Panzer rollen im Ostkongo die Landstraße entlang, welche von der Millionenstadt Goma gern Norden führt. Rechts liegt die Grenze zu den Nachbarländern Ruanda und Uganda.
Eineinhalb Jahre lang war dieser strategisch wichtige Landstreifen Hoheitsgebiet der Rebellen der M23, der Bewegung des 23.März. Mit rund 2000 Kämpfern hielt der Tutsi-Kommandeur Sultani Makenga die Kontrolle über drei größere Städte. Ostkongos Militärakademie diente als Hauptquartier. Von dort aus hatten sie ihren Eroberungsfeldzug vorbereitet. Vor einem Jahr hatten sie die Provinzhauptstadt Goma besetzt. Sie konnten dort schwere Waffen erbeuten.
Jetzt scheint ihr Siegeszug vorbei. Seit einer Woche rückt die Armee vor. Sie hat die wichtigen Städte Kiwanja und Rutshuru zurückerobert. Die M23 musste ihr Hauptquartier räumen. Am Mittwoch zog sie sich aus der Grenzstadt Bunagana zurück. Dort war die politische Führung der M23 stationiert. Armeesprecher Oberst Olivier Hamuli ist sich sicher, die M23 ist so gut wie besiegt.
"Es ist ein bemerkenswerter Sieg, Bunagana war über ein Jahr lang unter M23-Besatzung. Jetzt positionieren wir hier gerade unsere Artillerie am Fuße der Hügel, in welche sich die M23 zurückgezogen hat. Unser Ziel ist es nicht, sie endgültig zu schlagen. Unser Oberkommandierender Präsident Joseph Kabila hat ihnen angeboten, sich zu ergeben. Zumindest diejenigen, die kongolesische Staatsbürger sind. Das ist auch eine Lösung. Sonst müssen wir sie militärisch bezwingen."
Geschlagen gibt sich die M23 noch nicht. Am Telefon erklären sie, sie hätten sich aus taktischen Gründen zurückgezogen. M23-Präsident Bertrand Bisimwa reiste in Ugandas Hauptstadt Kampala. Dort verhandelt die M23 seit einem Jahr mit Kongos Regierung. Bislang erfolglos. Die Rebellen hatten zu viele Forderungen gestellt. Sie wollten hohe Posten in Politik und Militär. Die Regierung nutzte die Gesprächsrunden, um ihre marode Armee auf Vordermann zu bekommen. Auch die UNO rüstete auf: Eine UN-Eingreiftruppe mit 3000 Blauhelmen wurde zusätzlich stationiert. Sie soll aktiv in Kämpfe eingreifen – mit Kampfhubschraubern, Panzern, Scharfschützen und Artillerie. Ein neues Konzept zur Friedenserzwingung. Der brasilianische General del Santos Cruz ist Befehlshaber der UNO-Eingreiftruppe. Der Sieg über Bunagana ist auch für ihn ein Meilenstein.
"Es ist ein historischer Moment. Uns ist es gelungen, die M23 zu schlagen. Das heißt, die Regierung kann jetzt ihre staatliche Autorität in diesem Gebiet wiederherstellen. Wir, die UNO, wir müssen jetzt die Lage genau untersuchen. Wir befinden uns ja in der Mitte – zwischen Armee und der Bevölkerung. Wir überlegen, was wir tun, um das Gebiet zu sichern. Eines ist klar: Es gibt noch mehr Rebellengruppen und wir werden sie alle jagen. Eine nach der anderen. Wir werden unsere Positionen gegen ALLE Milizen verstärken."
Rund 50 Rebellengruppen gibt es im Ostkongo. Ihnen allen hat Präsident Kabila ein Ultimatum gesetzt: Sie sollen die Waffen ablegen – dann gäbe es eine Chance für sie, sich in die Armee zu integrieren. Sonst würde auch gegen sie militärisch vorgegangen. Gemeinsam mit der UNO-Eingreiftruppe scheint die marode Armee in der Lage, groß angelegte Operationen durchzuführen und gleichzeitig ihre Soldaten zu ernähren und mit ausreichen Nachschub zu versorgen. Daher auch das neue Selbstbewusstsein und die Hoffnung, dass es nach 18 Jahren Bürgerkrieg endlich gelingen könnte, die Staatsgewalt im Ostkongo wieder herzustellen.
