Angefangen hatte alles in einem leerstehenden Fleischerladen in Dresden, der als Atelier angemietet wurde. Eine Gruppe junger rebellischer Künstler mit abgebrochenem Architekturstudium machte 1905 hier auf sich aufmerksam. Sie wollten nicht nur das Alte zertrümmern und die Kunst revolutionieren, sondern sie kämpften auch gegen die vorherrschenden Konventionen und moralischen Vorurteile der bürgerlichen Gesellschaft. Sie waren gegen "Plüschkultur", Impressionismus, akademische Nüchternheit. Der 22jährige Erich Heckel war einer von ihnen.
Wir haben natürlich überlegt, wie wir an die Öffentlichkeit treten könnten. Eines Abends sprachen wir auf dem Nachhauseweg wieder davon. Schmitt-Rottluff sagte, wir könnten das Brücke nennen - das sei ein vielschichtiges Wort, würde kein Programm bedeuten, aber gewissermaßen von einem Ufer zum anderen führen.
Wie die Brücken in Dresden, die über die Elbe führen. Schmidt-Rottluff hatte der Gruppe zwar den Namen gegeben, doch die Regie hatte Erich Heckel übernommen. Er war nicht nur Schriftführer, sondern organisierte auch die Wanderausstellungen und war für die Publikationen zuständig. Heckel, ein Idealist, bedächtig und bescheiden, entwickelte sich zur treibenden Kraft der Brücke-Künstler. Dazu gehörten auch Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl, zeitweise auch Max Pechstein und Emil Nolde.
Wovon wir weg mussten, war uns klar - wohin wir kommen würden, stand allerdings weniger fest.
erinnerte sich Heckel später. Die Begeisterung für van Gogh, Gauguin und Munch, für afrikanische Skulpturen und die Kunst der Südseevölker einte die jungen Künstler und hinterließ auch in Heckels Werk tiefe Spuren. Expressivität war das Motto der Stunde, Malerei ein einziger Farbenrausch.
Doch Erich Heckel war ein maßvoller Vertreter der Gruppe, seine Bildsprache leiser, seine Farben kräftig, aber weit weniger aggressiv als jene von Kirchner und Schmitt-Rottluff. Zahlreiche Ölbilder, Aquarelle, Lithographien und Holzschnitte entstanden, als Motiv diente Heckel der leidende Mensch, die karge Küstenlandschaft und das raue Klima des Nordens. Landschaftsbilder wurden zu inneren Selbstbildnissen; die Druckgraphik erhielt eine zentrale Bedeutung.
Es gibt keine größere Freude als die, die Druckwalze das erste Mal über den eben fertig geschnittenen Holzstock fahren zu sehen, oder die lithographische Platte mit Salpetersäure und Gummiarabikum zu ätzen und zu beobachten, ob die erstrebte Wirkung eintritt.
Anfangs galt das Interesse des am 31. Juli 1883 in Sachsen, in dem Städtchen Döbeln, geborenen Erich Heckel allerdings der Literatur und der Philosophie, er wollte Dichter werden, schwärmte für Hölderin und Nietzsche. Die Freundschaft mit Kirchner und Bleyl führte dann zu einer künstlerischen Zusammenarbeit fernab des Akademiebetriebes, zur Gründung Die Brücke, die bald zum prominentesten Vertreter des deutschen Expressionismus avancierte.
Nach acht fruchtbaren Jahren trennten sich die Künstler. Erich Heckel blieb in Berlin - wohin die Künstler mittlerweile gezogen waren - und unternahm von hier aus zahlreiche Arbeitsreisen quer durch Europa. Er malte jetzt vor allem Landschaftsaquarelle, die kräftigen Farben wurden milder, die Pinselführung weicher. 1937 erhielt Heckel von den Nationalsozialisten Ausstellungsverbot, mehr als 700 seiner Arbeiten wurden beschlagnahmt. Und während des Krieges brannten seine Wohn- und Arbeitsräume in Berlin aus, ein Teil seiner Werke ging verloren.
Neben neuen Aufgaben versuche ich einige der vielen zerstörten Bilder wieder erstehen zu lassen. Eine seltsame neue Arbeit, bei der sich immer deutlicher zeigt, je weiter sie fortschreitet, wie endgültig eine Formulierung doch gefunden wurde, dass anfangs versuchte Änderungen sich von selbst wieder korrigieren.
