"Das Thema der heutigen Stunde ist die Menschenwürde des Grundgesetzes Artikel 1. Die vielleicht kein Grundrecht ist, -dieser Kurs wiederholt die Grundrechte – , aber durch die neueren Hartz-IV-Entscheidungen des Bundesverfassungsgericht als Grundrecht behandelt wird."
Frank Schorkopf steht vor 25 Examenskandidaten der juristischen Fakultät. Bei seinem Repetitorium wandert der junge Professor dynamisch durch den Hörsaal. Locker und ansprechend.
"Sie sehen ja, dass es durchaus Studenten gibt, die das Universitätsrepetitorium schätzen. Die auch kommen. Aber es ist nur eine bestimmte Gruppe eines Jahrgangs, die hier kommen und die Mehrheit entscheidet sich für einen kommerziellen Repetitor."
Mehr als die Hälfte der Göttinger Jurastudierenden möchten gerne das Rundum-Sorglospaket der privaten Anbieter für ihre Examensvorbereitungen. Ein Paket mit minutiös geplanten Unterrichtseinheiten und mit Skripten, die vom privaten Repetitor zuhauf ausgehändigt werden. Zum Beispiel von Jussi Mameghani.
"Genau, wir haben hier Übersichten."
Der private Repetitor Mamegahni öffnet seinen dicken schwarzen Lederkoffer. Wie ein Handlungsreisender ist er von einer Universitätsstadt in die nächste unterwegs. Heute ist er in Göttingen, morgen in Münster, übermorgen in Hamburg. Dabei will der promovierte Rechtsanwalt Mameghani den 60 Göttinger Examenskandidaten Kniffe und Tricks im Strafrecht beibringen.
"Wir wollen mit den Studenten immer eine persönliche Atmosphäre schaffen, deswegen duzen wir uns während der Kurse."
So persönlich wird es für Lars Borchert wohl in seinem Repetitorium nicht zugehen. Der 25-jährige studiert im sechsten Semester Jura und hat sich für das Repetitorium an der Universität angemeldet.
"Der kommerzielle Repetitor schickt mich praktisch nochmal in die Schule und zeigt mir, wie das geht. Die Uni setzt mehr auf Eigenverantwortung, was ich finde, man auch von Studenten am Ende ihres Studiums erwarten kann und erwarten sollte. Es geht eher darum, das man eigenverantwortlich an den Stoff rangeht und sich intensiver damit auseinandersetzt, als der Repetitor das von einem erwartet."
Nicht nur das verschulte Lernen schreckt Lars Borchert bei den privaten Repetitoren ab, sondern auch die Kosten.
"Weil die Repetitoren 150 Euro pro Monat von einem verlangen. Deshalb sollte sich jeder überlegen, was Examensvorbereitung wirklich bedeutet, was man dafür wirklich braucht und ob man es nicht wirklich ohne Repetitor kann."
Genauso wie Student Borchert ist auch Professor Joachim Münch an sein Examen vor 20 Jahren herangegangen. Der Vizepräsident der Universität Göttingen hat noch nie etwas von privaten Repetitoren gehalten. Deshalb hat er jetzt auch das Werbe- und Hausverbot für die privaten Anbieter der Repetitorien ausgesprochen. Handzettel, Flyer, Plakate: all das sollen die privaten Repetitorien auf dem Göttinger Campus nicht mehr an die Studierenden verteilen dürfen.15 Plakate hat Professor Münch an den Schwarzen Brettern im Göttinger Juridicum gezählt.
"Ein Werbeverbot gibt es schon relativ lange, wird aber von den kommerziellen Repetitoren missachtet und es ist der Versuch, da die Uni vor zwei Jahren ein neues, deutlich modernisiertes Repetitorium aufgelegt hat, sich von den kommerziellen abzusetzen."
Für dieses modernisierte Repetitorium der Uni setzt sich auch Lars Borchert ein. Dabei spricht er für viele seiner Kommilitonen. Denn zum einen zahlen alle pro Semester 500 Euro Studiengebühren, zum anderen:
"Erwartet der Student mittlerweile von der Universität, dass er nach dem Studium direkt ins Examen gehen kann und sagt nicht mehr und akzeptiert stillschweigend, das man in Führerscheinhöhe nochmal Geld investiert, um überhaupt das Examen passieren zu können. Denn es ist ja wirklich paradox, was im juristischen Studium passiert. Ich glaube, wenn man in anderen Studiengängen fragt, was man davon hält, fassen die sich doch lächelnd an den Kopf und stellen vielleicht auch das juristische Studium von der Grundkonzeption in Frage."