Jubelschreie in Bunagana. Die Menschen feiern. Am Tag nach dem Rückzug der M23 kehren die Einwohner zurück, die während der Kämpfe geflohen waren. Über ein Jahr lang hatten sie unter Herrschaft der Tutsi-Rebellen gelebt, sagt der junge Mann Philippe Twisifu.
"Ich beglückwünsche die Armee. Wir haben lange unter den Rebellen gelebt. Jetzt hoffen wir, dass sie Armee gewinnt. Die Rebellen sind dort oben in den Bergen. Sie sind vor den Geschossen geflohen. Unter den Rebellen war das Leben nicht leicht. Wir fühlten uns nachts nicht sicher, schliefen oft in den Bananenplantagen. Sie haben Steuern auf dem Markt eingezogen. Ein Dollar pro Person. Unter der Regierung waren es nur 50 Cent. Die Bevölkerung wurde nicht gut behandelt. Wir hoffen, dass das jetzt besser wird. Wir sind glücklich mit dem Sieg."
Ob es gelingen wird, die Einwohner im ehemaligen M23-Gebiet zu schützen, ist fraglich. Dutzende weitere Milizen stehen in den Startlöchern, um das Vakuum zu nutzen. Seit Donnerstag verhandeln M23 und Kongos Regierung wieder in Kampala. Es geht jetzt um die Frage, wie die Rebellenführer den Krieg beenden: Bekommen sie Amnestie oder werden sie vor Gericht gestellt? Werden sie sich ins Exil absetzen? Wird die Armee die einfachen Kämpfer in ihre Truppen integrieren? All diese Fragen werden in den kommenden Tagen verhandelt. Ein erster Schritt zum Friede im Ostkongo.
Eineinhalb Jahre lang war dieser strategisch wichtige Landstreifen Hoheitsgebiet der Rebellen der M23, der Bewegung des 23.März. Mit rund 2000 Kämpfern hielt der Tutsi-Kommandeur Sultani Makenga die Kontrolle über drei größere Städte. Ostkongos Militärakademie diente als Hauptquartier. Von dort aus hatten sie ihren Eroberungsfeldzug vorbereitet. Vor einem Jahr hatten sie die Provinzhauptstadt Goma besetzt. Sie konnten dort schwere Waffen erbeuten.
Jetzt scheint ihr Siegeszug vorbei. Seit einer Woche rückt die Armee vor. Sie hat die wichtigen Städte Kiwanja und Rutshuru zurückerobert. Die M23 musste ihr Hauptquartier räumen. Am Mittwoch zog sie sich aus der Grenzstadt Bunagana zurück. Dort war die politische Führung der M23 stationiert. Armeesprecher Oberst Olivier Hamuli ist sich sicher, die M23 ist so gut wie besiegt.
"Es ist ein bemerkenswerter Sieg, Bunagana war über ein Jahr lang unter M23-Besatzung. Jetzt positionieren wir hier gerade unsere Artillerie am Fuße der Hügel, in welche sich die M23 zurückgezogen hat. Unser Ziel ist es nicht, sie endgültig zu schlagen. Unser Oberkommandierender Präsident Joseph Kabila hat ihnen angeboten, sich zu ergeben. Zumindest diejenigen, die kongolesische Staatsbürger sind. Das ist auch eine Lösung. Sonst müssen wir sie militärisch bezwingen."
