieren sich die Aufgaben eines Assessment Centers am Berufsalltag oder nicht? Lassen sich daraus auch Lehren für die spätere Arbeit ziehen? Diejenigen, die über ein solches Auswahlverfahren in eine Führungsposition gelangt sind, können solche Fragen am besten beantworten.
"Wichtig wäre für mich auch noch mal die Definition der Zielgruppe: An wen kann es denn gehen? Zu wem passt das Produkt sehr gut? Ist das für dich soweit o.k.? - Das können wir so gestalten."
Marco Bundschuh im Gespräch mit einem Mitarbeiter. Gerade mal Ende 20, ist Marco Bundschuh bereits Regionaldirektor bei der Sparkasse Bodensee in Überlingen: Erst Banklehre, dann BWL-Studium - doch die guten Abschlussnoten alleine waren nicht ausschlaggebend für die Bilderbuchkarriere in einer Bank.
"Das war vor zwei Jahren, da ging das Auswahlverfahren über Bewerbungen und dann über ein Assessment Center, das dann Grundlage für die Entscheidung letztendlich war zugunsten dieser Stelle."
Verglichen mit den Aufgaben, die er heute in seinem Job erledigen muss, empfindet Marco Bundschuh den Ablauf des mehrstufigen Tests vor zwei Jahren als sehr realitätsnah: Gruppendiskussion, strukturiertes Interview, eine Selbstpräsentation und ein simuliertes Mitarbeitergespräch - diese drei Stufen musste er durchlaufen.
"Wenn man so ein Mitarbeitergespräch simuliert, das heißt in Anführungszeichen ein Problemfall eines Mitarbeiters, der sich an bestimmte Regeln nicht gehalten hat, und ich entscheiden muss: Wie gehe ich als Führungskraft mit diesem Mitarbeiter um? Wie gehe ich da vor innerhalb des Gespräches?"
Dabei würden, so Marco Bundschuh, ebenso wie in der Gruppendiskussion, Fertigkeiten verlangt, die in seiner heutigen Führungsposition eine wichtige Rolle spielen:
"Ein Punkt war das strukturierte Interview, das, ich sag mal, wie beim Vorstellungsgespräch sehr häufiger auch stattfindet, wo solche kognitiven Fähigkeiten, solche Dinge abgefragt werden, wo man sich drüber streiten kann, ob das sehr praxisnah ist."
Kognitives Fachwissen müsse man im Arbeitsalltag schließlich nicht ständig im Kopf parat haben. Hier lasse sich vieles nachschlagen oder im Internet recherchieren.
"Wenn ich es aber insgesamt sehe, von vier Bausteinen drei, die wirklich momentan in meinem Berufsalltag erlebe, dann kann ich insgesamt sagen, dass ich das Assessment Center auch als sehr praxisnah angesehen habe."
Praxisnah empfand auch Dominik Vogt die Aufgabenstellung vor drei Jahren beim Automobilzulieferer ZF. Dominik Vogt studierte Elektrotechnik, gelangte über ein Assessment Center in das Traineeprogramm für Führungsnachwuchskräfte. Heute arbeitet er im Entwicklungsteam an der Konzeption eines Zukunftsautos. Da ist jene Form von Teamfähigkeit, die die Bewerber in den einzelnen Übungen unter Beweis stellen mussten, tagtäglich gefragt.
"Was man wenig sieht im Assessment Center, ist natürlich die technische Begabung der Leute. Gerade im Ingenieurbereich: Was hat der schon mal gemacht? Da ist das Assessment Center sehr allgemein gehalten, da kommt nichts in der Art vor."
Selbst so pseudo-technische Aufgabenstellungen wie die Konstruktion einer Feuerlöschanlage oder einer Fahrbahn aus Papier für ein Spielzeugauto sagt, so Dominik Vogt, wenig aus über die tatsächlichen technischen Talente.
"Im Ingenieursbereich ist es natürlich so, dass die Kenntnisse ziemlich spezifisch sind. Man muss ganz Spezielles können, zum Beispiel über bestimmte elektronische Methoden oder Software-Tools Bescheid wissen. So was kann man natürlich nicht sehen. Das kommt vielleicht mal im Lebenslauf vor. Aber im Assessment Center kommt so etwas natürlich nicht zur Geltung."
Als ganz wichtig empfindet es Dominik Vogt im Nachhinein, dass es im Assessment Center auf die Kommunikationsfähigkeit des Einzelnen in der Gruppe ankommt.
"Speziell im Traineeprogramm braucht man das sehr stark, aber auch später im Leben. Also gerade dass man auf die Leute zugehen kann oder reden kann, ist immer wichtig. Jemand, der das nicht kann, wird es auch nicht durch das Assessment Center schaffen aus meiner Sicht."
Banker Marco Bundschuh führt rückblickend noch einen weiteren Punkt ins Feld: Ob man im Assessment Center gut oder schlecht abschneidet, hänge in einem gewissen Umfang auch von den übrigen Gruppenmitgliedern, von deren Kommunikationsverhalten, aber auch von deren fachlicher Leistung ab.