Gemeinsam mit ihren Professoren haben Lars Borchert und seine Kommilitonen jetzt eine Studienkommission gegründet. Das Studium und die Repetitorien sollen reformiert werden. Bei den Repetitorien sieht Professor Münch schon Verbesserungen.
"Ein extremer Vorteil der privaten Anbieter war, dass sie einen Jahreskurs angeboten haben. Ich habe sehr viele Gespräche in der Fakultät gehabt und wir haben uns als Hochschullehrer auch dazu durchgerungen dieses Modell nachzuvollziehen, sodass wir jetzt auch einen Jahreskurs anbieten."
Darüber hinaus wollen die Göttinger von den Hamburgern und Kielern lernen. Denn mit ihrer harten Linie gegen die privaten Anbieter steht die Universität Göttingen in Deutschland nicht alleine da, sagt Vizepräsident Joachim Münch.
"Ich weiß es aus Freiburg, wo es ähnlich gemacht wird aber es gibt sicherlich einige andere Universitäten auch, die nicht wollen, dass die kommerziellen Anbieter im Haus Werbung machen."
Die privaten Repetitoren gehen jetzt vor dem Göttinger Verwaltungsgericht in die nächste Runde, sagt ihr Vertreter Jussi Mamegahni. Seiner Ansicht nach liegt es schon in der Juristerei selbst begründet, dass der Streit unter den Rechthabern lange dauern kann.
Ob es jetzt das Hausverbot ist oder die Nutzungsuntersagung ist: Es gibt keinen Bereich, der sich so schwer reformieren lässt, wie der Juristische. Dann sind die Rechtehaber wieder unter sich, weil jeder meint, das sein Vorschlag der geeignete ist, um später für die Praxis vorzubereiten. So ist es immer nur ein Reförmchen, ändert aber nichts daran den Studenten so vorzubereiten, das er schon zu Beginn seines Studiums weiß, was ihn am Ende erwartet.
Frank Schorkopf steht vor 25 Examenskandidaten der juristischen Fakultät. Bei seinem Repetitorium wandert der junge Professor dynamisch durch den Hörsaal. Locker und ansprechend.
"Sie sehen ja, dass es durchaus Studenten gibt, die das Universitätsrepetitorium schätzen. Die auch kommen. Aber es ist nur eine bestimmte Gruppe eines Jahrgangs, die hier kommen und die Mehrheit entscheidet sich für einen kommerziellen Repetitor."
Mehr als die Hälfte der Göttinger Jurastudierenden möchten gerne das Rundum-Sorglospaket der privaten Anbieter für ihre Examensvorbereitungen. Ein Paket mit minutiös geplanten Unterrichtseinheiten und mit Skripten, die vom privaten Repetitor zuhauf ausgehändigt werden. Zum Beispiel von Jussi Mameghani.
"Genau, wir haben hier Übersichten."
Der private Repetitor Mamegahni öffnet seinen dicken schwarzen Lederkoffer. Wie ein Handlungsreisender ist er von einer Universitätsstadt in die nächste unterwegs. Heute ist er in Göttingen, morgen in Münster, übermorgen in Hamburg. Dabei will der promovierte Rechtsanwalt Mameghani den 60 Göttinger Examenskandidaten Kniffe und Tricks im Strafrecht beibringen.
"Wir wollen mit den Studenten immer eine persönliche Atmosphäre schaffen, deswegen duzen wir uns während der Kurse."
So persönlich wird es für Lars Borchert wohl in seinem Repetitorium nicht zugehen. Der 25-jährige studiert im sechsten Semester Jura und hat sich für das Repetitorium an der Universität angemeldet.
"Der kommerzielle Repetitor schickt mich praktisch nochmal in die Schule und zeigt mir, wie das geht. Die Uni setzt mehr auf Eigenverantwortung, was ich finde, man auch von Studenten am Ende ihres Studiums erwarten kann und erwarten sollte. Es geht eher darum, das man eigenverantwortlich an den Stoff rangeht und sich intensiver damit auseinandersetzt, als der Repetitor das von einem erwartet."