Geschlagen gibt sich die M23 noch nicht. Am Telefon erklären sie, sie hätten sich aus taktischen Gründen zurückgezogen. M23-Präsident Bertrand Bisimwa reiste in Ugandas Hauptstadt Kampala. Dort verhandelt die M23 seit einem Jahr mit Kongos Regierung. Bislang erfolglos. Die Rebellen hatten zu viele Forderungen gestellt. Sie wollten hohe Posten in Politik und Militär. Die Regierung nutzte die Gesprächsrunden, um ihre marode Armee auf Vordermann zu bekommen. Auch die UNO rüstete auf: Eine UN-Eingreiftruppe mit 3000 Blauhelmen wurde zusätzlich stationiert. Sie soll aktiv in Kämpfe eingreifen – mit Kampfhubschraubern, Panzern, Scharfschützen und Artillerie. Ein neues Konzept zur Friedenserzwingung. Der brasilianische General del Santos Cruz ist Befehlshaber der UNO-Eingreiftruppe. Der Sieg über Bunagana ist auch für ihn ein Meilenstein.
"Es ist ein historischer Moment. Uns ist es gelungen, die M23 zu schlagen. Das heißt, die Regierung kann jetzt ihre staatliche Autorität in diesem Gebiet wiederherstellen. Wir, die UNO, wir müssen jetzt die Lage genau untersuchen. Wir befinden uns ja in der Mitte – zwischen Armee und der Bevölkerung. Wir überlegen, was wir tun, um das Gebiet zu sichern. Eines ist klar: Es gibt noch mehr Rebellengruppen und wir werden sie alle jagen. Eine nach der anderen. Wir werden unsere Positionen gegen ALLE Milizen verstärken."
Rund 50 Rebellengruppen gibt es im Ostkongo. Ihnen allen hat Präsident Kabila ein Ultimatum gesetzt: Sie sollen die Waffen ablegen – dann gäbe es eine Chance für sie, sich in die Armee zu integrieren. Sonst würde auch gegen sie militärisch vorgegangen. Gemeinsam mit der UNO-Eingreiftruppe scheint die marode Armee in der Lage, groß angelegte Operationen durchzuführen und gleichzeitig ihre Soldaten zu ernähren und mit ausreichen Nachschub zu versorgen. Daher auch das neue Selbstbewusstsein und die Hoffnung, dass es nach 18 Jahren Bürgerkrieg endlich gelingen könnte, die Staatsgewalt im Ostkongo wieder herzustellen.
Jubelschreie in Bunagana. Die Menschen feiern. Am Tag nach dem Rückzug der M23 kehren die Einwohner zurück, die während der Kämpfe geflohen waren. Über ein Jahr lang hatten sie unter Herrschaft der Tutsi-Rebellen gelebt, sagt der junge Mann Philippe Twisifu.
"Ich beglückwünsche die Armee. Wir haben lange unter den Rebellen gelebt. Jetzt hoffen wir, dass sie Armee gewinnt. Die Rebellen sind dort oben in den Bergen. Sie sind vor den Geschossen geflohen. Unter den Rebellen war das Leben nicht leicht. Wir fühlten uns nachts nicht sicher, schliefen oft in den Bananenplantagen. Sie haben Steuern auf dem Markt eingezogen. Ein Dollar pro Person. Unter der Regierung waren es nur 50 Cent. Die Bevölkerung wurde nicht gut behandelt. Wir hoffen, dass das jetzt besser wird. Wir sind glücklich mit dem Sieg."
Ob es gelingen wird, die Einwohner im ehemaligen M23-Gebiet zu schützen, ist fraglich. Dutzende weitere Milizen stehen in den Startlöchern, um das Vakuum zu nutzen. Seit Donnerstag verhandeln M23 und Kongos Regierung wieder in Kampala. Es geht jetzt um die Frage, wie die Rebellenführer den Krieg beenden: Bekommen sie Amnestie oder werden sie vor Gericht gestellt? Werden sie sich ins Exil absetzen? Wird die Armee die einfachen Kämpfer in ihre Truppen integrieren? All diese Fragen werden in den kommenden Tagen verhandelt. Ein erster Schritt zum Friede im Ostkongo.