"Definitiv, das ist so. Aber auch bei der Aufgabenstellung, die Sie später als Führungskraft bekommen, können Sie ja auch nicht beurteilen, ob das eine gute Gruppe ist oder in Anführungszeichen eine schlechtere Gruppe. Von daher ist auch das praxisnah. Auch das entspricht ja der Praxis. Sie können ja auch nicht vorher sagen: Wie wird das Team sein, das Sie später mal zu führen haben. Ähnlich ist das hier in der Gruppendiskussion oder auch in der Diskussion mit anderen Führungskräften: Sie können vorher ja auch nicht sehen: Was kommt da auf mich zu? Und ähnlich ist es hier im Assessment Center. Und von daher ist das eben auch sehr praxisnah."
Einen Unterschied zwischen realer Arbeitswelt und Assessment Center sieht Marco Bundschuh in der zeitlichen Komponente: Bei dem zumeist eintägigen Auswahlverfahren komme es viel stärker als im beruflichen Alltag auf die Tagesform an.
"Das ist sicherlich ein kleiner Nachteil, dass sich das Assessment Center wirklich auf den Punkt oder auf den Tag oder zwei Tage, je nach dem, wie lange das Assessment Center geht, auch ankommt. In der Praxis haben Sie da etwas länger Zeit. Vom Ergebnis sehe ich es aber als etwas ähnlich an: Sie müssen sowohl in der Praxis als auch im Assessment Center mit den Leuten arbeiten, die Sie vorfinden."
Immer wieder wird Marco Bundschuh auf seine Erfahrungen nach erfolgreicher Teilnehme an einem Assessment Center befragt. Kann man darauf hinlernen? Gibt es die Möglichkeit, sich vorzubereiten?
"Also man kann sich insofern drauf vorbereiten, als dass man sich fragt: Welche Dinge können kommen. Also dass eine Gruppendiskussion kommt, dass ein Mitarbeitergespräch kommen könnte, das habe ich mir im Vorfeld schon vorgestellt. Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, wie man ein solches Gespräch führt. Was man meines Erachtens nicht machen kann, ist, sich an diesem Tag verstellen oder anders vorgehen, wie man normalerweise ist. Von daher: Vorbereiten insofern, als dass man sich Gedanken macht: Was kann kommen. Aber auch: Wie bereite ich mich auf eine Gruppendiskussion vor? Wie bereite ich mich auf ein Mitarbeitergespräch vor? Das ist quasi analog vor einem Assessment Center."
"Wichtig wäre für mich auch noch mal die Definition der Zielgruppe: An wen kann es denn gehen? Zu wem passt das Produkt sehr gut? Ist das für dich soweit o.k.? - Das können wir so gestalten."
Marco Bundschuh im Gespräch mit einem Mitarbeiter. Gerade mal Ende 20, ist Marco Bundschuh bereits Regionaldirektor bei der Sparkasse Bodensee in Überlingen: Erst Banklehre, dann BWL-Studium - doch die guten Abschlussnoten alleine waren nicht ausschlaggebend für die Bilderbuchkarriere in einer Bank.
"Das war vor zwei Jahren, da ging das Auswahlverfahren über Bewerbungen und dann über ein Assessment Center, das dann Grundlage für die Entscheidung letztendlich war zugunsten dieser Stelle."
Verglichen mit den Aufgaben, die er heute in seinem Job erledigen muss, empfindet Marco Bundschuh den Ablauf des mehrstufigen Tests vor zwei Jahren als sehr realitätsnah: Gruppendiskussion, strukturiertes Interview, eine Selbstpräsentation und ein simuliertes Mitarbeitergespräch - diese drei Stufen musste er durchlaufen.
"Wenn man so ein Mitarbeitergespräch simuliert, das heißt in Anführungszeichen ein Problemfall eines Mitarbeiters, der sich an bestimmte Regeln nicht gehalten hat, und ich entscheiden muss: Wie gehe ich als Führungskraft mit diesem Mitarbeiter um? Wie gehe ich da vor innerhalb des Gespräches?"
Dabei würden, so Marco Bundschuh, ebenso wie in der Gruppendiskussion, Fertigkeiten verlangt, die in seiner heutigen Führungsposition eine wichtige Rolle spielen:
"Ein Punkt war das strukturierte Interview, das, ich sag mal, wie beim Vorstellungsgespräch sehr häufiger auch stattfindet, wo solche kognitiven Fähigkeiten, solche Dinge abgefragt werden, wo man sich drüber streiten kann, ob das sehr praxisnah ist."
Kognitives Fachwissen müsse man im Arbeitsalltag schließlich nicht ständig im Kopf parat haben. Hier lasse sich vieles nachschlagen oder im Internet recherchieren.