Nicht nur das verschulte Lernen schreckt Lars Borchert bei den privaten Repetitoren ab, sondern auch die Kosten.
"Weil die Repetitoren 150 Euro pro Monat von einem verlangen. Deshalb sollte sich jeder überlegen, was Examensvorbereitung wirklich bedeutet, was man dafür wirklich braucht und ob man es nicht wirklich ohne Repetitor kann."
Genauso wie Student Borchert ist auch Professor Joachim Münch an sein Examen vor 20 Jahren herangegangen. Der Vizepräsident der Universität Göttingen hat noch nie etwas von privaten Repetitoren gehalten. Deshalb hat er jetzt auch das Werbe- und Hausverbot für die privaten Anbieter der Repetitorien ausgesprochen. Handzettel, Flyer, Plakate: all das sollen die privaten Repetitorien auf dem Göttinger Campus nicht mehr an die Studierenden verteilen dürfen.15 Plakate hat Professor Münch an den Schwarzen Brettern im Göttinger Juridicum gezählt.
"Ein Werbeverbot gibt es schon relativ lange, wird aber von den kommerziellen Repetitoren missachtet und es ist der Versuch, da die Uni vor zwei Jahren ein neues, deutlich modernisiertes Repetitorium aufgelegt hat, sich von den kommerziellen abzusetzen."
Für dieses modernisierte Repetitorium der Uni setzt sich auch Lars Borchert ein. Dabei spricht er für viele seiner Kommilitonen. Denn zum einen zahlen alle pro Semester 500 Euro Studiengebühren, zum anderen:
"Erwartet der Student mittlerweile von der Universität, dass er nach dem Studium direkt ins Examen gehen kann und sagt nicht mehr und akzeptiert stillschweigend, das man in Führerscheinhöhe nochmal Geld investiert, um überhaupt das Examen passieren zu können. Denn es ist ja wirklich paradox, was im juristischen Studium passiert. Ich glaube, wenn man in anderen Studiengängen fragt, was man davon hält, fassen die sich doch lächelnd an den Kopf und stellen vielleicht auch das juristische Studium von der Grundkonzeption in Frage."
Gemeinsam mit ihren Professoren haben Lars Borchert und seine Kommilitonen jetzt eine Studienkommission gegründet. Das Studium und die Repetitorien sollen reformiert werden. Bei den Repetitorien sieht Professor Münch schon Verbesserungen.
"Ein extremer Vorteil der privaten Anbieter war, dass sie einen Jahreskurs angeboten haben. Ich habe sehr viele Gespräche in der Fakultät gehabt und wir haben uns als Hochschullehrer auch dazu durchgerungen dieses Modell nachzuvollziehen, sodass wir jetzt auch einen Jahreskurs anbieten."
Darüber hinaus wollen die Göttinger von den Hamburgern und Kielern lernen. Denn mit ihrer harten Linie gegen die privaten Anbieter steht die Universität Göttingen in Deutschland nicht alleine da, sagt Vizepräsident Joachim Münch.
"Ich weiß es aus Freiburg, wo es ähnlich gemacht wird aber es gibt sicherlich einige andere Universitäten auch, die nicht wollen, dass die kommerziellen Anbieter im Haus Werbung machen."
Die privaten Repetitoren gehen jetzt vor dem Göttinger Verwaltungsgericht in die nächste Runde, sagt ihr Vertreter Jussi Mamegahni. Seiner Ansicht nach liegt es schon in der Juristerei selbst begründet, dass der Streit unter den Rechthabern lange dauern kann.
Ob es jetzt das Hausverbot ist oder die Nutzungsuntersagung ist: Es gibt keinen Bereich, der sich so schwer reformieren lässt, wie der Juristische. Dann sind die Rechtehaber wieder unter sich, weil jeder meint, das sein Vorschlag der geeignete ist, um später für die Praxis vorzubereiten. So ist es immer nur ein Reförmchen, ändert aber nichts daran den Studenten so vorzubereiten, das er schon zu Beginn seines Studiums weiß, was ihn am Ende erwartet.