Nach Kriegsende folgte Heckel einem Ruf an die Karlsruher Akademie der bildenden Künste, wo er bis Sommer 1955 lehrte. Aus dem einstigen Rebellen war ein anerkannter Künstler und abgeklärter Weiser mit "asketischem Mönchsgesicht" geworden, "ein alter Chinese", wie Otto Dix ihn nannte. Als Erich Heckel am 27. Januar 1970 in Radolfzell am Bodensee im Alter von 86 Jahren starb, hatte er sich bereits einen festen Platz in der Kunstgeschichte gesichert.
Wir haben natürlich überlegt, wie wir an die Öffentlichkeit treten könnten. Eines Abends sprachen wir auf dem Nachhauseweg wieder davon. Schmitt-Rottluff sagte, wir könnten das Brücke nennen - das sei ein vielschichtiges Wort, würde kein Programm bedeuten, aber gewissermaßen von einem Ufer zum anderen führen.
Wie die Brücken in Dresden, die über die Elbe führen. Schmidt-Rottluff hatte der Gruppe zwar den Namen gegeben, doch die Regie hatte Erich Heckel übernommen. Er war nicht nur Schriftführer, sondern organisierte auch die Wanderausstellungen und war für die Publikationen zuständig. Heckel, ein Idealist, bedächtig und bescheiden, entwickelte sich zur treibenden Kraft der Brücke-Künstler. Dazu gehörten auch Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl, zeitweise auch Max Pechstein und Emil Nolde.
Wovon wir weg mussten, war uns klar - wohin wir kommen würden, stand allerdings weniger fest.
erinnerte sich Heckel später. Die Begeisterung für van Gogh, Gauguin und Munch, für afrikanische Skulpturen und die Kunst der Südseevölker einte die jungen Künstler und hinterließ auch in Heckels Werk tiefe Spuren. Expressivität war das Motto der Stunde, Malerei ein einziger Farbenrausch.
Doch Erich Heckel war ein maßvoller Vertreter der Gruppe, seine Bildsprache leiser, seine Farben kräftig, aber weit weniger aggressiv als jene von Kirchner und Schmitt-Rottluff. Zahlreiche Ölbilder, Aquarelle, Lithographien und Holzschnitte entstanden, als Motiv diente Heckel der leidende Mensch, die karge Küstenlandschaft und das raue Klima des Nordens. Landschaftsbilder wurden zu inneren Selbstbildnissen; die Druckgraphik erhielt eine zentrale Bedeutung.
Es gibt keine größere Freude als die, die Druckwalze das erste Mal über den eben fertig geschnittenen Holzstock fahren zu sehen, oder die lithographische Platte mit Salpetersäure und Gummiarabikum zu ätzen und zu beobachten, ob die erstrebte Wirkung eintritt.
Anfangs galt das Interesse des am 31. Juli 1883 in Sachsen, in dem Städtchen Döbeln, geborenen Erich Heckel allerdings der Literatur und der Philosophie, er wollte Dichter werden, schwärmte für Hölderin und Nietzsche. Die Freundschaft mit Kirchner und Bleyl führte dann zu einer künstlerischen Zusammenarbeit fernab des Akademiebetriebes, zur Gründung Die Brücke, die bald zum prominentesten Vertreter des deutschen Expressionismus avancierte.
Nach acht fruchtbaren Jahren trennten sich die Künstler. Erich Heckel blieb in Berlin - wohin die Künstler mittlerweile gezogen waren - und unternahm von hier aus zahlreiche Arbeitsreisen quer durch Europa. Er malte jetzt vor allem Landschaftsaquarelle, die kräftigen Farben wurden milder, die Pinselführung weicher. 1937 erhielt Heckel von den Nationalsozialisten Ausstellungsverbot, mehr als 700 seiner Arbeiten wurden beschlagnahmt. Und während des Krieges brannten seine Wohn- und Arbeitsräume in Berlin aus, ein Teil seiner Werke ging verloren.
Neben neuen Aufgaben versuche ich einige der vielen zerstörten Bilder wieder erstehen zu lassen. Eine seltsame neue Arbeit, bei der sich immer deutlicher zeigt, je weiter sie fortschreitet, wie endgültig eine Formulierung doch gefunden wurde, dass anfangs versuchte Änderungen sich von selbst wieder korrigieren.
Nach Kriegsende folgte Heckel einem Ruf an die Karlsruher Akademie der bildenden Künste, wo er bis Sommer 1955 lehrte. Aus dem einstigen Rebellen war ein anerkannter Künstler und abgeklärter Weiser mit "asketischem Mönchsgesicht" geworden, "ein alter Chinese", wie Otto Dix ihn nannte. Als Erich Heckel am 27. Januar 1970 in Radolfzell am Bodensee im Alter von 86 Jahren starb, hatte er sich bereits einen festen Platz in der Kunstgeschichte gesichert.