"Wenn ich es aber insgesamt sehe, von vier Bausteinen drei, die wirklich momentan in meinem Berufsalltag erlebe, dann kann ich insgesamt sagen, dass ich das Assessment Center auch als sehr praxisnah angesehen habe."
Praxisnah empfand auch Dominik Vogt die Aufgabenstellung vor drei Jahren beim Automobilzulieferer ZF. Dominik Vogt studierte Elektrotechnik, gelangte über ein Assessment Center in das Traineeprogramm für Führungsnachwuchskräfte. Heute arbeitet er im Entwicklungsteam an der Konzeption eines Zukunftsautos. Da ist jene Form von Teamfähigkeit, die die Bewerber in den einzelnen Übungen unter Beweis stellen mussten, tagtäglich gefragt.
"Was man wenig sieht im Assessment Center, ist natürlich die technische Begabung der Leute. Gerade im Ingenieurbereich: Was hat der schon mal gemacht? Da ist das Assessment Center sehr allgemein gehalten, da kommt nichts in der Art vor."
Selbst so pseudo-technische Aufgabenstellungen wie die Konstruktion einer Feuerlöschanlage oder einer Fahrbahn aus Papier für ein Spielzeugauto sagt, so Dominik Vogt, wenig aus über die tatsächlichen technischen Talente.
"Im Ingenieursbereich ist es natürlich so, dass die Kenntnisse ziemlich spezifisch sind. Man muss ganz Spezielles können, zum Beispiel über bestimmte elektronische Methoden oder Software-Tools Bescheid wissen. So was kann man natürlich nicht sehen. Das kommt vielleicht mal im Lebenslauf vor. Aber im Assessment Center kommt so etwas natürlich nicht zur Geltung."
Als ganz wichtig empfindet es Dominik Vogt im Nachhinein, dass es im Assessment Center auf die Kommunikationsfähigkeit des Einzelnen in der Gruppe ankommt.
"Speziell im Traineeprogramm braucht man das sehr stark, aber auch später im Leben. Also gerade dass man auf die Leute zugehen kann oder reden kann, ist immer wichtig. Jemand, der das nicht kann, wird es auch nicht durch das Assessment Center schaffen aus meiner Sicht."
Banker Marco Bundschuh führt rückblickend noch einen weiteren Punkt ins Feld: Ob man im Assessment Center gut oder schlecht abschneidet, hänge in einem gewissen Umfang auch von den übrigen Gruppenmitgliedern, von deren Kommunikationsverhalten, aber auch von deren fachlicher Leistung ab.
"Definitiv, das ist so. Aber auch bei der Aufgabenstellung, die Sie später als Führungskraft bekommen, können Sie ja auch nicht beurteilen, ob das eine gute Gruppe ist oder in Anführungszeichen eine schlechtere Gruppe. Von daher ist auch das praxisnah. Auch das entspricht ja der Praxis. Sie können ja auch nicht vorher sagen: Wie wird das Team sein, das Sie später mal zu führen haben. Ähnlich ist das hier in der Gruppendiskussion oder auch in der Diskussion mit anderen Führungskräften: Sie können vorher ja auch nicht sehen: Was kommt da auf mich zu? Und ähnlich ist es hier im Assessment Center. Und von daher ist das eben auch sehr praxisnah."
Einen Unterschied zwischen realer Arbeitswelt und Assessment Center sieht Marco Bundschuh in der zeitlichen Komponente: Bei dem zumeist eintägigen Auswahlverfahren komme es viel stärker als im beruflichen Alltag auf die Tagesform an.
"Das ist sicherlich ein kleiner Nachteil, dass sich das Assessment Center wirklich auf den Punkt oder auf den Tag oder zwei Tage, je nach dem, wie lange das Assessment Center geht, auch ankommt. In der Praxis haben Sie da etwas länger Zeit. Vom Ergebnis sehe ich es aber als etwas ähnlich an: Sie müssen sowohl in der Praxis als auch im Assessment Center mit den Leuten arbeiten, die Sie vorfinden."
Immer wieder wird Marco Bundschuh auf seine Erfahrungen nach erfolgreicher Teilnehme an einem Assessment Center befragt. Kann man darauf hinlernen? Gibt es die Möglichkeit, sich vorzubereiten?
"Also man kann sich insofern drauf vorbereiten, als dass man sich fragt: Welche Dinge können kommen. Also dass eine Gruppendiskussion kommt, dass ein Mitarbeitergespräch kommen könnte, das habe ich mir im Vorfeld schon vorgestellt. Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, wie man ein solches Gespräch führt. Was man meines Erachtens nicht machen kann, ist, sich an diesem Tag verstellen oder anders vorgehen, wie man normalerweise ist. Von daher: Vorbereiten insofern, als dass man sich Gedanken macht: Was kann kommen. Aber auch: Wie bereite ich mich auf eine Gruppendiskussion vor? Wie bereite ich mich auf ein Mitarbeitergespräch vor? Das ist quasi analog vor einem Assessment Center."